Mülheim. . Bei der Therapie setzen die Ärzte im Evangelischen Krankenhaus Mülheim keineswegs nur auf Chemo und Strahlen. Chefarzt: Wichtig ist, was gut tut.
Wer denkt nicht sofort bei Krebs an Chemotherapie, an Strahlen und vor allem auch an Nebenwirkungen, wenn es darum geht, den Feind im Körper zu besiegen? Doch Therapie kann weit mehr sein und sich jenseits der altbekannten Methoden abspielen, wie der Chefarzt der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin im Evangelischen Krankenhaus, Privatdozent Dr. Jan Schröder, sagt. Ein ganzes Feld an komplementären Behandlungsmethoden steht Ärzten und Patienten zur Verfügung. Darum geht es beim nächsten WAZ-Medizinforum am Samstag, 11. Juni.
„Es geht stets in der Behandlung um das Wohlbefinden“, sagt Schröder. Zusammen mit dem Patienten wird eine sogenannte Wohlfühlliste erstellt: Was tut mir gut, was empfinde ich als unangenehm? Der Patient schreibt es nieder. Was ihm gut tut, findet Anwendung. Selen-Therapie, Mistel-Therapie, Chi Gong, Yoga, überhaupt Sport – es gibt ein riesiges Spektrum, das bei Krebs Anwendung finden kann. Es muss nicht nützen, kann aber. Von Mensch zu Mensch sei das verschieden. „Wir wissen natürlich auch, was sinnlos ist oder sogar schädlich und warnen davor“, betont Schröder. Vieles werde bei Krebs auf dem Markt auch angeboten, das definitiv eher wirtschaftliche statt medizinische Interessen verfolge.
Ärzte haben Lotsenfunktion
„Wir Ärzte haben dabei eine Art Lotsenfunktion“, sagt Dr. Sebastian Balleisen, Leitender Oberarzt im Evangelischen Krankenhaus in Oberhausen, der ebenfalls beim Medizinforum referieren und Fragen beantworten wird. Dabei geht es für die Ärzte auch darum, mit dem Patienten eine mögliche komplementäre Methoden zu finden, die zu ihm passt. Sport ist dabei jedoch immer eine Methode, zu der die Ärzte raten. „Es gibt bei Krebskranken generell eine hohe Bereitschaft, aktiv mitzuwirken, etwas gegen die Krankheit, für das Wohlbefinden zu tun“, sagt der Chefarzt und er nennt dazu auch eine Zahl: „60 Prozent der Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, nutzen zusätzliche komplementäre Behandlungsmöglichkeiten.“ Untersuchungen zeigten, dass diese in den meisten Fällen auch die Lebensqualität steigern.
Vieles läuft in der Behandlung über den Kopf ab. Die Psyche spielt in der Bewältigung der Krankheit eine wichtige Rolle. Gerade bei Kranken, wo keine Heilung mehr zu erzielen sei, sei das Wohlbefinden wichtiger als die Laborwerte.
Das Evangelische Krankenhaus arbeitet in der Onkologie auch mit der Naturheilklinik am Essener Huyssensstift zusammen, wo seit vielen Jahren Erfahrungen im Umgang mit der komplementären Medizin gesammelt worden sind, von denen Patienten in Mülheim profitieren sollen.
Anmeldung ab sofort möglich
Das WAZ-Medizinforum findet am Samstag, 11. Juni, um 11 Uhr im Evangelischen Krankenhaus, Wertgasse 30, Konferenzsaal im 10. Obergeschoss statt. Eine Anmeldung dazu ist ab sofort unter 0201-804 8058 möglich.
Im Anschluss an ihre Vorträge werden Chefarzt Dr. Jan Schröder und Oberarzt Dr. Sebastian Balleisen Fragen der Besucher