Mülheim. . Das Junge Ensemble des Theaters an der Ruhr feiert mit „Lieblingsmenschen“ eine starke Premiere. Das Leben von Mittzwanzigern, denen der Plan fürs Leben fehlt.

Ein Leben zwischen Uni-Prüfungen, Party-Stress und der Suche nach der großen Liebe kann schon sehr frustrierend sein. Wie gesellschaftliche Privilegien als schwere Last einer verwöhnten, aber verunsicherten jungen Generation empfunden werden, dies hat die Schweizer Autorin und Schauspielerin Laura de Weck in ihrem 2007 uraufgeführten Bühnen-Stück „Lieblingsmenschen“ aufgeschrieben, das jetzt mit dem jungen Ensemble des Theaters an der Ruhr seine Premiere feierte. Die von Bernhard Deutsch und Sarah Tzscheppan geleitete Inszenierung war anlässlich des Ruhrgebiets-Festivals „Unruh“ erstmalig in Mülheim zu sehen.

Noch sechs Vorstellungen

Laura de Wecks Buch „Lieblingsmenschen“ erschien 2007 im Schweizer Diogenes-Verlag.

Weitere Vorstellungen des Jungen Theaters an der Ruhr sind am 20., 21., 27. Mai und am 17., 24., 25. Juni jeweils um 19.30 Uhr an der Ruhrorter Straße 110.

Informationen gibt es im Internet unter www.theater-an-der-ruhr.de. Karten für die Aufführungen können bestellt werden unter 599 01 88.

Es sind sechs junge Leute jenseits der 20er, denen zwischen durchzechten Nächten und scheinbar sinnlosem Studium der große Plan für das weitere Leben fehlt. Niemand hat ein wirkliches Ziel. Jule (Manon Charrier), Lili (Luce Hoeltzener), Anna (Jana Black), Darius (Stefan Kuk), Sven (Julien Soufian Gribaa) und Philipp (Philippe Kessel) blicken in diesem gelungenen und intensiven Bühnenspiel in eine ungewisse Zukunft.

Dabei geht es um den miteinander ausgetauschten Seelengehalt und die Umstände ihrer jungen Liebesbeziehungen, die so furchtbar kompliziert und bisweilen unergründlich sein können. Warum liebt wer wen? Warum hält die Liebe zwischen Anna und Philipp und wieso sind Darius und Jule als Paar gescheitert?

Ein dunkler Raum mit viel Gerümpel. Eine alte Matratze, Bildschirme und eine Mülltonne bilden die unaufgeräumte Kulisse für das potenzielle Scheitern. Ein Paar tanzt zu sphärischem Elektro-Pop. Anne und Philipp sitzen sich singend gegenüber. Dann taucht die quirlige Jule auf, die von Manon Charrier wunderbar vorlaut und mit katzenhaftem Charme gespielt wird. Jule fragt Anna, ob sie nach dem Philosophie-Studium Philosophin werden will? Anna fragt Jule, ob sie nach dem Schauspiel-Studium nach Hollywood geht?

In einer Welt, die es so wirklich gibt

Der impulsive und immer etwas laute Sven fragt die stets leicht geknickte Lili, ob sie eine Affäre mit Sex haben will? Oder lieber eine mit Kuscheln und Reden? Die Szenerie wird zum munteren Spektakel, bei dem schon mal die Fetzen fliegen. Wenn die drei jungen Damen mit ihrem Lippenstift bewaffnet auf der Matratze liegen und über die Mehrzahl des Wortes Penis streiten, dann ist dies ganz großes Kino.

Sechs junge Schauspieler werden zu sechs realen Figuren, die man irgendwie noch selbst aus dem eigenen Studium kennt. Viel Beifall für eine mit feinem Witz gesegnete Inszenierung und für einen höchst unterhaltsamen Theaterabend, der in einer Welt spielt, die es so wirklich gibt.