Mülheim. . Dass die Stadt Umweltzonen ausweisen wird, in denen nur noch Fahrzeuge mit Euro-6-Abgasnorm fahren dürfen, hält Mülheims Umweltamtsleiter Zentgraf für unwahrscheinlich.

Wird es in Mülheim bald kleinere Umweltzonen geben mit Fahrverboten für Fahrzeuge, die bei den Abgaswerten nicht die Euro-6-Norm erfüllen? Die Ausweisung solcher Zonen will der Bund möglich machen, um an Stellen mit hoher Stickstoffdioxid-Belastung in der Luft die Einhaltung der EU-Grenzwerte zu ermöglichen. Mülheims Umweltamtsleiter Dr. Jürgen Zentgraf glaubt nicht, dass die Stadt auf eine solch restriktive Maßnahme angewiesen sein wird – selbst nicht an der Kölner Straße in Selbeck.

An der durch den südlichen Stadtteil verlaufenden Bundesstraße 1 werden bekanntlich die stadtweit höchsten Stickstoffdioxid-Werte gemessen, so dass die Politik dort Ende Februar gar eine Tempo-30-Zone einrichten ließ. Das Tempolimit auf Wohnviertel-Niveau gilt dort auf einer Länge von 1,3 Kilometern. Gleichzeitig beauftragte die Politik das Umweltamt, zu prüfen, ob die Ortsdurchfahrt nicht gar als Umweltzone ausgewiesen werden könnte, so dass nur noch Fahrzeuge mit grüner Umweltplakette durch Selbeck fahren könnten.

B1 erfüllt wichtige Verkehrsfunktion

Jetzt will der Bund gar eine blaue Plakette einführen, um es Städten zu ermöglichen, Umweltzonen auszuweisen, in denen nur noch Fahrzeuge, die mindestens die Euro-6-Norm erfüllen, über den Asphalt rollen dürfen. Würde man eine solche Regelung ad hoc umsetzen, so Mülheims Umweltamtsleiter Dr. Jürgen Zentgraf, würde rund ein Drittel aller Diesel-Pkw „und noch mehr Lkw“ in jenen Mini-Zonen mit Fahrverboten belegt.

Zentgraf sieht dafür an keiner Stelle in Mülheim eine Notwendigkeit. Etwa sei an der Kölner Straße in Selbeck allein schon wegen der normalen Fluktuation im Fahrzeugbestand damit zu rechnen, dass der Stickstoffdioxid-Grenzwert „in fünf, sechs Jahren unterschritten“ sein wird. „Wir liegen dort mit einer Luftbelastung von knapp unter 45 ja nur relativ geringfügig über dem Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter.“

Schon aus diesem Grund müsse die Stadt an der Kölner Straße nicht gleich „so restriktiv“ vorgehen, dass dort die Euro-6-Abgasnorm zum Maß aller Dinge erklärt werde. „Wenn überhaupt“, so der Amtsleiter, könne die grüne Plakette noch mal Thema werden. Bis Herbst will das Umweltamt in dieser Sache die von der Politik eingeforderte Prüfung abgeschlossen haben, ob die Ausweisung einer entsprechenden Umweltzone auf jenem Teil der B1 in Abwägung aller Interessen Sinn macht. Denn klar ist schon in der vergangenen Debatte geworden: Die B1 erfüllt eine wichtige Verkehrsfunktion für die Lkw-Andienung naher Gewerbegebiete, auch ist die Erreichbarkeit der „Caravan-Meile“ an der B1 zu berücksichtigen.