Mülheim. Die Ausstellung „Desperate Housewives“ im Kunstmuseum hat internationale Beteiligung. Mülheim ist die einzige Station der amüsanten Schau in NRW.

So gar nicht verzweifelt, sondern mit Humor und Hintersinn sind die „Desperate Housewives“ im Kunstmuseum los. In gleichnamiger Ausstellung räumen 28 internationale Künstlerinnen in der Alten Post mit Klischees auf – vom Erdgeschoss bis unters Dach. Auf der Tour durch fünf Bundesländer ist Mülheim die einzige Station dieser amüsanten Schau in NRW: ein Kessel Buntes.

Dabei sind die Künstlerinnen weniger plakativ, sondern subtil und ironisch zu Werke gegangen, lenken den Blick mitunter voyeuristisch ins reizvoll Verborgene. Da wird in Videos geputzt, gewienert und gewischt, bis der Bildschirm fast durch ist. Poesie, Malerei und Stickerei vermischen sich im Bild mit rotem Faden von Suscha Korte als Symbol für eine erstickende häusliche Atmosphäre.

Der Alltagstristesse verleiht Barbara Deblitz Glanz und Würde mit zarten Goldrand-Saucieren, edlen Gläsern, Porzellanpüppchen und anderen Prunkobjekten, bei denen einzig der schöne Schein zählt. Als weitere Mülheimerin ist Dorothee Golz mit mehreren Arbeiten vertreten. Eine unselige Symbiose im Stillstand zeigt sie unter dem Titel „Unteilbare Zweisamkeit“ mit einem Tisch und Essgeschirr, das kompakt miteinander verbunden ist. Fast bedrohlich wirkt das Schwarz-Weiß-Video von Ulrike Rosenbach: Wie ferngesteuert blickt eine junge Frau in die Kamera, die Befehle, „Signale für Hausfrauen“, erhält. Den Ruf nach Neuanfang setzt Rosemarie Trockel brachial mit dem Foto in Szene, wo tatsächlich die Bombe in der Küche explodiert ist. Dass überforderte Frauen nicht wissen, wo ihnen der Kopf steht, demonstriert Anna Anders mit dem Video-Objekt einer Waschmaschine samt weiblichem Kopf im Hauptwaschgang.

Exklusiv in Mülheim zu sehen

Während die 70er- und 80er-Jahre von Feminismus und teils wütender Protestkunst geprägt waren, kommt die Rolle der Frau im Haushalt unter neuem Blickwinkel auf den Prüfstand. „Die klassische Hausfrau hat ausgedient“, sagt Anja Bauer-Kersken vom Kunstmuseum. Heute sei die Frau Haus- und Familienmanagerin, erledige die Hausarbeit noch oben drauf. „Wie der Mensch heute in seiner modernen Behausung lebt und die Frage der weiblichen Rollenbilder“ sei ein Anliegen für die Ausstellung gewesen, erläutert Dr. Martina Padberg. Die hat sie gemeinsam mit Dr. Ina Ewers-Schultz konzipiert.

Eröffnung heute und Begleitprogramm

Die Ausstellung „Desperate Housewives“ in der Alten Post wird am heutigen Mittwoch, 18 Uhr, eröffnet. Bis 21. August.

Dazu gibt es Führungen und ein Begleitprogramm mit Veranstaltungen. So spielen u.a. Eva Kurowski und ihre Band „Reich ohne Geld“ am Freitag, 17. Juni, 18.30 Uhr bis 22 Uhr, bei der „Ladies Night“ in der Alten Post.

Mitunter 50 Jahre liegen zwischen der jüngsten, geboren 1986, und ältesten Künstlerin von 1936. In Gemälden, Zeichnungen, Fotografien, Installationen und Videos geben sie Einblick in ihre Träume, Wünsche und Lebensentwürfe. Exklusiv in Mülheim zu sehen ist eine Position von Silke Schatz. Sinnbild für die moderne Frauenrolle und Titelmotiv für die Ausstellung ist die „Hampelfrau“ von Pipilotti Rist: im Spagat zwischen allen Anforderungen weiblichen Daseins.