Mülheim. . Die Mülheimer Werke von Europipe und MGB stehen trotz mehrerer Großaufträge zuletzt weiter vor ungewisser Zukunft. Die Arbeitgeber halten sich bedeckt.
Trotz der zuletzt vermeldeten Großaufträge für die Fertigung von Großrohren mit einer Gesamtkapazität von knapp 1,1 Millionen Tonnen sind die Pläne bei Europipe und Salzgitter Mannesmann Grobblech (MGB) zu einem umfangreichen Stellenabbau noch nicht vom Tisch. Zumindest offiziell gibt es noch keine Entwarnung für die Belegschaften.
Trotz der bestellten Mengen tut sich die Salzgitter AG schwer mit einer Aussage, was diese guten Nachrichten denn für die Personaldebatte bei der Tochter MGB und beim Joint Venture mit der Dillinger Hütte für Europipe bedeutet. Im offiziellen Sprech der AG ist die Rede von „einer guten Grundauslastung bis Mitte 2018“ für Europipe. MGB liefert traditionell rund die Hälfte des Vormaterials, die Europipe-Tochter Pipecoatings besorgt die Beschichtung der Rohre. Die Großaufträge zuletzt, so ein Konzernsprecher, „nehmen ein bisschen den Druck raus, aber es ist auch keine Vollauslastung“.
Fast 400 Jobs waren zur Disposition gestellt
Bei Europipe hatten die Gesellschafter 2015, als die Auftragsbücher sich nicht füllen wollten, einen Abbau von 200 Stellen gefordert, bei MGB waren 183 Jobs zur Disposition gestellt. Zumindest für Europipe sieht der Chef der Mülheimer IG Metall, Volker Becker-Nühlen, „eine leichte Entspannung“. Nichtsdestotrotz werde auch ein Blick in die mittelfristige Zukunft zu richten sein. Kommen Folgeaufträge? Ex-Röhrenchef Wolfgang Eging hatte sich zu seinem Abschied im Herbst 2015 noch vorsichtig optimistisch gezeigt. 20 Millionen Kilometer Rohrleitung seien weltweit in Planung. Den Kopf in den Sand stecken müsse der Röhren-Standort Mülheim mit seiner ausgewiesenen Expertise nicht.
Verhandlungen bei MGB stehen bevor
Bei Salzgitter Mannesmann Grobblech sind die Gespräche zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung noch nicht über die „Informationsphase“ hinausgekommen, so IG Metall-Chef Volker Becker-Nühlen. „Sie haben noch nicht angefangen zu verhandeln.“
Gestern informierte der Betriebsrat die Mitarbeiter über diesen Zwischenstand. Bei MGB schlagen die jüngsten Röhren-Aufträge nicht voll zu Buche, weil traditionell die Dillinger Hütte entsprechend ihrer Beteiligung an Europipe ebenfalls als Vorlieferant partizipiert.
Doch nicht nur Gewerkschafter Becker-Nühlen weiß, dass der Blick in die Glaskugel auch zeigt, wie ungewiss es ist, möglichst nahtlos an Folgeaufträge zu kommen. Immer sei die Frage: Findet sich ein Financier für jene Projekte, gerade in Zeiten, wo der niedrige Ölpreis eine Investition nicht sonderlich schmackhaft macht. Weltweit bekommt es Europipe zudem mit immer mehr Konkurrenz zu tun.
So heißt es aus der Europipe-Zentrale nur knapp: „Ungeachtet der aktuellen Auftragslage laufen die Gespräche mit dem Betriebsrat weiter.“ Der Betriebsratsvorsitzende Frank Schulz bestätigte Verhandlungen mit der Geschäftsführung. Er hofft, „einen praktikablen Weg“ zu finden, der einerseits dem Bestreben gerecht wird, flexibler auf Auftragsdellen reagieren zu können, andererseits aber Mitarbeiterinteressen möglichst weitgehend abbildet. Eine Belegschaftsversammlung ist geplant.