Mülheim. Mülheimer Landschaftsbeirat wurde vor 40 Jahren gegründet. Das Gremium wird bei wichtigen Entscheidungen beteiligt und kann auch sein Veto einlegen

Diejenigen, die den Schutz der Natur in der Stadt, der Landschaft und ihrer Tiere und Pflanzen ganz besonders im Auge haben, hatten am Mittwoch einen Grund zum Feiern: 40 Jahre Landschaftsbeirat der Stadt Mülheim. Geladen wurde ins Flughafenrestaurant nach Raadt. Wohl kein Zufall, denn das Flughafengelände auf der Grenze zwischen Mülheim und Essen dürfte schon in einigen Jahren Begehrlichkeiten wecken.

Dass die Natur bei den Bauplanungen nicht zu kurz kommt, ist eine Aufgabe des Beirates bei der Unteren Landschaftsbehörde, kurz Landschaftsbeirat. „Man muss solche Dinge mitdenken, Planungsfehler holt man ja nicht zurück“, sagt Dr. Peter Keil, der dem Gremium seit zehn Jahren vorsitzt. Von „Umweltgerechtigkeit“ spricht Keil gern, denn er weiß, dass Artenvielfalt und Biotopverbund bei einer enorm dichten Bebauung, wie sie einige Stadtteile im Zentrum aufweisen, schwer zu erhalten ist.

Seit 1975 Beiräte für Naturschutz und Landschaftspflege

Seit dem Jahr 1975 ermöglichte das neue Landschaftsgesetz Beiräte für Naturschutz und Landschaftspflege, „zur unabhängigen Vertretung der Belange von Natur und Landschaft“, wie es im Gesetz heißt. 16 ehrenamtliche Mitglieder sind sie im Landschaftsbeirat, paritätisch besetzt aus acht Vertretern der Umweltschützer (aus Verbänden wie BUND oder Nabu), die andere Hälfte stellen Vertreter der Naturnutzer, wie Landwirte, Jäger, Waldbauern oder Imker. Man ziehe heute meist an einem Strang, berichtet Keil – seit 1989 für den BUND im Beirat – auch wenn er sich noch gut an heftige Diskussionen erinnert, in den 1990ern, als es für Umweltschützer um kritische Projekte ging: die Landesgartenschau 1992, der Golfplatz in Selbeck.

Der Landschaftsbeirat wird bei wichtigen Entscheidungen der Landschaftsbehörde beteiligt, kann also auch sein Veto bei geplanten Bauvorhaben aussprechen. Dann müssen die Politiker entscheiden.

Kritisch sah der Beirat etwa das Zelten während des Reggae-Festivals auf den Ruhrwiesen, die im Naturschutzgebiet liegen, oder dass für eine Erlebnisgastronomie nahe der Aktienstraße ein (die Sicht behinderndes) Wäldchen weichen musste. Naturschutz geht im Ballungsraum nicht ohne Menschen, die Anspruch auf (Nah-)Erholung in der Landschaft haben. So setzte sich der Landschaftbeirat (vergeblich) für den Erhalt der Wanderwege-Verbindung hinter der ehemaligen Jugendherberge auf dem Kahlenberg ein. Auch hätte sich der Landschaftsbeirat bei den Ruhrbania-Planungen eine stärkere Berücksichtigung der alten Bäume in den ehemaligen Ostruhranlagen gewünscht, erinnert Beiratsvorsitzender Peter Keil.

Aktuell ist der Landschaftsbeirat etwa mit dem Weiterbau des Radwegs über die Ruhr bis zur Hochschule befasst: Die Bedürfnisse wärmeliebender Tier- und Pflanzenarten müssten beim Ausbaustandard berücksichtigt werden, ebenso die Fledermäuse, nennt Keil Beispiele. „Man muss das jetzt schon mitdenken“, erklärt er wiederum. Wenn die Ausschreibung erfolge, müsse klar sein, was man dort genau vorhabe.

Zwei Mitglieder der ersten Stunde

Der Landschaftsbeirat tagt etwa vier bis sechs Mal im Jahr. Die Sitzungen sind öffentlich. Die Beiratsmitglieder werden für denselben Zeitraum wie der Mitglieder des Stadtrats gewählt.

Die verschiedenen Verbände wie Nabu oder Fischereiverband schlagen ihre Kandidaten für den Beirat vor. Die 16 Mitglieder des Beirates werden vom Rat der Stadt gewählt. Peter Keil, der Vorsitzende des Landschaftsbeirates, ist ein Vertreter des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz). Sein Stellvertreter ist Hans-Jochen Keienburg vom Fischereiverband.

Keienburg gehört übrigens zu den Gremiums-Mitgliedern der ersten Stunde. Auch Elke Brandt vom Nabu (Naturschutzbund Deutschland) blickt auf 40 Jahre ehrenamtliche Arbeit im Landschaftsbeirat zurück. Je ein Vertreter des Beirates wird als sachverständiger Bürger in den Planungs-Ausschuss sowie in den Umwelt-Ausschuss entsandt, hat dort Rederecht, kann Stellungnahmen des Beirates vortragen und so an Entscheidungen mitwirken.