Mülheim. . Mülheims Schulen sind mit der Qualität ihrer Sportanlagen zufrieden. Probleme gibt es bei der Quantität. Eine Schulsportanalyse.
Die Tests, die für das Landesprogramm „KommSport“ durchgeführt wurden, haben es gezeigt: Die Schüler in NRW werden immer unsportlicher. Da hält Martina Ellerwald, Amtsleiterin beim Mülheimer Sportservice (MSS) dagegen: „Diesen Trend sehen wir in Mülheim nicht“, sagt sie. Trotzdem gibt es ein großes Problem: Die Hallen- und Bäderkapazitäten sind knapp. Eine Schulsportanalyse.
Schulsport genießt in Mülheim einen hohen Stellenwert – das hat Martina Ellerwald festgestellt. „Sport ist hier kein lästiges Nebenfach. Die Bedeutung des Faches ist hoch“, unterstreicht die Amtsleiterin des MSS, bei dem in Sachen Schulsport alle Fäden zusammenlaufen. Bis 16 Uhr haben die Schulen bei Sporthallen, Bädern und Freianlagen ein Vorbelegungsrecht.
Schulen weichen aus
Trotzdem sind logistische Schwierigkeiten zu bewältigen. Nicht jede Schule hat ihre eigene Sporthalle. Einige Schulen weichen deshalb für den Unterricht in die RWE-Sporthalle oder die Harbecke-Sporthalle aus. „Die An- und Abfahrt geht von der Unterrichtszeit ab. Das ist natürlich nicht optimal“, ist sich Ellerwald bewusst. Besonders betroffen ist die Luisenschule (ab dem neuen Schuljahr Sportschule NRW). Das Gymnasium muss die RWE-Sporthalle in Anspruch nehmen. Die Kapazität der eigenen Halle reicht einfach nicht aus. „Zurzeit reichen die Sportstätten in Schulnähe nicht einmal für den Regelunterricht“, erklärt Claudia Brock, Vorsitzende der Schulpflegschaft.
Die Hallensituation soll sich ab 2018 durch die neue Dreifachturnhalle an der Südstraße entspannen. 1,2 Millionen Euro steuert die Stadt dazu bei, 4,8 Millionen Euro kommen vom Land. Gleich mehrere Schulen sollen von dem Neubau profitieren. „Das ist für mich aber noch Zukunftsmusik“, erläutert Ellerwald, der in diesem Jahr wegen Flüchtlingsbelegung und Renovierungsmaßnahmen zwei Hallen in Saarn nicht zur Verfügung standen: Die Sporthalle Lehnerstraße, normalerweise genutzt durch das Berufskolleg und die Gesamtschule Saarn, sowie die Turnhalle Ernst-Tommes-Straße wurden zu Erstaufnahmeeinrichtungen umfunktioniert. „In dieser Situation sind die betroffenen Schulen zusammengerückt und haben Lösungen gefunden. Zumindest die Turnhalle steht ab dem nächsten Schuljahr wohl wieder zur Verfügung“, berichtet Ellerwald.
Wünsche bleiben bestehen
Das Manko an Hallen schlägt sich bei den Schulen in den Stundenplänen nieder. „Jede Klasse erhält bei uns drei Sportstunden pro Woche. Da wir 16 Klassen an unserer Schule haben, fehlen uns natürlich einige Hallenstunden im Vormittagsbereich.
Daher findet ein großer Teil der OGS-Sportstunden am Nachmittag statt“, sagt Ursula Faderl-Tielmann, Sportbeauftragte an der Hölterschule. Durch ein umfangreiches AG-Angebot ist die Turnhalle der Schule täglich bis mindestens 16 Uhr belegt. Über die Qualität ihrer Sportanlagen haben sich die meisten Schulen positiv geäußert. Wünsche existieren trotzdem: Ein neuer Hallenboden und eine 400-Meter-Laufbahn wären angebracht, so Katrin Eppinger, Sportlehrerin am Gymnasium Heißen.
Weiter zu wenig Zeiten in Schwimmbädern
Einer WAZ-Umfrage zufolge fällt an den Mülheimer Schulen extrem wenig Sportunterricht aus. Norbert Schultheis, Konrektor der Max-Kölges-Schule, beziffert den Ausfall gar auf lediglich ein Prozent.
Zudem gaben die Schulen an, über ausreichend Sportlehrer zu verfügen – kein Unterricht müsse fachfremd gegeben werden. „Aktuell verfügen alle Lehrer, die Sport unterrichten, über ein abgeschlossenes Sportstudium oder einen abgeschlossenen Qualifizierungskurs“, erklärt Daniel Honold, Leiter der Schule am Hexbachtal.
Noch komplizierter als bei den Turnhallen gestaltet sich die Verteilung der Wasserzeiten. Für den Schwimmunterricht stehen das Hallenbad Süd, das Hallenbad Nord, das Rembergbad und das Friedrich-Wennmann-Bad zur Verfügung. Das Wennmann-Bad fällt aktuell jedoch häufig wegen Reparaturen aus. „Die Schwimmzeiten sind Mangelware. Ich würde mir ein Hallenbad links der Ruhr wünschen“, sagt Ellerwald. Dabei wird der Schwimmunterricht wichtiger denn je: Viele Kinder können bei ihrer Einschulung noch nicht schwimmen. Deshalb stellt der MSS für den Schwimmunterricht zusätzliche Übungsleiter bereit, die sich ausschließlich um die Nichtschwimmer kümmern.
Der Sportunterricht kann laut Ellerwald aber nur einen Teil des Bewegungsbedarfs des Nachwuchses abdecken. „Dann sind die Eltern gefragt. Sie müssen den Kindern den Weg in die Vereine ebnen.“