Mülheim. .
Vertretern von Gelsenwasser, Medl und Stadt dürfte am Mittwochabend bei einer Informationsveranstaltung in der Stadthalle mächtig Gegenwind aufs Podium wehen: Bürger aus Alstaden, Duissern und Speldorf wehren sich gegen den Bau einer 149 Meter hohen Windkraftanlage am Styrumer Ruhrbogen.
Die in der Nähe wohnenden Bürger aus Oberhausen, Duisburg und Mülheim befürchten unzumutbaren Lärm und Verschattungen durch das geplante Windrad, das so hoch in den Mülheimer Himmel ragen würde wie nicht einmal annähernd ein anderes Bauwerk der Stadt (der Forum Tower als höchstes Gebäude der Stadt misst rund 74 Meter).
Verträge zur Grundstücksnutzung unterzeichnet
Erst jetzt hat die Stadt mit der Gelsenwasser AG und der Medl Verträge zur Grundstücksnutzung mit Windenergie- und Photovoltaikanlage unterzeichnet. Gleichzeitig und kurzfristig mit der Vollzugsmeldung zum Ratsbeschluss aus Dezember 2015 ging eine äußerst kurzfristige Einladung für Bürger in die Öffentlichkeit: Schon am Mittwoch, 29. Juni, informieren die zwei potenziellen Betreiber und die Stadt über ihr Gemeinschaftsprojekt im Festsaal der Stadthalle.
Kritiker an dem Projekt, mit dem die Stadt die Erzeugung regenerativer Energien und damit die lokale Energiewende vorantreiben will, sind gar schon den Weg zum Petitionsausschuss des Landtages gegangen. Dessen Mitglieder werden sich am Mittwochmorgen vor Ort ein Bild machen von dem „Windvorranggebiet“ und seiner Nähe zu umliegenden Wohnsiedlungen.
Bahnbrücke zu niedrig: Anlage muss kleiner ausfallen
Noch zum Ratsbeschluss im Dezember war ein 200 Meter hohes Windrad mit einer Stromproduktion von 9 Gigawattstunden geplant. Weil die Rotorblätter aber nicht unter einer Bahnbrücke am Kolkerhofweg transportiert werden könnten, wurde das Projekt nun kleiner angelegt.
Die Bürgerinitiative Ruhraue zweifelt an, dass die Anlage wirtschaftlich betrieben werden kann. „Wir rechnen es fortlaufend durch“, sagt hingegen Stephan Dohe von Gelsenwasser. Natürlich werde die Anlage profitabel sein. Sonst würde man das Invest nicht anstreben.
Die Bürgerinitiative Ruhraue agiert von Oberhausen-Alstaden aus und kämpft für den Erhalt des Naherholungsgebietes der Ruhrauen und gegen Schallimmissionen, Verschattung und Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch die Windkraftanlage. „Die Ruhrauen am Ruhrbogen sind das einzige Naherholungsgebiet im Oberhausener Westen“, schrieb BI-Sprecherin Sandra Jungmaier jüngst noch an den Petitionsausschuss. Solche Freiflächen würden immer weniger im Ruhrgebiet, deshalb gelte es sie zu schützen. Die Bürgerinitiative hält das Styrumer Windkraftprojekt nicht geeignet für eine „intelligente Energiewende“.
Fünf Gigawattstunden Strom pro Jahr
„Bei den zu erwartenden Energiemengen handelt es sich um einen absolut marginalen Beitrag zum Energieverbrauch der Stadt Mülheim“, schrieb Jungmaier dem Petitionsausschuss. Selbst bei idealen Bedingungen sei nur 1 Prozent des jährlichen Strombedarfs in Mülheimer Haushalten zu decken. Stephan Dohe von Gelsenwasser erwartet, dass die Anlage fünf Gigawattstunden Strom pro Jahr ins Netz einspeisen kann. Bei einem sparsamen Energieverbrauch von 2500 Kilowattstunden pro Jahr könnten damit 2000 Zwei-Personen-Haushalte versorgt werden.