Mülheim. . Mülheimer Jugendliche haben ein Musikvideo veröffentlicht, das die “Ausgrenzung“ thematisiert. Einige von ihnen leben mit Flüchtlingen zusammen.
Im Raphaelhaus wurde eine beliebte Reihe fortgesetzt: Zum dritten Mal kamen Jugendliche für ein Musikprojekt zusammen, das nicht nur Spaß bringen, sondern auch Standpunkte klar machen soll. Diesmal bewegte das Thema Flüchtlinge die Gruppe. Mit Gleichaltrigen, die ihre Heimat notgedrungen verließen, leben die Jungen und Mädchen im Kinderheim sogar unter einem Dach. Was alle verbindet: Sie wohnen getrennt von ihren Familien.
Wie bei den früheren Projekten sollte es ein HipHop-Video werden, selbst getextet, gerappt und mit professioneller Unterstützung produziert. Das gilt nicht nur für den Sound, sondern auch für den Film, der unter dem Titel „Der Weg ans Licht“ auf Youtube steht. Maßgeblich beteiligt war wieder Kevin Huch, der als Sozialpädagoge in der Außenwohngruppe auf der Heimaterde arbeitet. Er schickte eine Rundmail und hatte offenbar wenig Mühe, erneut Begeisterte für das neue Vorhaben zu finden. Sieben Jugendliche waren bei den Workshops am Start: Neben Teilnehmern aus dem Raphaelhaus sind auch Jugendliche aus dem St. Josefshaus in Essen-Kettwig dabei.
"Die Kinder hatten tolle Ideen"
Ihr erstes Treffen war der Themensuche gewidmet: „Wir wollten etwas Aktuelles aufgreifen“, berichtet der 17-jährige Christoph, letztendlich landeten sie bei Flüchtlingen („wir möchten Klischees untergraben, die Leute werden oft als Kriminelle hingestellt“), aber auch beim Mobbing, kurz: beim Gefühl von Ausgrenzung. Jeder schrieb seine eigenen Reime, als Kulissen für den Videodreh wählten sie eine Autobahnbrücke nahe der Flüchtlingsunterkunft in Essen-Holsterhausen und den Oberhausener Olga-Park.
Sponsoren für weitere Videos gesucht
Auf Youtube finden sich drei Musikvideos, die Jugendliche aus dem Raphaelhaus mit verschiedenen Partnern produziert haben: „RDA - Warum nehmt ihr diesen Weg?“ (2013), „Projekt Mübot - Deine Stadt, Dein Leben“ (2014) sowie aktuell „Der Weg ans Licht“.
Mit Hilfe von Spendengeldern könnten solche Projekte jährlich durchgeführt werden, erklärt Betreuer Kevin Huch. Derzeit sucht er Sponsoren für 2016. „Wenn
HipHop nicht mehr trägt, ist musikalisch auch eine andere Richtung möglich“, so der Sozialpädagoge. „Aber bislang fand es Anklang.“
„Reicht euch die Hände“, das ist die Botschaft der Jugendliche, ihr Refrain. Gelegenheit dazu haben sie auch im Alltag: Im Haupthaus an der Voßbeckstraße leben drei geflüchtete Jugendliche, die ohne Begleitung nach Deutschland kamen, zwei stammen aus Afghanistan, einer aus dem Irak. Die Jungs sind zwischen 14 und 17 Jahre alt. Als sie vor der Tür standen, berichtet Andrea Hörning, stellvertretende Leiterin des Raphaelhauses, hatten sie nur einen einzigen freien Platz. „Wir mussten überbelegen. Zwei Jungen wurden zunächst mit Reisebetten im Supervisionsraum untergebracht.“
Mit Hilfe der hauseigenen Kinder- und Jugendkonferenz, die bei manchen Fragen mitreden darf, wurden bald bessere Lösungen gefunden. „Die Kinder hatten tolle Ideen“, so Andrea Hörning, „einer verzichtete sogar auf sein Einzelzimmer, das er gerade erst bezogen hatte, und teilte den Raum.“ Die jungen Flüchtlinge wurden auf drei Wohngruppen verteilt, einer besucht inzwischen ein Berufskolleg, zwei gehen zum Gymnasium Heißen. Mehrere Dolmetscher helfen ihnen, mit der deutschen Sprache zurecht zu kommen. „Mittlerweile“, so die stellvertretende Leiterin“, „sind die Drei gut integriert und machen alles mit.“
Die Jugendlichen aus der HipHop-Gruppe bestätigen das. Im Raphaelhaus sind sie für die Neuankömmlinge zusammen gerückt.