Mülheim. . Schon nach neun Monaten hat der iranische Flüchtling Mohammed Reza Jami einen regulären Arbeitsplatz ergattert. Jetzt muss er nur noch Asyl bekommen.

„Wie können Integration und sozialer Zusammenhalt gelingen?“ Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck beantwortete diese Frage bei einer Veranstaltung am Montag in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg so: „Am besten gelingen sie durch vorgelebte Erfolgsgeschichten.“ Eine solche ist die von Mohammed Reza Jami.

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Der 21-jährige Iraner lebt seit gut einem halben Jahr im Saarner Flüchtlingsdorf an der Mintarder Straße. Jetzt hat der Christ, der seine Heimat aus religiösen Gründen verlassen und ein Modegeschäft in der iranischen Hauptstadt Teheran aufgeben musste, einen Arbeitsvertrag bei Marcus Prünte unterschrieben. „Er ist freundlich und hoch motiviert“, sagt der Inhaber von vier Mülheimer McDonald’s-Restaurants über seinen neuen Mitarbeiter. Das merkt er schon daran, dass der junge Mann, der jetzt in Prüntes Schnellrestaurant an der Kölner Straße arbeitet, täglich eine halbe Stunde vor Dienstbeginn an seinem Arbeitsplatz erscheint, um sich mit seinen deutschen Kollegen zu unterhalten und jeden Tag ein oder zwei neue Vokabeln aufzuschnappen. Eine dieser neuen Vokabeln, die sich ihm während eines vierwöchigen Praktikums eingeprägt haben, ist das Wort „dauert“.

Sprachkurs plus Acht-Stunden-Schicht

An den Stress, der damit verbunden ist, dass es die meisten Gäste im Schnell-Restaurant eilig haben und es ihnen oft „zu lange dauert“, ehe Burger und Co. auf ihrem Tablett landen, musste sich Jami erst gewöhnen. Noch arbeitet Jami nicht im kommunikationsintensiven Kassenbereich, sondern vor allem in der Küche und als Helfer in der Lobby des Schnellrestaurants.

Doch Jami arbeitet hart daran, bald so gut Deutsch zu sprechen, dass er in allen Bereichen seines neuen Arbeitsplatzes eingesetzt werden kann. Deshalb besucht er, wie sein Kollege und Landsmann Mohammed Mousavi, mit dem er zusammen bei Prünte eine zunächst auf ein Jahr befristete Stelle gefunden hat, neben seinen Acht-Stunden-Schichten auch noch täglich einen vierstündigen Sprachkurs. Dort hatte ihn sein späterer Arbeitgeber auch kennen gelernt. Denn Prünte ließ sich von der Agentur für Arbeit als Sponsor eines interaktiven Computerlernprogramms (wir berichteten) gewinnen.

„Ich möchte arbeiten und Geld verdienen. Ich will kein Geld vom deutschen Staat nehmen“, sagt Jami. Solche Sätze sorgen bei seinem Chef „für eine Gänsehaut“, auch wenn Prünte weiß, dass Jami mit einem Stundenlohn von 8,60 Euro noch weit davon entfernt ist, ohne jede staatliche Unterstützung selbstständig leben zu können. „Aller Anfang ist schwer“, sagt Jami und beweist damit, dass er die eine oder andere deutsche Lebensweisheit schon verinnerlicht hat. Jetzt hofft er, dass sein Asylantrag bald bewilligt wird, damit er seine Zukunft in Deutschland langfristig planen kann.

Arbeitgeber-Service hilft gerne

„Bisher konnten wir nur ein gutes Dutzend Flüchtlinge wie Herrn Jami in einen festen Arbeitsplatz vermitteln. Aber sein Beispiel zeigt, dass dies möglich ist und für alle Beteiligten ein Gewinn sein kann“, betont Bereichsleiter Ralf Muss von der Arbeitsagentur. Entscheidend ist für Muss, „dass wir als Agentur die Chance bekommen, eine Begegnung zwischen Arbeitssuchenden und Arbeitgebern zu ermöglichen. Deshalb sollten sich alle interessierten Arbeitgeber ein Herz nehmen und über die kostenlose Rufnummer 0800/455 55 20 Kontakt zu unserem Arbeitgeberservice aufnehmen.“