Mülheim. . In Mülheim gibt es mehr Bedarf als Flächen für neue Bauvorhaben. Größte Sorge bleibt laut IHK der akute Mangel an Platz für Gewerbe und Industrie.

Die Stimmung in der regionalen Wirtschaft ist gut. 92 Prozent der Mitgliedsfirmen der IHK Mülheim, Essen, Oberhausen (MEO) bewerten ihre wirtschaftliche Situation mit gut oder befriedigend. „Das ist ein positiver Aufwärtstrend, der seit einem Jahr anhält“, freut sich IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel. Nahezu jedes fünfte Unternehmen rechnet in diesem Jahr sogar mit einer nochmals verbesserten Geschäftslage. Drei Viertel der Betriebe sehen eine stabile Entwicklung für sich voraus. Und doch bleiben Sorgen.

Flächenreserven mobilisieren

Auch interessant

„Eines der drängendsten IHK-Themen ist der anhaltende Mangel an Industrie- und Gewerbeflächen in der MEO-Region“, betont Hauptgeschäftsführer Dr. Gerald Püchel. Nach Berechnungen der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr benötigt die MEO-Region bis 2030 zusätzlich rund 625 Hektar Gewerbe- und Industrieflächen. „Zur Verfügung“, so Püchel,“ stehen jedoch höchstens 206 Hektar. Mülheim habe keine freien Kapazitäten mehr. Die Städte sollten alle verfügbaren Flächenreserven mobilisieren und weitere Flächen ausfindig machen und für Gewerbe und Industrie ausweisen, fordert Püchel. Das sei Aufgabe der Politik, die Gegenwind aushalten müsse. „Nur so können Erweiterungswünsche erfolgreicher Betriebe und die Abwanderung von Arbeitsplätzen verhindert werden.“

Doch neue Flächen für Industrie und Gewerbe allein reichen aus Sicht der Kammer nicht, um in der Region erfolgreich zu bleiben. Die Bevölkerung wächst wieder. „Wir können nicht nach neuen Fachkräften verlangen, ohne den entsprechenden Wohnraum anbieten zu können“, so der Hauptgeschäftsführer. Die benötigten Neubauten für Mülheim lägen „spürbar über der absehbaren Bautätigkeit“ in den nächsten Jahren.

Neue Ideen und alte Vorstellungen

Die Städte bräuchten daher neue Ideen oder müssten alte Vorstellungen wieder reaktivieren, heißt es. Neben dem Ausbau von Dachgeschossen und die behutsame Verdichtung von bestehenden Wohngebieten denkt die IHK eben auch eine Bebauung mit Wohnhochhäusern, um den Bedarf zu decken. Dieser wächst auch durch den Zustrom von Flüchtlingen, die in Mülheim bleiben und arbeiten werden.

Fast 40 Prozent der Unternehmen sehen laut der aktuellen Umfrage in der MEO-Region große bis mittlere Chancen, Flüchtlinge in den regionalen Arbeitsmarkt integrieren zu können. Der Rest, 60 Prozent, erwartet dabei allerdings große Probleme. Hauptgründe dafür sind fehlende Deutschkenntnisse und ein unzureichender Ausbildungshintergrund. Dennoch: Für jedes vierte Unternehmen käme es in Frage, Flüchtlinge auszubilden, 18 Prozent wären sogar bei Erfolg zu einer Festanstellung bereit. Viele würden zumindest ein Praktikum anbieten. Allerdings, betont Jutta Kruft-Lohrengel, lehnt derzeit mehr als jedes zweite Unternehmen es ab, Flüchtlinge auszubilden oder fest einzustellen.

Zum Ausbildungsmarkt

Die Lage am Ausbildungsmarkt wird von der IHK derzeit kritisch gesehen: Insgesamt wurden 2120 Ausbildungsverträge in der MEO-Region bei der IHK eingetragen, das sind rund fünf Prozent weniger als im Vorjahr.

Vor allem in den gewerblich-technischen Berufen ist ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen – minus 14 Prozent; vor allem strukturelle und konjunkturelle Entwicklungen in unserem IHK-Bezirk spielten dabei eine Rolle, so die IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel.

Die IHK sieht auf dem Ausbildungsmarkt allerdings noch viel Bewegung: „Wir erwarten zum Ende des dritten Quartals die Zahlen des Vorjahres wieder zu erreichen.“ Erfreut stellt man bei der IHK allerdings auch fest, dass das Interesse junger Leute an Berufen im Maschinenbau groß ist. Ein Schnupper-Angebot der Unternehmen für Jugendliche sei rege genutzt worden.