Mülheim. . Ein von der Bildungsinitiative Ruhrfutur ermöglichtes Projekt soll Kinder aus geflüchteten und bildungsfernen Familien in die Kita bringen.

In Dortmund hat sich das Konzept bewährt; nun sollen auch in Mülheim sogenannte Kinderstuben eingerichtet werden. Angedockt an derzeit entstehende Flüchtlingsunterkünfte am Klöttschen und an der Oberheidstraße wollen die Verantwortlichen der Stadt nicht nur eine verlässliche Betreuung für Kinder im Kita-Alter bieten, sondern auch „intensive Elternarbeit“. Mülheim ist neben Dortmund, Gelsenkirchen und Herten eine Kooperationskommune, die das Konzept mit Ruhrfutur erarbeiten.

Bei ihrer täglichen Arbeit erfahren es die Mitarbeiter des Amtes für Kinder, Jugend und Schule immer wieder: Kindertagesstätten gehören zu den kulturellen Unterschieden und sind laut Jugendamtsleiterin Lydia Schallwig den meisten Flüchtlingen unbekannt. Die Kinderstuben, die laut Gesetz offiziell „Großtagespflegestellen“ sind, sollen das ändern. Bewusst werden sie in den neuen Unterkünften in Eppinghofen und Dümpten angesiedelt, um so eine räumliche Nähe zu schaffen, sagt Schallwig: „Durch die Betreuung vor Ort, in einer vertrauten Umgebung, ist es ein sehr niederschwelliges Angebot.“

Ruhrfutur ermöglicht Einrichtung

Das Konzept, das Freitag erstmals im Sozialausschuss vorgestellt wird und dann durch diverse Gremien geht, sieht pro Standort die Betreuung von bis zu neun Kindern „ab einem Jahr bis zum Eintritt in die Kita“ vor. Sie werden von 8 bis 14 Uhr von je drei Kindertagespflegepersonen betreut. Anschließend, von 14 bis 16 Uhr, sollen die Eltern dazukommen. Gerade das ist Lydia Schallwig wichtig: der Kontakt zu den Eltern, um etwa den Übergang in eine reguläre Kita zu glätten. Dabei kann sich das Team des Jugendamtes, das das Projekt koordiniert, durchaus vorstellen, auch Familien aus dem umliegenden Quartier einzubeziehen, die ihre Kinder bisher zu Hause betreuen. Gerade in Eppinghofen gebe es dafür eine Zielgruppe.

Neben Jugend- und Sozialamt (Sozialdienst ausländischer Flüchtlinge) ist der Evangelische Kirchenkreis als Partner dabei. Das Diakonische Werk wird laut Kirchenkreis-Sprecherin Annika Lante die Kindertagespflegepersonen und eine sozialpädagogische Fachkraft einstellen. Birgit Hirsch-Palepu, die die Abteilung Soziale Dienste bei der Mülheimer Diakonie leitet, sieht im „frühzeitigen Vertrautmachen mit Bildungsstrukturen“ einen wichtigen Beitrag zur Integration. Los soll es gehen, sobald die Unterkünfte fertig sind. Lydia Schallwig spricht da von „Juli oder August“.

Möglich ist die Einrichtung der Kinderstuben durch Ruhrfutur. Die Bildungsinitiative stellt laut Verwaltung bis November 2017 für das Projekt 80.650 Euro bereit. Die sind etwa für die Finanzierung der sozialpädagogischen Fachkraft (51.000 Euro) sowie für Einrichtungsgegenstände und Fortbildungen (25.000 Euro) bestimmt. Die sechs Kindertagespfleger werden, heißt es, „über das zu leistende Pflegegeld finanziert“.