Mülheim. Täglich besuchen 650 Bürger die VHS in Mülheim. Der Bereich der kulturellen Bildung ist gefragter und größer geworden.

Vielleicht kommt die in den 90er Jahren belächelte Krawattenmalerei ja auch zurück, so wie das Stricken, Häkeln und die Hippie-Mode jetzt wieder total angesagt sind. Jedenfalls sind die Kreativ-Kurse der Volkshochschule im Laufe der Jahre ein starker Faden im Netzwerk der kulturellen Bildung geworden. Der Bereich ist im Sinne der ganzheitlichen Horizonterweiterung qua Gesetz anerkannt. „Als lebensgestaltende Bildung sind die Kurse fester Bestandteil im Weiterbildungsgesetz“, betont VHS-Leiterin Annette Sommerhoff.

Was das zunehmende Interesse an bereichernder Lebens-Gestaltung im Weiterbildungskanon betrifft, kann Mülheim den Rest der Republik sogar noch toppen: Während die kulturelle Bildung nach Sprach-Kursen und Gesundheit im Bundesdurchschnitt den dritten Platz belegt, rangieren die Kreativ-Angebote in Mülheim an zweiter Stelle gleich hinter den Sprachen. „Der kreative Bereich ist im Laufe der Jahre größer und gefragter geworden“, weiß Nicole Linau. Neben der breiten Palette an Kursen und Workshops, darunter Malen und Zeichnen, Bildhauerei und Gestalten, Musik und Gesang, Theater und Literatur und die stets florierende Fotografie, ist neu Handwerkliches wie ein Tischlerkurs und Nähen hinzugekommen.

Allein über 100 Angebote stehen bei der diesjährigen Sommerakademie zur Auswahl in Zusammenarbeit mit den Partnerstädten Duisburg, Oberhausen und Essen. „Es ist eine wichtige Marke geworden“, sagt Bereichsleiterin Nicole Linau: „Wir haben mit 18 Veranstaltungen angefangen, jetzt sind es 103.“ Und diesmal gibt’s ein kleines Jubiläum zu feiern: Zehn Jahre Sommerakademie im Dome-Verbund.

Über die Kirchtürme hinweg

Die Kooperation der Volkshochschulen über die Kirchtürme hinweg ist im Zuge der städtischen Sparhaushalte ein politisches Anliegen. Auch in anderen Programmbereichen, so Annette Sommerhoff, gebe es Absprachen mit den anderen Städten. „Das klappt sehr gut.“ Weiter gearbeitet werde am Projekt der Digitalisierung.

Nach der Premiere in Mülheim im vergangenen Jahr endet die Sommerakademie zum zweiten Mal mit einem Campus, Kunst, Tanz und Theater vom 18. bis 21. August, diesmal im Kulturforum Essen-Steele. Davor steht die breite Palette an Kursen und Workshops aus allen Bereichen der künstlerischen Praxis an bewährten und neuen Orten in den vier Städten, darunter ein Malkurs im Mülheimer Kunstmuseum, Bildhauerei im Atelier von Kuno Lange im malerischen Rumbachtal, ein Foto-Workshop in der Camera Obscura und kreatives Schreiben samt Picknick im Müga-Park.

Wenn die Sommerakademie ansteht, „gibt es Menschen, die sich dafür bewusst Urlaub nehmen“, weiß Nicole Linau. Die VHS ist bei den Mülheimern insgesamt beliebt. „Wir merken, dass die Menschen hinter uns und diesem Ort stehen“, sagt Annette Sommerhoff. Von Teilnehmern, „die schon seit zehn Jahren dabei sind“, berichtet auch Anja Steffen. Die Dozentin des Malkurses unterrichtet im lichten Atelier auch solche, die kaum Deutsch sprechen. „Malen braucht keine Sprache“, sagt Steffen. Quer durch alle Bildungsschichten, Nationen und Generationen treffen sich die Mülheimer in „ihrer“ Volkshochschule. Und so soll es auch sein, betont Sommerhoff: „Die VHS soll als Ort der Begegnung das Miteinander fördern.“