Mülheim. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft gab das Startsignal für eine neue Etappe des Radschnellwegs. Die Hochpromenade will auch zum Verweilen einladen.
Es sind nur 600 Meter auf dem Radschnellweg, für die Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und ihr Bauminister Michael Groschek mit dem Spatenstich gestern das Startsignal für den Bau gaben. Aber es ist eine Strecke, die es in sich hat. Sie verbindet den Hauptbahnhof mit der Ruhrpromenade und verläuft auf dem historischen Bahnviadukt. Die Hochpromenade ermöglicht auch Fußgängern und Joggern ein völlig neues Stadterlebnis durch interessante Ausblicke. Mit 5,3 Millionen Euro hat dieser Logenplatz aber seinen Preis.
Von den Kosten trägt das Land 3,7 Millionen Euro aus Städtebaumitteln, 1,6 Millionen der Regionalverband Ruhr. Mehrere Sitzgelegenheiten und ein Stadtbalkon am Marktplatz werden zum Verweilen einladen. An der Löhstraße werden Fußgänger die Hochpromenade über eine neue und in der Nähe der Ruhrpromenade über die bestehende Treppe erreichen können. Hier wird auch ein Fahrstuhl gebaut, da der Platz für eine Rampe nicht ausreicht. Vorbereitende Arbeiten für den Lift zum Radschnellweg (RS1) sind im Gang.
184 Millionen Euro für 101 Kilometer
Normalerweise sind Spatenstiche die Sache des Ministers, doch in ihrer Heimatstadt ließ es sich Kraft nicht nehmen, den Startschuss für das innovative Projekt zu geben. „Hier geht es voran, hier wird an der Zukunft gebaut“, freute sich die 55-Jährige. Der Impuls kam aus dem Kulturhauptstadt, als die A 40 gesperrt war. Da wurde deutlich, „es ist gut, wenn wir Raum schaffen für diese Form der Mobilität.“ Die Kosten für den Radschnellweg, der Duisburg und Hamm verbinden wird, habe auch sie überrascht: 184 Millionen für 101 Kilometer. „Aber es ist sehr gut angelegtes Geld. Kosten und Nutzen stehen in einem sehr guten Verhältnis“, stellt Kraft mit dem Verweis auf die Machbarkeitsstudie fest. Bislang liegt der Radverkehrsanteil in der Stadt bei mageren vier Prozent der Wege, der deutlich gesteigert werden soll.
Welches Potenzial in diesem Radweg steckt, zeigt sich für Oberbürgermeister Ulrich Scholten bereits in der Strecke zwischen Essener Stadtgrenze und Hauptbahnhof, die erst im November freigegeben worden ist. Er machte aber auch deutlich, dass sich die Förderung des Radverkehrs nicht nur auf diese Strecke beschränkt. „Der Radweg bildet für uns das Rückgrat eines neuen Radverkehrssystems, das wir Zug um Zug mit schon vorhandenen und noch zu schaffenden Rippen mit den Stadtquartieren verbinden“, kündigte er an. „Mitten durch die Stadt wird die Aufenthaltsqualität einen hohen Stellenwert haben, ohne jedoch auf die Vier-Meter-Trasse für die Radfahrer zu verzichten“, betonte er weiter. Allerdings ist davon auszugehen, dass Fußgänger hier im weitaus höheren Maß den RS 1 benutzen werden, so dass gegenseitige Rücksicht gefordert sein wird.
Im kommenden Jahr, möglicherweise schon parallel zu den noch laufenden Arbeiten, soll von der anderen Ruhrseite ausgehend der nächste Bauabschnitt in Angriff genommen werden, der in 2018 dann endlich auch die Hochschule mit der Innenstadt und dem Hauptbahnhof verbinden soll.