Mülheim. . Immer mehr Sportvereine öffnen sich für Flüchtlinge und leisten dabei Integrationsarbeit. Der Sportbund lobt Angebote, das Kletterzentrum Neoliet gilt als Vorbild.
Bei der Integration von Flüchtlingen kommt dem Sport eine hohe Bedeutung zu. „Wir stellen fest, dass inzwischen viele Vereine ihre Mannschaften und Abteilungen für Flüchtlinge öffnen“, berichtet Anne Weber, Geschäftsführerin des Mülheimer Sportbundes (MSB). Und viele Flüchtlinge nehmen das gerne an.
Der Dümptener TV etwa hat in seine dritte Fußball-Mannschaft etliche Flüchtlinge aufgenommen. Marathon Mülheim bietet am Saarner Kirmesplatz einen Lauftreff an, in Eppinghofen wird ab Januar das Mutter-Kind-Turnen ausgebaut, der Styrumer TV hat seine Leichtathletiktruppe geöffnet. „Ziel ist es, dass sich aus den ersten Kontakten zu den Sportvereinen etwas Nachhaltiges entwickelt“, so Anne Weber.
Kletterzentrum bietet Freistunden an
Eine „Vorbild-Aktion“ ist nach Einschätzung von Prof. Werner Giesen, dem Vorsitzenden des MSB, das Angebot, welches das Kletterzentrum Neoliet an der Ruhrorter Straße sportbegeisterten Flüchtlingen macht, Seit dem Sommer erhalten diese an jedem zweiten Sonntag die Möglichkeit, nachmittags für mehrere Stunden kostenlos in einer der größten Indoor-Kletteranlagen Deutschlands Erfahrungen in der Trendsportart zu sammeln.
Unterstützung erfährt Neoliet bei der Umsetzung des Angebots durch den Mülheimer Sportbund und die Mülheimer Sektion des Deutschen Alpenvereins. „Diese Maßnahme ist absolut anerkennenswert und ein Vorbild für Sportvereine und andere Institutionen, Sport für Flüchtlinge anzubieten“, so Giesen. Sport biete beste Voraussetzungen für Integration. „Wir haben in Mülheim 150 Sportvereine – wenn jeder etwas machen würde, könnte viel erreicht werden.“
Das Kletterzentrum gewährt den Flüchtlingen nicht nur freien Eintritt, sondern stellt auch erfahrene Betreuer. Einige Flüchtlinge haben sogar schon einen Kletterschein in den Händen. „Wir haben ihnen die Möglichkeit gegeben, einen entsprechenden Kurs zu machen“, sagt Neoliet-Geschäftsführer Guido Krautkrämer. Wer den Kurs erfolgreich absolviert hat und somit auch andere Sportler beim Klettern sichern kann, darf in jeder Woche an einem festgelegten Tag eigenständig im Zentrum aktiv werden. Dieses Angebot gilt zusätzlich zum sonntäglichen Klettern.
Yaman: „Ich bin manchmal jede Woche hier“
„Das Klettern macht sehr viel Spaß“, sagt Yaman, der aus Syrien stammt. Er zählt zu denjenigen, die nicht nur sonntags regelmäßig nach Speldorf kommen, sondern oftmals auch das ergänzende Angebot nutzen. „Ich bin manchmal jede Woche hier“, so der Neu-Mülheimer, der seit einigen Wochen stolzer Besitzer eines Kletterscheins ist.
Anfangs waren es im Schnitt zehn bis zwölf Flüchtlinge, die zum Klettern nach Speldorf kamen. Seit einigen Wochen sind es deutlich weniger. „Die erste Hemmschwelle besteht darin, wie Flüchtlinge zum Kletterzentrum kommen“, sagt Manfred Zabelberg. Der „Kletterpate“ – inzwischen gibt es drei Paten – hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, die Flüchtlinge an bestimmten Sammelunterkünften abzuholen, sie zu Neoliet zu fahren und nach der sportlichen Betätigung zurück zu ihrer Unterkunft zu bringen.