Mülheim. In der Initiative „Nah & Fair“ verpflichten sich Dienstleister zu guter Arbeit,persönlicher Beratung und fairen Preisen. Es ist vor allem ein Service für Ältere und Hilfesuchende
Wer installiert mir einen neuen Rauchmelder? Oder: Wer repariert die kaputte Rollade? Gerade ältere Menschen tun sich schwer, in solchen Fällen den richtigen Handwerker, Dienstleister oder Betreuer zu finden, und manchmal werden die Senioren leider auch über den Tisch gezogen. Die Initiative Nah & Fair wurde 2007 von den Verbraucherzentralen ins Leben gerufen, um genau das zu verhindern. In anderen Städten ist das Projekt längst wieder eingeschlafen, in Mülheim nicht. Hier wird es getragen von Verbänden, Dienstleistern, Gemeinden und vor allem den Bürgern.
„Ziel ist es, dass ältere oder hilfsbedürftige Leute noch möglichst lange in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben können. Die Initiative ermöglicht ihnen, schnell und unproblematisch vertrauenswürdige Helfer zu finden“, erklärt der städtische Sozialplaner Jörg Marx, der das Projekt koordiniert. Bei Nah & Fair haben sich Betriebe und Dienstleister zusammengetan und schriftlich verpflichtet, haushaltsnahe Dienstleistungen in angemessener Qualität und zu fairen Preisen (keine Schnäppchen) anzubieten. In gemeinsamen Anzeigen oder Broschüren machen sie ihre Angebote publik. Die Kunden können sich darauf verlassen, dass alles seriös zugeht.
Jeder Bewerber wird genau geprüft
Denn: Einfach mitmachen kann man in der Kooperationsgemeinschaft nicht. „Jeder Bewerber wird peinlichst geprüft, er muss nicht nur mit Fachwissen, sondern auch mit einem humanitären Verständnis bei der Sache sein“, sagt Mitglied Wolfgang Prions, Garten- und Landschaftsbauer. Die Verbraucherzentrale ist beim Eignungscheck mit im Boot, „verbindliche Regeln“ müssen Neueinsteiger unterzeichnen. Beschwert sich ein Kunde, kontrolliert eine Schlichtungsgruppe, ob tatsächlich etwas falsch gelaufen ist.
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Genau 40 Betriebe, so Jörg Marx, gehören momentan der Initiative an, darunter viele Handwerksfirmen (Elektriker, Maler, Sanitärfachleute, Gärtner), aber auch mehrere ambulante Pflegedienste, Seniorenbetreuungsdienste, Umzugsunternehmen, Computer- oder Schlüsseldienste. Kürzlich ist auch eine Firma für Rauchmeldetechnik dem Bündnis beigetreten.
„Wir versuchen, persönlich auf den Kunden einzugehen. Gucken, was seine finanzielle Situation überhaupt zulässt und entscheiden dann, was wir für ihn machen können und wie wir die Sache angehen“, berichtet Wolfgang Prions. Manchmal sind es nur kleine Dinge – Rasen mähen, Unkraut jäten, den Schlauch flicken –, manchmal auch größere Aufträge wie der Bau einer Behindertenrampe. In jedem Fall nehmen sie dem Auftraggeber eine große Last von den Schultern.
Das weiß auch Beate Hartwig. Sie räumt hauptberuflich die Schreibtische anderer Menschen auf, hilft beim Sortieren der Papiere. „Oft melden sich ältere Frauen, die ihrer Unterlagen nicht mehr Herr werden“, berichtet sie. Einen guten Partner hat auch Nora Thurow von der städtischen Frauenberatungsstelle in Nah & Fair gefunden. „Bei uns melden sich Frauen, zum Beispiel Witwen oder Alleinerziehende, die psychisch angeschlagen sind und es gar nicht mehr schaffen, sich selbst Hilfe zu organisieren – zum Beispiel einen Umzug einzustielen“, erzählt sie und weist auf das Faltblatt von Nah & Fair hin, in dem alle Anbieter mit ihren Angeboten aufgelistet sind. Es wurde gerade aktualisiert.