Mülheim. Gespräch mit dem Vorstand der Deutschen Marktgilde, Prof. Gerhard Johnson, über die Pläne für den Innenstadt-Markt und die zunehmende Konkurrenz.
Herr Prof. Johnson, ist die Deutsche Marktgilde sich mit der Stadt Mülheim über den Wochenmarkt einig geworden?
Prof. Gerhard Johnson: Die Tinte unter dem Vertrag trocknet gerade. Wir werden ab dem 1. Juli vier Markttage in der Innenstadt durchführen. Davon wird an einem Tag der Markt auf dem Rathausmarkt stattfinden, und das zunächst ein Jahr lang. Dann sehen wir weiter. Es wird also keinen abrupten Wechsel von der Schloßstraße auf den Rathausmarkt geben. Unser Ziel ist es, dass künftig dort mehr Markt stattfindet. Welcher Tag das sein wird, werde ich in den nächsten Tagen mit den Händlern vor Ort besprechen.
Zur Person
Prof. Dr. Gerhard Johnson lehrte an der Hochschule Harz Betriebswirtschaftslehre. Unter anderem war er Leiter des Instituts zur Erforschung und Förderung des mobilen Handels.
Derzeit ist Johnson Vorstandssprecher der Deutschen Marktgilde. Diese organisiert und betreibt bundesweit Wochenmärkte. Aktuell ist sie an 125 Standorten mit 200 Märkten vertreten.
Unter den jetzigen Händlern gibt es große Bedenken gegen den Standort Rathausmarkt, auch eine Unterschriftenaktion läuft. Bereitet Ihnen das Sorgen?
Johnson: Zunächst einmal hat jeder Händler von uns das Angebot, an allen vier Tagen weiterzumachen. Wir wollen keinem den Arbeitsplatz wegnehmen. Was den Widerstand angeht, so ist dieser jedem Menschen in die Wiege gelegt. Ich bin mir nicht sicher, ob das eine einheitliche Front ist. Und Kunden sind zunächst einmal auch leicht zu steuern, wenn man mit Veränderungen kommt. Wir gehen behutsam vor, wollen auch eine Art Runden Tisch einrichten, an dem Manöverkritik wie Anregungen erwünscht sind.
Was ist ihr Ziel auf dem Rathausmarkt?
Johnson: Der Markt soll interessanter werden, vielfältiger, bunter. Wir planen auch Aktionen.
Was ist, wenn keiner der Mülheimer Markthändler mitmachen will?
Johnson: In den vergangenen 30 Jahren hat die Deutsche Marktgilde eine umfangreiche Datenbank aufgebaut. Wir schreiben Händler im Umkreis von 30 bis 40 Kilometern an und weisen auf die Möglichkeiten in Mülheim hin.
Derzeit besteht der Wochenmarkt auf der Schloßstraße aus gerade mal sieben, acht Ständen. Was schwebt Ihnen vor?
Johnson: Im ersten Jahr würden wir gerne auf zehn bis 15 Händler kommen. Auf dem Rathausmarkt sind bis zu 30 denkbar.
Wie bewerten Sie den Standort Schloßstraße?
Johnson: Die Räumlichkeiten sind begrenzt. Man könnte versuchen, noch zwischen den Blumenkübeln den einen oder anderen Stand unterzubringen.
An vielen Orten hört man, dass Wochenmärkte zu kämpfen haben. Was sehen Sie für Gründe?
Johnson: Es ist in der Tat schwieriger geworden. Die wachsende Konkurrenz durch die Supermärkte spielt eine große Rolle. Wenn jetzt auch noch der Online-Handel in den Lebensmittelmarkt einsteigt mit der Zusage, innerhalb von einer Stunde zu liefern, wird der Druck noch größer. Es sind aber auch gesellschaftliche Entwicklungen, die den Märkten zusetzen. Viele ziehen es inzwischen vor, im Supermarkt oder beim Discounter den verzehrfertigen Salat zu kaufen, wo sie nur noch die Tüte aufschneiden müssen. Es sind die Essgewohnheiten in Familien, die sich ändern oder auch die abnehmende Zeit, Essen zuzubereiten.
Wie groß sind die Rückgänge bei den Wochenmarkthändlern?
Johnson: In den vergangenen fünf Jahren sind je nach Ort und Markt Rückgänge von 30 bis 40 Prozent nicht selten. Das gilt bundesweit.
Was spricht für den Wochenmarkt?
Johnson: Ich spreche gerne von der Einkaufsalternative. Für mich ist der Wochenmarkt ein Supermarkt unter freiem Himmel mit einem Flair, das Sie in einem Gebäude nicht nachbauen können.
Die Deutsche Marktgilde betreibt 130 Wochenmärkte. Welche würden Sie als schön, gelungen, beliebt bezeichnen?
Johnson: Den Markt in Bonn und den in Dresden, wobei der in Dresden nicht in der Innenstadt liegt.