Mülheim. . Die Innenstadt und ein Gebiet nördlich der A 40 in Dümpten sind ausgewählt zur klimagerechten Entwicklung unter dem Dach der „Innovation City“.

Mülheim will dabei sein, wenn alsbald in revierweit 20 Quartieren erprobt wird, wie sich positive Erfahrungen der Modellstadt Bottrop zur energetischen Stadtentwicklung (Projekt „Innovation City“) in andere Städte übertragen lassen. Zwei Quartiere schickt die Stadt ins Rennen: die Innenstadt sowie ein Dümptener Gebiet nördlich der A 40.

Das „Innovation City roll out“, so der sperrige Name des Projektes, das durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert wird, hat ein Ziel: Für 20 Quartiere im Ruhrgebiet sollen Entwicklungskonzepte erarbeitet werden, mit denen sich der CO2-Ausstoß reduzieren lässt. Die Modellstadt Bottrop sieht sich aktuell auf bestem Wege, das Ziel, die CO2-Emission zu halbieren, zu erreichen. Zur Halbzeitbilanz steht laut dem Projektmanagement schon eine Reduzierung von 37 Prozent zu Buche.

Mülheim will nun von diesen Erfolgen Bottrops beim eigenen klimagerechten Stadtumbau profitieren. Mit zwei Bewerbungen will sie die Jury überzeugen, zumindest ein Projekt von „Innovation City“ in die Stadt zu holen. Bekanntlich war Mülheim vor Jahren nur knapp gescheitert, selbst jene Modellstadt für den klimagerechten Stadtumbau im Ruhrgebiet zu werden.

Projektgebiet zur Innenstadt-Entwicklung

Eines der von der Stadt ausgemachten Quartiere für die Bewerbung ist bereits in breiter Form Kulisse von Förderprogrammen: Es ist das Projektgebiet zur Innenstadt-Entwicklung, das im Norden die Hütte und Teile Eppinghofens einschließt, im Osten von Uhland- und Kalkstraße begrenzt ist, im Westen von der Ruhr und im Süden große Teile der Altstadt erfasst.

Das Thema Klimaschutz soll nun nach Willen der Stadt oben aufgesetzt werden auf die mannigfaltigen Entwicklungsziele zur Innenstadtbelebung. Im Umweltdezernat glaubt die für die energetische Stadtentwicklung zuständige Ulrike Marx daran, dass sich mit einem Konzept zum klimagerechten Wandel zusätzlich Investitionsstaus im Innenstadtbereich auflösen lassen könnten.

Auch im Nordosten der Stadt hat die Stadt ein Quartier ausgemacht, mit dem sie bei der Jury, die am 2. Mai die teilnehmenden Quartiere benennen will, glaubt punkten zu können. Es erfasst die Wohngebiete nördlich der A 40, grob umgrenzt von der Straße Auf dem Bruch, vom Schildberg, von den Denkhauser Höfen, der Eichholzstraße, dem Wenderfeld und der Mühlenstraße. Die Stadt macht hier, wo viele Gebäude aus den Jahrzehnten der Nachkriegszeit stammen, einen entsprechend hohen Bedarf an energetischer wie baulicher Sanierung aus. Geprägt ist das Quartier sowohl von größeren Mietshäusern insbesondere von SWB und MWB als auch von einer Vielzahl an Reihen- und Einfamilienhäusern. Heute und in naher Zukunft, so rechnet die Stadt, findet ein verstärkter Generationenwechsel im Gebiet statt. Dies sei laut Wohnungswirtschaft doch ein guter Zeitpunkt zu investieren. . .

Modellstadt Bottrop ist erfolgreich unterwegs 

„Wir sind ganz entspannt, dass wir das hinbekommen“, blickt Jan Küppers aus dem Marketing der Innovation City Management GmbH auf das Ziel, mit den aktuell rund 300 Einzelprojekten in Bottrop dafür zu sorgen, den Ausstoß des klimaschädlichen Kohlenstoffdioxids um 50 Prozent zu reduzieren. 37 Prozent seien geschafft.

In Bottrop wird versucht, die Energiewende „von unten“ zu organisieren. Quartiersmanager gehen auf Bürger zu, um sie zum Mitwirken zu bewegen. Themenabende für Bürger bringen Sanierungsmöglichkeiten für Dach, Fassade, Heizung und Co. näher. Fest installiert ist ein Zentrum für Information und Beratung, eine erste Anlaufstelle, bei der Bürger erfahren können, welchen Teil sie selbst zur energetischen Stadterneuerung beitragen könnten. Das fruchtet, sagt Küppers.

Bürger lassen sich motivieren

Über 2000 Bürger hätten jene Erstberatung schon in Anspruch genommen, „56 Prozent davon haben tatsächlich auch was umgesetzt“. Stolz ist man beim Innovation City Management darauf, dass Bottrop bei der Modernisierung im Gebäudebestand mittlerweile eine Quote von 3 Prozent erreicht, der Schnitt in deutschen Städten liege bei gerade einmal 0,8 Prozent. Kernelement des Projektes ist laut Küppers, alle relevanten Akteure eines Quartiers an einen Tisch zu holen: Private Eigentümer und Wohnungsunternehmen, Energieversorger, Fachfirmen, Verwaltung. . .

Ein erfolgreiches Forschungsprojekt, für das gerade Bilanz gezogen wurde, lief unter dem Titel „100KWK in Bottrop“. Dabei wurden insgesamt 100 KWK-Anlagen (Kraft-Wärme-Kopplung) in Bottrop verbaut. Ziel war es, den Betrieb von Heizsystemen mit Kraft-Wärme-Kopplung mit unterschiedlichen Anlagen in verschiedenen Gebäudetypen zu testen und ihren Betrieb zur Einsparung von fossilen Brennstoffen und damit auch von CO2 zu optimieren. Das Projektmanagement sieht in der KWK-Technologie einen wichtigen Baustein für die „Energiewende von unten“.