Mülheim. Der Umzug der Essener Service-Sparte mit 400 Mitarbeitern ist beschlossene Sache. Siemens baut an der Rheinstraße eine Werkstatt und Bürogebäude neu.

Zwischenzeitlich schien es zur Wackelpartie geworden zu sein, jetzt ist es beschlossen: Siemens siedelt seinen Turbinen- und Generatorenservice samt 400 Mitarbeitern von Essen nach Mülheim um. Das Betriebsgelände am Hafen soll um eine Werkstatt mit angeschlossenem Bürotrakt erweitert werden. Gleichzeitig bleibt es dabei: Im Mülheimer Bestand sollen innerhalb der nächsten vier Jahre 348 Arbeitsplätze wegfallen.

Die am hiesigem, dem größten NRW-Standort von Siemens ersehnte Positivnachricht für einen Ausbau zum „Turbinen- und Generatoren-Servicecenter NRW“ erreichte die Belegschaft am Montag während einer Betriebsversammlung. Die Immobiliensparte Siemens Real Estate ist mit der Bauplanung beauftragt. Sie prüft, ob für die Neubauten eine ältere, kleine Halle niedergerissen wird. Angaben zur Zeitplanung noch zur Investitionssumme gibt es nicht.

"Mit den Essener Kollegen bekommen wir neue Kompetenzen"

Nach Aussagen von Oliver van der Herten, Vertrauensmann bei der Essener IG Metall, soll die Eigenständigkeit der Essener Betriebseinheit für fünf Jahre zugesichert sein. Der Betriebsrat der Essener, Dieter Kupferschmidt, äußerte sich zuversichtlich, dass der bisher in Rede stehende Abbau von 60 Arbeitsplätzen im Werk Essen deutlich reduziert werden könnte.

Mülheims Betriebsratsvorsitzender Pietro Bazzoli äußerte sich positiv zur Service-Verschmelzung. Ohnehin sei der Standort am Hafen durch die jüngsten Investitionen mit neuester Infrastruktur aufgestellt. „Mit den Essener Kollegen bekommen wir jetzt noch mal neue Kompetenzen hinzu.“ Ein Siemens-Sprecher zählte die erhofften Effekte auf: „Dadurch werden schnellere Bearbeitungszeiten, einfachere Logistikprozesse, Kosten- und Qualitätsvorteile erzielt.“

"Absolute Zerrissenheit" in der Betriebsversammlung

„Jubelstimmung hat es bei der Belegschaft gleichwohl nicht gegeben“, so Bazzoli mit Blick darauf, dass der Konzern andererseits die Umsetzung des Stellenabbaus am Standort gemäß Interessenausgleich forciert. „Aktuell gehen die Führungskräfte auf die Mitarbeiter zu“, so Bazzoli. Bis spätestens Februar 2017 sollen sich jene 348 Beschäftigte gefunden haben, die bereit sind, über verschiedene Wege des sozialverträglichen Stellenabbaus bis September 2020 den Job bei Siemens aufzugeben.

Dass bis dahin noch vier Jahre Zeit sind, begrüßt Bazzoli. „Das verschafft uns Zeit, um die Mitarbeiter hoffentlich in Lohn und Brot halten zu können.“ Helfen dabei soll auch eine konzerneigene Transfergesellschaft, die Aus- und Weiterbildungen, Jobvermittlung, auch Gründerbegleitung anbietet. Hier die Erweiterung, dort die Stellenstreichungen – Bazzoli beschrieb die Stimmung während der Betriebsversammlung mit „absoluter Zerrissenheit“.

Einerseits habe die Standortleitung die Mitarbeiter für deren Engagement insbesondere für den Rekordauftrag aus Ägypten gelobt, andererseits die Botschaft verbreitet: Die Unsicherheiten am Markt der Kraftwerkstechnik machten Einschnitte unumgänglich.