Mülheim. Mülheim droht bei einer Neuverteilung durch die Kassenärztliche Vereinigung leer auszugehen. Eltern müssten dann nach Essen oder Ratingen ausweichen.

Die Kinder- und Jugendärzte schlagen Alarm: Ihr Notdienst könnte in Zukunft aus Mülheim verschwinden. Ein derartiger Vorschlag des Vorstands der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV) wurde von deren Vertreterversammlung zwar zunächst gestoppt, 2017 stehen aber neue Verhandlungen an – mit ungewissem Ausgang.

Die Lage ist kritisch, das hat Dr. Holger van der Gaag, Obmann der Kinder- und Jugendärzte in Mülheim und Mitglied der KV-Vertreterversammlung, im Sozialausschuss geschildert. Der KV-Vorstand möchte den kinderärztlichen Notdienst entgegen der ursprünglichen Planung in einem Paket für Mülheim, den Kreis Mettmann und Essen bündeln – aus Kostengründen. Die niedergelassenen Ärzte sollen demnach ihre Dienste in jeweils einer Notdienstpraxis in Ratingen und Essen durchführen. Mülheim ginge dabei leer aus. Das hieße für Eltern, dass sie mit ihrem kranken Kind lange Wege in Kauf nehmen müssten. „Eltern ohne Auto stünden dann vor einem Problem“, gibt van der Gaag zu bedenken. Ähnliche Konsequenzen hätte die Reform auch für andere Städte: Die Klever Patienten würden beispielsweise an den kinderärztlichen Notdienst in Wesel oder Krefeld verwiesen.

Kinderärzte machen eigenen Vorschlag

Bislang versorgen die Mülheimer Kinderärzte ihre Patienten an den Mittwoch- und Freitagnachmittagen sowie samstags und sonntags über einen rotierenden Notdienst in ihren Praxen. 6000 Kinder- und Jugendliche werden darüber pro Jahr versorgt. Auf jeden Arzt kommen jährlich zehn bis 15 Notdienste zu. „Diese Regelung besteht seit 22 Jahren und könnte auch so weitergeführt werden“, erklärt van der Gaag. Die Kinderärzte Mülheims haben aber auch einen eigenen Vorschlag ins Rennen geschickt: Nach ihren Vorstellungen soll ein zentraler Notdienst am St. Marien-Hospital ein­gerichtet werden. „Das wäre für die Patienten die beste Lösung. Der KV-Vorstand hat diesen aber ­abgelehnt“, berichtet der Obmann der Vereinigung.

Über die Zukunft des Kinderärztlichen Notdienstes verhandeln ab Anfang 2017 der neu gewählte KV-Vorstand und die ebenfalls neu gewählte Vertreterversammlung. „Wir hoffen, dass mit dem Personalwechsel auch ein Umdenken stattfindet“, so van der Gaag, der wieder für einen Platz in der Vertreterversammlung kandidieren möchte. Politiker sämtlicher im Sozialausschuss vertretenen Parteien sagten dem Mediziner ihre Rückendeckung zu.