Mülheim. Jürgen Brinkmann von der Fotogruppe Creativfoto Rheinruhr gratuliert der Stadthalle zum 90-jährigen Bestehen mit einem bunten Bilderbogen.
Es ist die ungewohnte Sichtweise, das Spiel mit Perspektiven, ein Detail, herausgegriffen und mit der Linse inszeniert – all das macht die Fotos, die Jürgen Brinkmann aufnimmt, so interessant. Der 71-Jährige ist seit Jahrzehnten begeisterter Fotograf, hat in den 60er-Jahren mit Analog-Kamera und Entwicklung im heimischen Badezimmer angefangen und unternimmt mittlerweile regelrechte Streifzüge durch Mülheim und Umgebung. „Motive bekommt man nicht geschenkt, man muss sie sich erarbeiten“, sagt Jürgen Brinkmann, der beruflich in der Stahlindustrie tätig war und die Fotografie als Ausgleich sah.
„Oft ist weniger mehr“, sagt der Ruheständler über seine Vorgehensweise, um Entdecktes festzuhalten. So genügt beispielsweise ein Barhocker, in dessen silbernem Fuß sich die blaue Beleuchtung der Bar spiegelt, um ein interessantes Motiv zu werden. Für jedes Jahr nimmt er sich gezielt Projekte vor, in diesem Jahr wird das etwa eine Hommage an den amerikanischen Maler Edward Hopper sein, als Dauerthema beschäftigt sich Jürgen Brinkmann mit alten Gewerken. So ein Programm gebe dem Fotografieren eine Struktur. „Ich mache mir im Voraus Gedanken, wie man einen bestimmten Gegenstand oder eine Situation fotografieren könnte und bereite mich darauf vor“, sagt Jürgen Brinkmann.
Wendeltreppe bis zum Himmel
Gezielte und durchaus liebevolle Blicke hat Jürgen Brinkmann, Mitglied der Fotogruppe Creativfoto Rheinruhr, auch auf die Stadthalle geworfen. Immerhin habe die „alte Dame“, wie er das imposante Gebäude am Ruhrufer nennt, auch schöne innere Werte. Etwa die Wendeltreppe, die sich im Foto bis in den Himmel zu winden scheint, oder die roten Sitze, die aus der richtigen Perspektive und mit entsprechendem Lichteinfall aufgenommen, beinahe geheimnisvoll wirken.
Vor rund zwei Jahren startete Brinkmann mit seiner Serie und nutze die Gelegenheit, so oft wie möglich in der Stadthalle zu fotografieren – Kontakte zur MST machten auch Blicke hinter die Kulissen möglich. „Die Stadthalle ist es wert, beachtet zu werden“, findet Brinkmann, der nach beruflichen Stationen in Stuttgart und Bielefeld erst seit 2007 in Mülheim lebt. Das traditionsreiche Veranstaltungshaus an der Ruhr sei außergewöhnlich. „Den Stil gibt es so nicht mehr und der wird dort erhalten.“
Am Rande einer Ausstellung seiner Fotogruppe, die gerade im Medienhaus zu Ende gegangen ist, kündigt Brinkmann an: „Irgendwann möchte ich die Stadthallen-Bilder auch ausstellen.“ Zunächst aber, soviel steht fest, besucht er die Ausstellung mit historischen Fotografien der Stadthalle aus ihrem Eröffnungsjahr 1926, die heute eröffnet wird (siehe Text unten). Für den passionierten Foto-Freund keine Frage: „Da gehe ich hin.“
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Austellung gibt Einblicke in die Anfänge der Stadthalle
Historische Fotografien aus dem Eröffnungsjahr der Stadthalle zeigen die Innenarchitektur von 1926 – zu sehen sind sie ab dem heutigen Samstag, 9. Januar, in der Ausstellung „Räume festlicher Stimmung“ im Haus der Stadtgeschichte. Gezeigt werden historische Aufnahmen aus den Beständen des Stadtarchivs, die die Originalausstattung des Innern der Stadthalle von 1926 widerspiegeln. Die dokumentarisch eindrucksvollen Ansichten vermitteln Raumeindrücke, Gestaltungselemente und technische Details einer Innenarchitektur, die vor 90 Jahren zu der modernsten und avantgardistischsten ihrer Zeit zählte, beschreibt der Leiter des Stadtarchivs Kai Rawe.
Die Ausstellung „Räume festlicher Stimmung“ wird am heutigen Samstag, 9. Januar, um 11 Uhr durch den Oberbürgermeister Ulrich Scholten im Haus der Stadtgeschichte, Von-Graefe-Straße 37, eröffnet. Zu sehen sein werden die historischen Fotografien bis zum 15. April, montags bis freitags in der Zeit von 9 bis 20 Uhr.