Mülheim. Im Notfall versprechen die Mülheimer Wohnungunternehmen schnelle Hilfe, im Einzelfall warten Betroffene jahrelang.

Seit 1962, da waren die Häuser neu, lebt die Familie von Jens Schulz in der selben Wohnung in Dümpten: „Erst die Oma meiner Frau“, berichtet er, „später die Schwiegereltern und seit 2002 wir.“ So übel kann es dort also nicht sein, dennoch wirkt Schulz unzufrieden, beschwert sich über die zuständige Wohnungsgesellschaft Vivawest.

Die Miete werde alle zwei Jahre erhöht, doch Mängel müsse man hinnehmen oder eigenhändig beheben, so jedenfalls sieht es der 47-Jährige, von Beruf Schlosser. Mehrere Nachbarn hätten ähnliche Probleme, öffentlich äußern wollten sie sich aber nicht. Was Jens Schulz eigentlich stört, erschließt sich auch nicht auf den ersten Blick, die 82 Quadratmeter große Wohnung macht einen ordentlichen Eindruck. Der Mieter führt durch die Zimmer, deutet auf verzogene, undichte Türen, durch die, wie er sagt, Wärme und Gerüche entweichen.

Die Rolllädenkästen über den Fenstern seien undicht, kalt, nicht isoliert. Er fügt hinzu: „Wir kämpfen seit Jahren mit der Heizungssanlage, die morgens so laut bullert und klopft, dass man nicht mehr schlafen kann.“ Als er noch Nachtschichten hatte, nervte das besonders.

RHZ Handwerkszentrum in Gelsenkirchen ist zuständig

Nun ist es nicht so, als hätten er und seine Frau die Mängel für sich behalten. Bei Vivawest, die in Mülheim insgesamt 1360 Wohneinheiten bewirtschaftet, gibt es ein Modell namens „KIM - Kleinreparaturen in Mieterhand“. Um, wie es auf der Homepage des Unternehmens heißt, „lange Wartezeiten am Telefon und umständliche Terminabsprachen zu vermeiden“, können die Mieter kleinere Arbeiten ohne Rücksprache direkt bei „Handwerkspartnern“ in Auftrag geben. Deren Rechnung geht anschließend an Vivawest, wie eine Sprecherin ergänzt. „Schäden an Heizkörpern“ gehören ausdrücklich zu den Fällen, bei denen „KIM“ greift..

Für Mülheim in diesem Sinne zuständig ist das RHZ Handwerkszentrum in Gelsenkirchen, bei dem man schon vor längerem angerufen habe, so Schulz. Zuletzt im Frühjahr 2015 schrieben er und seine Frau einen Brief an Vivawest, in dem sie die erwähnten Mängel schilderten. Reaktion? „Darauf hat man uns wieder mal Mitarbeiter des RHZ geschickt, die haben geschaut, alles aufgenommen, und dann haben wir nichts mehr gehört.“ Gleiches gelte für die undichten Türen.

Wartezeit hängt von Dringlichkeit ab

Bei Vivawest kann man diese Darstellung allerdings so nicht nachvollziehen. „In diesem Haus“, so eine Sprecherin auf Anfrage, „haben wir alle uns vorliegenden Aufträge erfolgreich abgeschlossen.“ Zuletzt sei am 28. Januar ein undichter Heizkörper im Wohnzimmer eines Mieters gemeldet und anderntags repariert worden. „Beschwerden der Mieter dieses Hauses liegen uns nicht vor.“

Wie lange es grundsätzlich dauert, bis Reparaturen erledigt seien, hänge von deren Dringlichkeit ab. „Wenn uns Schäden in unseren Wohnungen gemeldet werden“, so die Vivawest-Sprecherin weiter, „handeln wir grundsätzlich zeitnah zum Wohle unserer Kunden.“

Jens Schulz wird dies freuen. „Ansonsten“, sagt der Dümptener über sein Zuhause mit langer Familientradition, „sind wir mit der Wohnung zufrieden. Kein Thema...“

Jede fünfte Reparatur durch eigenen Mitarbeiter behoben

Mit einem Bestand von insgesamt 8522 Wohnungen, 5254 davon preis­ungebunden, ist die SWB der größte Anbieter in Mülheim. Den Reparatur-Service können die Mieter entweder klassisch per Telefon oder auch online anfordern: „Gut 85 Prozent der Meldungen gehen telefonisch ein“, berichtet SWB-Sprecherin Christina Heine, „zehn Prozent erreichen uns online, und in fünf Prozent der Fälle kommen die Leute persönlich vorbei.“

Für „ganz akute Fälle“, wie es heißt, steht rund um die Uhr ein technischer Notdienst zur Verfügung, exemplarisch werden Wasserrohrbrüche, Strom- oder Heizungsausfälle genannt.

Wie der MWB kann die SWB auf ein eigenes Technikerteam zurückgreifen, das Reparaturen erledigt. In der Tochtergesellschaft SWB-DBF (Dienstleistungs-, Bauträger- und Finanzservicegesellschaft mbH) seien 22 Handwerker aus verschiedenen Gewerken beschäftigt, erklärt Christina Heine. „Mit ihnen wickeln wir 20 Prozent der Schadensmeldungen ab. 80 Prozent, vor allem größere Reparaturen, erledigen externe Firmen.“

In der Regel laufe es so: Dinge, die Mieter in der Wohnung sofort bemerken, etwa ein tropfender Wasserhahn, würden meist von eigenen Leuten erledigt, die auch in SWB-Montur und mit Dienstwagen unterwegs sind. „Das gibt den Leuten ein Sicherheitsgefühl.“

Was den zeitlichen Rahmen betrifft, gelte unternehmensintern die Vorgabe, dass Reparaturen innerhalb von fünf Tagen erledigt sein müssen. „Unser Durchschnitt liegt bei etwas weniger als drei Tagen“, so die SWB-Sprecherin.

Um zu kontrollieren, ob alles ordnungsgemäß durchgeführt wurde, führe man stichprobenartige Prüfungen durch. Und zwar sowohl bei der Arbeit von Fremdfirmen als auch bei eigenen Mitarbeitern.

Auch MWB setzt eigene Handwerker ein

Die Mülheimer Wohnungsbau eG (MWB) verfügt hier in der Stadt über knapp 4600 Wohnungen. Wenn es in einer davon mit Heizung, Fenstergriff oder Wasserhahn Theater gibt, kommt der hauseigene „Regiebetrieb“ ins Spiel. Diese Abteilung besteht aus einem fünfköpfigen Handwerker-Team, auch „mobile Hausmeister“ genannt. Sie sind gefragt, wenn Mieter eine Reparaturmeldung abgeben. In den meisten Fällen erfolge dies telefonisch per Hotline, so MWB-Sprecherin Ann-Karen Häbel, wenngleich es auch ein Online-Formular gibt.

Als Grundsatz gelte, „dass alle Mieter, die einen Schaden melden, noch am selben Tag zurückgerufen werden“. Abgearbeitet würden die Aufträge nach Dringlichkeit, erläutert die MWB-Sprecherin: „Ein tropfender Wasserhahn ist nicht so dringend wie eine defekte Heizung. Ein Rollladen, der klemmt, nicht so eilig wie eine verstopfte Toilette.“ Neben eigenen Mitarbeitern werden auch Fachbetriebe beauftragt.

Zur anschließenden Qualitätskontrolle gibt es ein Formular, in dem die Mieter angeben können, ob sie mit der Schadensbehebung zufrieden, ob die Handwerker pünktlich und freundlich waren. Wer mag, kann dieses Feedback online geben, „einige greifen auch einfach zum Hörer und bedanken sich“, so Häbel, „ältere Mieter schreiben gerne Briefe“. Allein 2016 werde MWB mehr als 8 Millionen Euro in die Modernisierung und Instandhaltung der Immobilien investieren.

Immeo verspricht schnelle Hilfe im Notfall

Zu den Groß-Akteuren auf dem hiesigen Immobilienmarkt gehört auch die Immeo Wohnen Service GmbH mit Hauptsitz in Oberhausen. Nach eigenen Angaben verwaltet und bewirtschaftet sie in Mülheim derzeit rund 2900 Wohnungen.

Mieter, die Reparaturbedarf in ihren vier Wänden feststellen, können sich auf verschiedenen Wegen bei Immeo melden. Einer führt, persönlich oder telefonisch, zum örtlichen Service-Center, mit dem das Unternehmen in Mülheim vertreten ist, es liegt an der Mellinghofer Straße. Besetzt ist es an drei Wochentagen jeweils für einige Stunden.

Außerhalb der Öffnungszeiten können Schäden online gemeldet werden, zudem steht ein 24 Stunden erreichbarer Notdienst zur Verfügung. Als Beispiele für dringende Fälle nennt Immeo: Ausfall der Heizung oder der Warmwasserversorgung, Rohrbruch oder -verstopfung sowie Antennenausfall. Über ein hauseigenes Handwerkerteam verfügt Immeo nicht, sondern beauftragt externe Fachfirmen.

Dabei soll, wie eine Firmensprecherin erklärt, in der Regel binnen 24 Stunden eine Rückmeldung beim Mieter erfolgen und sich innerhalb von 48 Stunden ein Handwerker melden, um die Arbeiten durchzuführen oder einen Termin abzusprechen. „Dabei werden Notfälle vorrangig und schnellstmöglich bearbeitet.“