Mülheim. In einer Gesprächsrunde mit Politikern und Bürgern hat Polizeipräsident Frank Richter Mülheim als sichere Stadt bezeichnet. Dennoch will er mehr tun.

Frank Richter ist ein Freund des klaren Wortes. Die SPD hatte ihn am Dienstagabend zu einer offenen Runde eingeladen, um mit ihm über die Sicherheit in der Stadt zu sprechen. Der Polizeipräsident nutzt die Gelegenheit, um Akzente zu setzen. Dabei zieht sich ein klares Leitmotiv durch seine Ausführungen: Mülheim sei eine sichere Stadt.

Trotzdem aber müssten die Unsicherheitsgefühle der Menschen ernst genommen werden. „Menschen, die Angst haben, denen kann man nicht mit statistischen Daten kommen. Da hilft nur zuzuhören und das zu beseitigen, was dieses Unwohlsein auslöst.“ Dazu könne gehören, Orte freundlicher zu gestalten, etwa durch Farbe oder Licht. Man müsse aber auch darauf achten, dass bestimmte Plätze in der Stadt nicht verwahrlosen – etwa als wilde Müllkippen.

Einen Verbündeten hat Richter hier in Bernd Otto, dem Leiter des städtischen Ordnungsamtes, der ebenfalls als Referent eingeladen war. Ordnungsamt und Polizei werden demnächst auf gemeinsame Streife gehen. Wie sich diese Zusammenarbeit genau ausgestalten soll, werde im Moment geplant. Für Richter ist dabei wichtig: „Natürlich haben wir unterschiedliche Aufgabenbereiche. Aber solche Zuständigkeiten sind dem Bürger egal. Sie wollen einfach Hilfe in einer konkreten Situation. Da müssen wir ansetzen.“

Projekt „Kurve kriegen“

Ein weiteres Thema war natürlich auch die Wohneinbruchswelle. Richter plädierte dafür, dass künftig über das Baurecht bestimmte Sicherheitsstandards festgelegt werden sollen. „Bei uns wird alles geregelt. Warum nicht auch das?“ Schon jetzt befände sich die Polizei in Gesprächen mit Wohnungsbaugesellschaften.

Schließlich teilte Richter mit, dass das Präsidium nun an dem vom Land geförderten Projekt „Kurve kriegen“ teilnimmt, das sich an jugendliche Intensivtäter richtet. Aus den Mitteln, die dann zur Verfügung stehen, können unter anderem Sozialarbeiter finanziert werden.

Zur Zeit befände man sich in Verhandlungen mit verschiedenen Wohlfahrtsverbänden, die diesen Part übernehmen könnten. „Ich gebe zu, ich war zuerst skeptisch. Aber ich habe in Hagen, wo ich vorher Polizeipräsident war, gute Erfahrungen mit diesem Ansatz gemacht. Wenn einer dieser Jugendlichen nicht zur Schule geht, dann steht morgens jemand vom Ordnungsamt bei ihm und holt ihn ab. So bekommen die Jugendlichen klare Leitplanken gesetzt und Struktur in ihr Leben“, so Richters Fazit.

Freund der Bürger

Dem Einsatz von Bodycams, der unter anderem von der Gewerkschaft der Polizei gefordert wird, steht Richter mit gemischten Gefühlen gegenüber. Diese Kameras, die an den Uniformen befestigt sind, können Einsätze dokumentieren. „Ich finde, dass man sie mal ausprobieren sollte.“

Es dürfe aber kein Misstrauen zwischen Bürgern und Polizei entstehen, nach dem Motto: Es müsse alles aufgenommen werden, weil sonst eine der beiden Seiten ihre Rechte nicht wirksam durchsetzen könne.

Die Polizei sei Freund der Bürger. Dieses besondere Verhältnis sei ein Schatz, den es zu wahren gelte. „Diese Beziehung versuchen wir auch, zu den Flüchtlingen aufzubauen. Deswegen sind wir in den Unterkünften präsent.“ Nicht jeder Einsatz dort hänge mit einer Straftat zusammen. Klar sei auch, dass es in Unterkünften, wo viele Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenleben, immer wieder zu Konflikten käme. Dies sei kein spezifisches Flüchtlingsproblem: „Denken Sie an den zweiten Weihnachtsfeiertag.“ Da gebe es auch bei deutschen Familien viele Einsätze. Weil die Menschen die ganze Zeit zusammenhockten.