Mülheim. . Mit KWK-Technik will Siemens an seinem Produktionsstandort Mülheim im Jahr 1900 Tonnen CO2-Ausstoß vermeiden. Die Stadt hofft auf Nachahmer.

Wenn das Vorbild Siemens Schule mache, frohlockt Ulrike Marx als Koordinatorin für die energetische Stadtentwicklung, könne das Ziel doch erreicht werden, den CO2-Ausstoß – ausgehend von 1990 – bis zum Jahr 2030 zu halbieren. Siemens hat am Montag am Standort Rheinstraße (Hafen) ein modernes Blockheizkraftwerk eingeweiht, mit dem große Teile des eigenen Strom- und Wärmebedarfs klimafreundlicher als bisher erzeugt werden.

Jeweils 1,2 Megawatt Strom und Wärme erzeugt das neue Kraftwerk, das mit Erdgas gespeist wird und einen Wirkungsgrad von 87,8 Prozent erreicht. Allein in den ersten vier Monaten des Betriebs, so Thomas Fath von der Standortleitung, habe die moderne Anlage dafür gesorgt, dass 918 Tonnen des Klimakillers CO2 eingespart werden konnten. Der Konzern rechnet vor, dass dies 157 Erdumrundungen mit einem Dieselfahrzeug (5,5 Liter, 100 kW) entspreche. Im Jahr soll eine Einsparung von 1900 Tonnen zusammenkommen. Rund 44 Prozent des eigenen Stromverbrauchs kann Siemens mit dem Blockheizkraftwerk decken. RWE als Stromnetzbetreiber hat extern Zugriff auf das Kraftwerk, kann es zur Netzstabilisierung innerhalb von fünf Minuten hoch- und runterfahren.

2,3 Millionen Euro für mehr Energieeffizienz investiert

Zusammen mit einer Optimierung der Wärmeverteilung, der Ergänzung des Kraftwerks durch einen Pufferspeicher und einer neuen, deutlich energieeffizienteren Lüftung für die Kantine sind 2,3 Millionen Euro investiert worden. Als Contracting-Partner hat Siemens Buildung Technologies (BT) all das vorfinanziert. Getilgt wird es durch die enormen Kosteneinsparungen am Werksstandort. „Beim Mülheimer Blockheizkraftwerk“, so Udo Bremer als Leiter der BT-Region West, „wird sich die Investitionssumme in knapp vier Jahren amortisiert haben.“ Dabei garantiere BT als Partner die Energieeinsparung qua Vertrag.

Das Klimaziel liegt noch weit entfernt

Laut aktuellem Bericht zur energetischen Stadtentwicklung wurden die CO2-Emissionen im Stadtgebiet im Zeitraum von 1990 bis 2012 erst um 17,7 Prozent reduziert. Folglich ist noch eine große Kraftanstrengung zu leisten, will die Stadt ihr Klimaziel erreichen (-50 %).

Die Stadt betreibt einige Projekte zum Klimaschutz. So wollen Gelsenwasser AG und Medl auf der Deponie Kolkerhofweg in Styrum eine Windenergieanlage aufstellen. In Heißen, Dümpten und in der City gibt es Modellquartiere zur energetischen Stadtentwicklung.

Matthias Kabus von der Energieagentur NRW, die das Projekt bei Siemens begleitet hat, sagte, das Land NRW setze für das Erreichen seiner Klimaziele „große Hoffungen in die Kraft-Wärme-Kopplung“ (KWK). So habe es ein 250 Millionen Euro schweres KWK-Impulsprogramm gestartet. Der Markt greife die Potenziale zur Energieeinsparung vermehrt auf, wenn auch durch bundesgesetzliche Neuerungen zuletzt abgeschwächt. „Es dient nicht nur dem Klimaschutz“, so Kabus, „sondern auch dem Geldbeutel des Unternehmens.“

„Ohne unsere Industriebetriebe haben wir keine Chance, die Klimaziele zu erreichen“, warb Ulrike Marx vom Technischen Rathaus für Nachahmer des Siemens-Projekts, das Leuchtturm-Charakter für Mülheim habe. Durch KWK in produzierenden Unternehmen ließe sich eine massive CO2-Einsparung realisieren. Das helfe ungemein, schließlich verantworte die Industrie rund ein Viertel des CO2-Ausstoßes.