Weniger Autos, dafür deutlich mehr Fahrradfahrer und Fußgänger sieht Bau- und Planungsdezernent Peter Vermeulen in zehn Jahren in Mülheim. „Dieser Wandel ist bereits heute auf der neuen Radwegtrasse auf der ehemaligen Rheinischen Bahn erkennbar – weil die Leute sie annehmen und schätzen“, sagte er in einer Gesprächsrunde mit dieser Zeitung.
Mit dem Sprung über die Ruhr zur Müga und zur Hochschule Ruhr West würden weitere Stadtteile angeschlossen und neue kurze Verknüpfungen entstehen. „Wir könnten im Jahr 2030 Jahren einen autofreien Stadtkern mit Parkplätzen an den Rändern haben“, blickt Vermeulen nach vorn und zieht Vergleiche mit Städten in den Niederlanden. Die Entwicklung sei bereits erkennbar. Der Abschied von Gewohnheiten falle jedoch vielen schwer. „Wir werden das nur in mehreren Schritten erreichen.“
Mit dem Abreißen des ehemaligen Kaufhofgebäudes ab Juli wird die Schollenstraße gesperrt. Dann können Autos nicht mehr von der Friedrich-Ebert- und der Wallstraße Richtung Schloßbrücke fahren, „weil die Fläche für die Baustelleneinrichtung gebraucht wird“. Auf der Leineweberstraße hielten sich die meisten Autofahrer an Tempo 20 km/h, was nach der Umgestaltung bleiben sollte, sagte der Planungsdezernent.
Vermeulen plädiert für weitere Radwege – unabhängig von den Straßen. „Ein paar weiße Striche auf Fahrbahnen helfen wenig. Die Menschen möchten im Grünen radeln, möglichst ohne Straßen zu kreuzen. Das ist Lebensqualität.“ Dafür brauche die Stadt allerdings Grundstücke. Um diese zu bekommen, schlägt der Baudezernent einen Tausch vor. „Die Stadt besitzt Flächen, die sie abgeben und dafür im Gegenzug Wegetrassen bekommen kann. Das ist eine Chance. Mit dem Kämmerer habe ich verabredet, dass wir gemeinsam ein entsprechendes Konzept entwickeln.“ Neben dem Radschnellweg sollen durch die Stadtteile weitere Radwege entstehen, „die die Leute auch zum Einkaufen nutzen werden, wenn wir die Stadtmitte, die Stadtteilzentren sowie Marktstandorte daran anbinden“.
Für den östlichen Innenstadtbereich zwischen Ruhr und Schloßstraße sieht Vermeulen einen Aufwärtstrend. „Auf dem Kaufhofareal wird es neue Impulse geben. Mit dem ehemaligen Woolworth-Gebäude plant ebenfalls ein neuer Besitzer. Investoren bringen nicht so viel Kapital mit, wenn sie nicht davon überzeugt wären, dass sich ihr Einsatz in Mülheim lohnt und rentiert“, betont er. „Wie gut das funktioniert, können Sie am Stadthafenbecken und auf der Ruhrpromenade sehen. Da ist richtig viel los. Die Mülheimer haben diese citynahen Aufenthaltsplätze angenommen. Von dort wird es eine weitere Ausstrahlungen Richtung Schloßstraße geben.“