Mülheim. Daran glauben Beate Steegers-Esken, Rolf Ball und Claudia Köster. Aber nur, wenn es weiterhin Menschen gibt, die die Freude daran vorleben können.

„Wenn sich sieben Deutsche treffen, gründen sie einen Verein“, spottet der Volksmund. Darüber können die Öffentlichkeitsarbeiterin des Mülheimer Zupforchesters, Beate Stegers-Esken, der Schatzmeister des TSV Heimaterde, Rolf Ball, und die Vorsitzende des in Mülheim ansässigen Bundesverbandes der Menschen mit angeborenen Gefäßfehlbildungen, Claudia Köster, herzlich lachen. Ob Kultur, Sport oder Selbsthilfe. Alle drei investieren gerne viel Zeit und Arbeit in ihr Ehrenamt, das sie als menschlich bereichernd und ihren Horizont erweiternd empfinden.

Aber sie schauen nicht blauäugig in die Zukunft des Vereinswesens. „Es ist für uns kein Problem, Jugendliche in den Verein zu bekommen oder Trainer und Betreuer zu gewinnen, aber nur wenige Mitglieder wollen verantwortliche Vorstandsarbeit leisten. Denn das ist sehr zeitintensiv. Und im Ernstfall muss ich ja auch für grobe Fehlentscheidungen mit meinem privaten Vermögen haften“, schildert der kommissarische Geschäftsführer und Schatzmeister des TSV Heimaterde das Grundproblem.

Netzwerke bilden

Deshalb ist man bei seinem Verein, der mit seinen 800 Mitgliedern seinen 90. Geburtstag feiern konnte, dazu übergegangen, alle Mitglieder nach ihren Fähigkeiten zu befragen, die sie in die Vereinsarbeit einbringen können, um den Vorstand zu entlasten. „Ich arbeite gerne an der Festschrift mit, aber komm mir bloß nicht mit Vorstandsarbeit“, erinnert sich Ball an die Aussage eines Vereinsmitgliedes.

„In Zukunft werden sich immer mehr kleine Vereine zusammenschließen und Netzwerke bilden müssen“, glaubt die Vorsitzende des 200 Mitglieder zählenden Bundesverbandes für Menschen mit angeborenen Gefäßfehlbildungen. Ihr Verband, der bundesweit Patiententreffen, Jugendzusammenkünfte wie Ärztegespräche organisiert und regelmäßig Infobroschüren herausgibt, hat die Weichen bereits gestellt und die ersten kleineren Vereine aus seinem Themengebiet aufgenommen. „Wir haben nicht nur fünf Vorstandsmitglieder, sondern auch sechs fachkundige Zuarbeiter, mit denen wir auf Augenhöhe zusammenarbeiten“, berichtet Claudia Köster. Ihre Erfahrungen zeigen, dass Vereinsvorstände Menschen in ihrem Verein ansprechen und mitnehmen müssen, um sie für ein ehrenamtliches Engagement zu gewinnen.

Sinkende Zahl aktiver Vereinsmitglieder

Beate Stegers-Esken vom 30 Mitglieder zählenden Mülheimer Zupforchester ist überzeugt: „Nur, wer selbst vorlebt, dass Vereinsarbeit Freude machen kann, wird auch andere Menschen dafür begeistern können.“ Mit Blick in die Zukunft geht sie davon aus, dass vor allem kleine Vereine auf punktuelle externe Beratung angewiesen sein werden, wenn es etwa um Themen, wie Öffentlichkeitsarbeit oder Finanzen geht, um ihre Vereinsarbeit auch mit einer tendenziell sinkenden Zahl aktiver Vereinsmitglieder aufrechterhalten zu können. Ihr Kulturverein hat gute Erfahrungen damit gemacht, sich einem regionalen Dachverband anzuschließen.

Vereine in Mülheim

Laut einer Erhebung des 2001 gegründeten Centrums für Bürgerschaftliches Engagement (CBE) gibt es in Mülheim derzeit rund 300 Vereine.

Nach Angaben des Mülheimer Sportbundes bestehen in Mülheim derzeit rund 150 Sportvereine

Allein in den Mülheimer Sportvereinen engagieren sich derzeit, nach Angaben des Mülheimer Sportservice und des Mülheimer Sportbundes rund 40.000 Menschen.

Eine umfassende Übersicht der in Mülheim aktiven Vereine bietet die Internetseite der Stadt: www.muelheim-ruhr.de unter dem Suchbegriff Vereine.

Der älteste Mülheimer Verein ist der 1837 gegründete Mülheimer Schützenverein, gefolgt vom 1852 aus der Taufe gehobenen Männergesangvereins Frohsinn.

Eine wichtige Anlaufstelle für Vereine ist das CBE an der Wallstraße 7. ( 970 68 0) Internet: www.cbe-mh.de