Mülheim. . Mit Gesang, Plakaten, Bannern und deutlichen Worten des Protestes stellten sich rund 400 Mülheimer am Samstag gegen eine anti-islamische Mini-Demo.
Rund 400 Gegendemonstranten verschiedener politischer Couleur haben am Samstag Stellung gegen die Gruppe „Widerstand NRW“ bezogen. Auch der antifaschistische Widerstand hatte spontan auf einen Aufzug gegen den Islam, Terror und Flüchtlinge reagiert. Mit Hilfe von Telefonketten, Postings auf den Kanälen der Sozialen Medien und E-Mail-Verteilern konnten die Aktivisten viele Menschen in kurzer Zeit mobilisieren.
Linken-Politikerin Nina Eumann war tags zuvor bei Facebook auf den „Widerstand NRW“ gestoßen, hatte von der geplanten Kundgebung Wind bekommen und spontan gehandelt. „Ich war empört und habe sofort Kontakt zu Franziska Krumwiede-Steiner aufgenommen. Gemeinsam haben wir die Gegendemo organisiert.“ Die Politiker-Kollegin von den Grünen meldete umgehend die Kundgebung an und informierte die Öffentlichkeit darüber. „Wir wollen nicht, dass diese wirre Kombination von Leuten durch unsere Stadt zieht und wir wollen herausfinden, ob diesen Menschen bewusst ist, was die da tun“, teilte sie zum Start der Gegendemo über Megafon mit.
Uraufführung für Friedenssong
Mechtild Schlang, Lehrerin des Berufskollegs an der Lehnerstraße, komponierte kürzlich mit den Flüchtlingen der internationalen Förderklasse einen Friedenssong. Sie freute sich, dass dieser passend zum Anlass abgespielt und uraufgeführt wurde. „Es ist ein guter Weg, die Rechten mit Musik zu irritieren“, sagte die Pädagogin. Das Musikprojekt findet im Rahmen des europäischen Schülerwettbewerbs statt. „Mülheim ist Frieden und Freiheit für mich, hier bin ich sicher, hier bin ich ich“ lautet eine Strophe des Liedes, das mit einem Chor aus dem italienischen Como untermalt ist.
Ex-OB Dagmar Mühlenfeld, stellvertretende Vorsitzende der SPD Mülheim, war mit von der Partie und sprach parteiübergreifend für die anwesenden Gruppierungen der DKP, des Bundes der Antifaschistinnen und Antifaschisten Mülheim (VVN), der Jusos, der Linken, der MLPD und der Grünen: „Wir haben gemeinsam sehr positive Erfahrungen mit Gegendemos gemacht und sind in der Vergangenheit schon öfter mit schnellen Antifa-Bündnissen aufgetreten, unsere Positionierung ist ganz klar deeskalierend. Für mich ist es wichtig, dass das gesamte demokratische Mülheim Flagge zeigt. Wir sind eine bunte, internationale Stadt.“ Alle anwesenden Politiker freuten sich resümierend, dass so kurzfristig innerhalb von weniger als 24 Stunden so viele Menschen zusammenkamen.
Kaum jemand wollte Rechtspopulisten zuhören
Der Veranstalter des rechten Aufzugs hingegen hielt am Hafenbecken von Ruhrbania vor wenigen Zuhörern einen Monolog. Ferdinand Gerlach aus Gladbeck, auch einer der Haupt-Organisatoren von Widerstand NRW und Mitglied der rechten Splitterpartei „Die Freiheit“, ließ sich von dem geringen Interesse nicht beirren: „Unser Gesetzbuch muss eingehalten werden und eine kontrollierte Einwanderung gewährleistet werden.“ Gerlach ist der Meinung, dass nur zwei Prozent der Flüchtlinge einen triftigen Asylgrund hätten.