Mülheim. . In den nächsten Jahren sollen Bürger im großen Umfang beraten werden, was sie tun können, um das Klima in der Stadt zu verbessern. Ein erster Schritt.
Die Unwetter in diesen Tagen sind für das städtische Umweltdezernat erneut ein Beweis dafür, wie dringend auch lokal am Klimaschutz gearbeitet werden muss. Die Halbierung des CO²-Ausstoßes bis zum Jahr 2050 ist das Ziel. Um das zu erreichen, sagt Ulrike Marx, Klimakoordinatorin der Stadt Mülheim, müsse deutlich mehr als bisher getan werden. Sie plädiert vor allem für eine Wärmewende in der Stadt.
Die Hälfte der in der Stadt verbrauchten Energie geht für die Wärmeerzeugung drauf, 25 Prozent für den Verkehr. Daher sieht man im Umweltdezernat gerade in den beiden Bereichen die größten Chancen, etwas für den lokalen Klimaschutz zu tun.
Zehntausende von städtischen Daten wurden in den vergangenen Jahren erhoben, um heute genau sagen zu können, in welchem Quartier welche energetischen Schwachpunkte liegen und was getan werden müsste. Da sind etwa die vielen tausend Gebäude aus den 50er und 60er Jahren, wo allein schon durch den Wechsel des Energieträgers von Strom auf Gas der CO²-Ausstoß halbiert werden könne, so Ulrike Marx.
Klimamanager beraten Bürger neutral
Dabei sei das nur ein Beispiel dafür, was im eigenen Heim getan werden könnte. Eine „aufsuchende Beratung soll künftig zunächst in den drei Stadtteilen Dümpten, Heißen und Innenstadt erfolgen. Es sind Klimamanager, die neutral die Bürger vor Ort beraten sollen – nach Absprache und Anmeldung. Es werden, so Ulrike Marx, sehr individuelle Beratungen sein, die natürlich die finanziellen Möglichkeiten der Bürger berücksichtigen würden. „Manchmal bringt schon der Austausch einer Pumpe viel.“
Die umfangreiche Datensammlung, so Umweltdezernent Peter Vermeulen, versetze die Stadt in die Lage, nun auch Fördermittel zu beantragen. Mit dem Geld sollen dann die Klimamanager finanziert werden. Einbezogen würde auch der städtische Energiedienstleister Medl.
Klimaschutz kann man nicht verordnen
Energieverbrauch, Mobilität, Lebensstile und Natur im Stadtgebiet – das sind die großen Themen der Energetischen Stadtentwicklung für die nächsten Jahre. „Klimaschutz kann man nicht verordnen. Er muss in den Köpfen der Menschen entstehen“, betont der Umweltdezernent. Ihm schwebt eine „klimaneutrale Stadt“ vor, die keine Ressourcen verbraucht, sondern nachhaltig wirkt. Um das zu erreichen, will er vor Ort auch vermehrt regenerative Energie erzeugen. Wasserkraft gebe es schon, Windkraft folge, der Ausbau von Photovoltaik sei geplant: „Wir brauchen hier eine Solar-Offensive.“ Vor einigen Jahren noch, so Ulrike Marx, produzierte jeder Bürger in Mülheim rund 14 Tonnen CO² im Jahr, jetzt sind es zehn, das Ziel liege bei zwei Tonnen.
Oberbürgermeister Ulrich Scholten macht die lokale Klima- und Energiewende auch zu seinem Thema. So wird in seinem Referat eine neue Geschäftsstelle – kostenneutral – aufgebaut, die das bisherige Agendabüro und die Klimaschutz-Initiative vereint. Die Finanzierung ist für fünf Jahre gesichert. „Das Thema ist so umfassend und wichtig, sagt Scholten, dass möglichst viele Akteure aus unterschiedlichsten Bereichen eingebunden werden sollen. Die Energiewende, so der OB, sollte von den Bürgern vorangetrieben werden.