Selbeck. .
Die Stadt ist von Autobahnen umringt. Daher benutzen Brummifahrer gern die örtlichen Bundesstraßen als Abkürzung und um Maut zu sparen. Mülheim eine günstige Durchfahrtstadt? Das soll sich bald ändern. Sieht der Bund die gesetzlichen Voraussetzungen gegeben, soll wenigstens ein Teil der Kölner Straße (B 1) für Lastwagen mautpflichtig werden. Der Mobilitätsausschuss erteilte dem Umweltamt jetzt den Prüfauftrag für das erste Teilstück der B 1. Das soll nicht nur Schleichfahrer abhalten, sondern auch die Luftqualität in Selbeck spürbar verbessern.
Mautpflichtige Abschnitte auf Bundesstraßen sind in Deutschland längst eingerichtet – auch in den Nachbarstädten. Im Essener Norden müssen Speditionen für die Nutzung der B 224 nahe der A 42 bereits zahlen. In Oberhausen sind mehrere Abschnitte und Abkürzungsstrecken der B 223 in Autobahnnähe mautpflichtig. Das sollte auch in Mülheim für den Ortskern von Selbeck – und vielleicht auch in Saarn und Styrum – funktionieren. Ihr Anliegen hat die SPD mit dem Mobilitätsausschuss jetzt auf den Weg gebracht.
Aber mit dem Beschränken von Autofahrten tun sich die Ortspolitiker schwer. Mülheim hat die zweithöchste Autodichte in Deutschland: auf 1000 Einwohner kommen 501 Autos, sagt die Statistik des Kraftfahrtbundesamtes. Groß ist darum der Druck aus der Autolobby. Sie will mit dem eigenen Wagen überall hin- und vorfahren. Selbst die Fußgängerzone der Innenstadt ist für manche Privatfahrer nicht tabu. Eine Studie der Uni Duisburg-Essen belegt auch: Je größer die Städte, um so geringer ist die Zahl der Autos je Einwohner. Dort steigen immer mehr Personen auf Busse und Bahnen um.
In Mülheim ist das (noch) anders. Täglich wird im Ortskern von Selbeck der zulässige Grenzwert an Stickstoffdioxid überschritten – auch bei viel Wind. Aber Bezirksvertreter und Ratsmitglieder blockieren die Ausweitung der Umweltzone, um die Caravanbetriebe an der Kölner Straße zu schützen. „Viele Wohnmobile bekommen keine grüne Plakette“, sagen sie.
Abkürzungsfahrten unterbinden
Um den Schadstoffausstoß in Selbeck unter den Grenzwert zu senken, soll Tempo 30 in einem ersten Schritt helfen, schlägt das Umweltamt vor (wir berichteten). Dafür scheint sich im Rat nun eine Mehrheit zu bilden. SPD und Grüne signalisieren Zustimmung, die CDU tut sich auch mit Tempo 30 schwer.
Fakt ist: Zahlreiche Sattelschlepper fahren über die B 1 und die B 223, um die Wege zu Betrieben, die sie beliefern, abzukürzen, verlängern damit aber ihre Touren durch das Stadtgebiet. Kölner Straße, Oberhausener Straße, Aktienstraße und Straßburger Allee sind beliebte Mautsparstrecken zwischen den Autobahnen. Entsprechend hoch ist die Schadstoffbelastung in den Wohngebieten.
„Verbotsschilder helfen wegen der seltenen Kontrollen nicht. Gutes Zureden hält keinen Brummifahrer ab, wenn der Spediteur ihm die preisgünstigere Tour vorgibt“, begründet Claus Schindler den Vorstoß der SPD für eine Mautpflicht auf der B 1.
Die möglichen Mauteinnahmen von der Kölner Straße blieben beim Bund, teilt Stadtsprecher Volker Wiebels auf Nachfrage mit.