Mülheim. . Netzwerk der Generationen sieht in Styrum eine akute Unterversorgung und sammelte Hunderte Unterschriften für ein ausreichendes Angebot.
Finde ich morgen noch einen Hausarzt, der mich behandelt? Hunderte von Bürgern im Norden der Stadt stellen sich inzwischen besorgt diese Frage. Insbesondere in Styrum beklagen sie eine medizinische Unterversorgung. 400 Bürger haben die Forderung des Netzwerkes der Generationen nach einer angemessenen Versorgung unterschrieben. Es droht sogar eine weitere Verschlechterung.
Knapp 16.000 Bewohner zählt der Stadtteil Styrum, drei Hausarztpraxen versorgen momentan die Menschen dort. In keinem anderen Stadtteil fällt die medizinische Betreuung so knapp aus. „Hinzu kommt, dass ältere Menschen auch erfahren mussten, dass sie nicht als Patient angenommen werden können“, beklagt Renate Sadzulewski, eine Bürgerin, die sich für eine bessere Versorgung einsetzt. Die vorhandenen Hausärzte sind hoch belastet.
Geld spielt eine Rolle
Die vom gemeinsamen Bundesausschuss festgelegte Quote sieht außerhalb des Ruhrgebietes einen Arzt auf 1671 Einwohner vor, im Ruhrgebiet einen Arzt auf 2134 Bewohner. In Styrum fällt diese Quote weitaus schlechter aus, seitdem zwei Ärzte in letzter Zeit abgewandert sind. Der Trend, so Peter Behmenburg vom Netzwerk der Generationen/Arbeitsgruppe Styrum, gehe hin zur großen Gemeinschaftspraxis und in die Stadtmitte. Dabei spiele Geld eine Rolle. „In Styrum gibt es doch kaum Privatpatienten.“
In die Innenstadt sei der Weg für viele Ältere jedoch zu weit, eine Taxifahrt zu teurer, gibt Behmenburg zu bedenken. Manche Bürger orientierten sich auch Richtung Oberhausen oder zu Ärzten in anderen Stadtteilen. Dass man dort angenommen wird, ist jedoch keinesfalls sicher. Groß ist die Sorge in Styrum auch deshalb, weil zum Ende des Jahres eine weitere Hausarztpraxis abwandern soll. Eine der Forderungen an die Kassenärztliche Vereinigung und an den Gemeinsamen Bundesausschuss in Berlin lautet daher: Kein weiterer Wegzug einer Hausarztpraxis darf mehr genehmigt werden.
Zudem sollte sich der Versorgungsschlüssel an der Lebenswelt der betroffenen Bürger orientieren. Die Styrumer fordern außerdem, dass endlich Anreize für Ärzte geschaffen werden, sich im Norden der Stadt niederzulassen, in der Zwischenzeit sollten Mülheimer Ärzte „mobile Sprechstunden“ in Styrum anbieten. „Es darf nicht sein, dass die Menschen nicht mehr zum Arzt in die Sprechstunde gehen und sich nur noch Rezepte aushändigen lassen“, warnt Behmenburg.
Bezirksbürgermeister will die Sorgen weitertragen
Bezirksbürgermeister Heinz-Werner Czeczatka-Simon will die Sorgen weitertragen, auch an die Mülheimer Bundestagsabgeordneten. „Ich weiß, dass die Versorgung hier nicht üppig ist“, sagt er, gesteht aber auch ein, dass seine Handlungsräume begrenzt sind.
Die Ärztekammer Mülheim prangert schon seit Jahren die im Vergleich unzureichende Versorgungslage gerade im Norden der Stadt an. Doch der Kampf um einen besseren Versorgungsschlüssel ist mühsam und wird in Berlin entschieden.