Mülheim. . Betriebe erwarten Planungssicherheit am Flughafen. Zustand wird als wirtschaftsfeindlich empfunden. Im Rat bahnt sich eine Vertagung der Debatte an.
Das jüngste Gutachten zum Flughafen Essen/Mülheim, das einen schnellen Ausstieg aus dem Flugbetrieb für nicht machbar und eine Vermarktung des Areals vor 2034 für falsch hält, weckt bei den Unternehmen neue Hoffnung auf Planungssicherheit. „Wir sind bereit, uns in die Planungen einzubringen und sind überzeugt, dass wir gemeinsam mit den Städten den Flughafen optimieren können“, sagt der Sprecher von der Unternehmergemeinschaft „Wir sind Flughafen“, Frank Peylo.
Die Unternehmen seien überzeugt, dass sich das Defizit für die Städte deutlich unter 500.000 Euro drücken lasse. Nur müsse endlich, so Peylo, die Hängepartei einmal beendet werden. „Was wir Unternehmer am Flughafen erleben, ist ein wirtschaftsfeindlicher Kurs“, kritisiert Ulrich Langenecker, Geschäftsführer der Flugschule FFL, die zweitälteste deutsche Flugschule für Verkehrspiloten. Langenecker gehört zu den Unternehmen, die gerne am Standort investieren möchten. „Aber nicht unter den unsicheren Bedingungen.“
Die Planungssicherheit für die Firmen, wo rund 150 Beschäftige tätig sind, empfiehlt auch der Gutachter der Politik und zugleich eine Optimierung des Flughafens – bis 2024 oder 2034, wenn letztlich der Vertrag der Stadt mit dem Aero-Club ausläuft und die Zeit der Starts und Landungen endgültig vorbei ist. Noch steigt jedoch die Zahl der Flugbewegungen, 60.000 waren es im vergangenen Jahr.
Nachfrage kann nicht gedeckt werden
Die Lärmbelastung, über Jahre von Bürgern und dem Netzwerk gegen Fluglärm immer wieder kritisiert, sieht Langenecker, der auch Vorsitzender der örtlichen Lärmschutzkommission ist, nicht mehr. „Es fliegen deutlich weniger Hubschrauber.“ Dies bestätigt Wolfgang Sauerland von der Flughafen GmbH: „Durch das Helikopter-Urteil, vor allem aber auch durch unsere Steuerung ist die Zahl der Helikopter-Flüge deutlich gesunken.“ Sauerland gehört zu denen, die Optimierungsmöglichkeiten sehen, um das Defizit zu drücken: „Wir können derzeit die Nachfrage nach Unterstellmöglichkeiten für Flugzeuge bei weitem nicht decken.“ Jede Absage bedeute einen Einnahmeverlust: „Wir könnten zwei weitere Hallen für Flieger füllen“, so Sauerland.
In der Politik wird der Bedarf bezweifelt, auch dass das Defizit sich spürbar verringern ließe. Waldemar Nowak, Sprecher des Netzwerkes, weist zudem stets auf hohe anstehende Investitionen im Millionenbereich hin. An diesem Donnerstag soll der Rat über ein Ausstiegsszenario beschließen. Doch es sieht eher danach aus, dass die Debatte in den Juli verschoben wird: „Es wäre unseriös“, sagt Tim Giesbert (Grüne), „vor der gerichtlichen Entscheidung über die Flughafen-Ausstiegsklage des Landes gegen Mülheim und Essen Weichenstellungen vorzunehmen.“ Ähnlich äußert sich Hansgeorg Schiemer (CDU): „Wir sollten dem Gerichtsurteil nicht vorgreifen.“
Aero-Club will sich notfalls juristisch wehren
Dreh- und Angelpunkt in der Bewertung verschiedener Ausstiegsoptionen bleibt für die Grünen zudem der Umgang mit dem Aero-Club, der einen Vertrag bis 2034 hat. Doch braucht dieser eine komplett asphaltierte Startbahn oder reicht eine befestigte Graspiste?
Um eine gerichtliche Feststellung, so Fraktionschef Giesbert, werde die Stadt nicht herumkommen. Für den Aero-Club indes steht fest: „Wir brauchen eine befestigte Bahn, Tankstelle und Tower“, betont Vorsitzender Willi Budde. Das stehe dem Verein zu. Alles andere hält er für utopisch. „Wir fliegen im Einflugsbereich von Düsseldorf, allein deshalb ist ein Tower notwendig“. Und Motorflieger könnten nicht auf einem Acker landen. Eine Verlagerung zur Schwarzen Heide kommt für den Club mit 300 Mitgliedern, darunter 70 Jugendliche, nicht in Frage, auch für die Unternehmen nicht: „Kein Platz, schlechte Anbindung. Budde betont auch, dass der Verein sich bei möglichen Beschränkungen juristisch wehren werde.