Mülheim. Ein Großteil der Mülheimer treibt regelmäßig Sport.Der Gesundheitsaspekt gewinnt zunehmend an Bedeutung. Vereine denken um.

Drei Viertel der Mülheimer treiben regelmäßig Sport, der Großteil mehrmals die Woche. Das ergab unsere Umfrage aus diesen Tagen, die nicht repräsentativ ist, sich aber durchaus deckt mit Ergebnissen, die die Sportsoziologen der Bergischen Universität Wuppertal bei einer großen Befragung der Mülheimer Haushalte 2015 herausgefunden haben. Rund 1800 Bürger beteiligten sich an dieser Studie. Auch ein weiterer Trend bestätigt sich: Der Gesundheitsaspekt beim Sport steht immer häufiger im Vordergrund, weniger der Wettkampfgedanke.

76,6 % der Zehn- bis 80-Jährigen in Mülheim bezeichnen sich in der Untersuchung der Bergischen Hochschule als sport- und bewegungsaktiv. Für jeden Zweiten bedeutet Sport „bewegungsaktive Freizeit“. Der wachsende Gesundheitsaspekt spiegelt sich auch in der WAZ-Befragung wider: Sport und gesunde Ernährung werden von über 90 Prozent als wichtig oder sehr wichtig eingeordnet.

Ausdauersport und Gymnastik gewinnt an Zuspruch

Das gestiegene Gesundheitsbewusstsein schlägt sich in der Wahl der Sportart nieder. Laufen, joggen, radfahren, schwimmen, gymnastische Übungen gewinnen an Zuspruch, was aus unserer Umfrage hervorgeht. Das entspricht der Studie der Hochschule. Es geht um Fitness, Wohlbefinden – die Leistungssteigerung steht nicht im Vordergrund, sie soll sich quasi nebenbei entwickeln. Es werden deutlich mehr Sportarten gepflegt als früher. Aber auch die Art und Weise des Sporttreibens zeigt einen Wandel, wie der Sportsoziologe Prof. Horst Hübner erklärt. „Viele schnüren einfach ihre Schuhe und laufen los.“ Sport wird immer mehr selbst organisiert. Der Grund: Viele wollen nicht auch ihre Freizeit unter zeitliche Zwänge setzen, wollen unabhängig sein. Sport wird zudem vermehrt in der Natur gesucht, auch das passt zum gestiegenen Gesundheitsbewusstsein. Wer den ganzen Tag im Büro sitzt oder in einer Werkhalle arbeitet, sehnt sich nach Freiraum. Das Mülheimer Angebot „Sport im Park“ findet auch deshalb einen so großen Zuspruch.

Ein Blick in eine Studie zum Sportverhalten in Mülheim aus dem Jahr 2002 zeigt, wie das Interesse an manchen Sportarten abnimmt: Damals drängte es viel mehr Menschen als heute zum Tennis, Volleyball und Handball, ja sogar das Interesse am aktiven Fußballspiel hat abgenommen.

Großteil der Bürger mit dem Angebot zufrieden

Zufrieden sein kann die Stadt mit ihrem Sportangebot. 60 Prozent der Bürger geben in unserer Befragung an, dass sie das Angebot für ausreichend halten, lediglich zwölf Prozent äußern eine deutliche Unzufriedenheit. In der Studie der Hochschule gibt es ähnlich gute Noten: Sieben von zehn Mülheimern bewerten die Sportplätze und Turnhallen als gut oder sogar als sehr gut, bei den Bädern sind es 60 Prozent, die positiv werten. Bei den Bädern kennt die Stadt ihre Defizite. In Heißen wird ein neues Bad gebaut, links der Ruhr gibt es zumindest Überlegungen und erste Planungen für ein Schwimmbad. Die Sportplätze hat die Stadt in einem umfangreichen Programm über mehrere Jahre aufwändig modernisiert. Insofern hat Mülheim bei den Sportanlagen nicht den großen Sanierungsstau, den Hübner bundesweit beklagt.

Online-Fitness – Training vor einem Bildschirm – findet in Mülheim scheinbar keinen großen Zuspruch. Der Verein, so fanden es die Sportsoziologen heraus, sei weiterhin wichtigster institutioneller Sportorganisator. Dabei genießen die Sportvereine in Mülheim einen guten Ruf. Gewerbliche Anbieter, das sind vor allem Fitness-Studios, holen auf – vor allem bei jüngeren Berufstätigen.