Mülheim. Bahnhofsvorplatz oder Ruhrpromenade: Immer wieder nutzen Falschparker Freiflächen in der Innenstadt zum Parken. Dagegen will die Stadt vorgehen.

Mit der Sanierung des Dieter-aus-dem-Siepen-Platzes am Hauptbahnhof wollte die Stadt einen Raum mit Aufenthaltsqualität schaffen. 400.000 Euro investierte sie für die Aufwertung und baute die zweigeteilte Fläche aus. Die offene Gestaltung sollte Bürger zum Verweilen einladen. Heute, drei Jahre nach der Einweihung, lädt der Platz hauptsächlich Falschparker ein. Auch andere Plätze in der Innenstadt werden häufig von Wildparkern zugestellt. Mit Folgen: Unter der Dauerbelastung leiden das Pflaster und die Optik.

„An einem normalen Tag parken mindestens zwei bis drei Fahrzeuge am Rand und auch vor dem Eingang des Bahnhofsvorplatzes“, ist Leser Frank S. (Name geändert) aufgefallen. „Nachts stehen die Taxen sogar reihenweise vor dem Eingang“, beklagt er. Dabei gibt es dort eine Haltebucht, auf der Fahrer kurz stoppen können, um Reisende abzusetzen. Auch auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes stünden häufig Autos mit der Aufschrift „Shop & Go“, ein Einkaufsdienst, den die Paritätische Initiative für Arbeit (Pia) betreibt. Dessen Geschäftsführer Frank Schellberg räumt ein, dass ab und zu Pia-Fahrzeuge dort halten. Jedoch: „Wir halten unsere Mitarbeiter regelmäßig an, dort nicht zu parken“, sagt Schellberg. Dass zumindest im Bereich vor dem Bahnhof kurz geparkt werden müsse, lasse sich aber wegen Lieferungen zur Radstation kaum vermeiden.

Demnächst wird abgeschleppt

Erst kürzlich zeigte sich am neu gebauten Rathausmarkt, welche Schäden Fahrzeuge auf einem Platz anrichten können, der nicht für das Parken geplant wurde. Bodenplatten lösen sich, der Belag verfärbt sich, es entstehen Spurrillen. Roland Jansen, Teamleiter im Planungsamt weiß: „Am schlimmsten ist es, wenn Autos auch noch Öl verlieren.“ Ebenso schaden Reifenabrieb und Gewicht auf lange Sicht, „weil die Plätze nicht für den Autoverkehr ausgerichtet sind“, erklärt Jansen. Ist ein Platz nur für den Fußverkehr geplant, bekomme er ein Fundament und eine Pflasterung, die nicht für derartige Belastung ausgelegt seien.

Dem entgegen steht der hohe Parkdruck in der Innenstadt. Daher entscheide die Politik häufig entgegen der angedachten Funktion des Platzes, weiß Jansen. So wie im oberen Teil des Synagogenplatzes – dort ließen die Bezirksvertreter nun zwei neue Stellflächen für Kurzzeitparker einrichten. Jedoch scheinen diese nicht auszureichen, schließlich parken auch neben den Markierungen Autos. „An solchen Stellen könnte man sich fast danebenstellen und aufschreiben“, weiß Kerstin Kunadt vom Ordnungsamt, die Verständnis für verzweifelte Innenstadtbesucher unter Zeit- und Parkdruck hat, aber meint: „Dafür gibt es die Tiefgarage.“ Daher kontrollieren ihre Kollegen häufig an dieser Stelle, genau wie am Bahnhofsvorplatz, der „routinemäßig abgegangen wird“.

Ebenso vom wilden Parken betroffen ist die frisch gepflasterte Ruhrpromenade. Dort verteilen die Ordnungshüter verstärkt Knöllchen. „Wir haben die Kontrollen auch auf das Wochenende ausgeweitet und schreiben rigoros auf.“ Wenn diese Maßnahmen keine Wirkung zeigen, so Kunadt, müsse die Behörde zu drastischeren Maßnahmen greifen: „Und demnächst abschleppen lassen.“