Mülheim. Mit dem Hausnotruf können Senioren Alarm schlagen, wenn sie beispielsweise in ihrer Wohnung gefallen sind. Rund 2000 Mülheimer nutzen das Angebot.
Gestern Vormittag auf der A40, zwischen Heimaterde und Heißen: Mit Blaulicht und Alarmsirene räumt sich ein Wagen des Deutschen Roten Kreuzes die Überholspur frei: „Hausnotrufdienst“. Die Helfer haben es eilig, bei einem von mehr als 1600 Einsätzen auf Knopfdruck, die sie jährlich in Mülheim fahren. Tendenz: deutlich steigend, auch bei den anderen Anbietern dieses Services.
Die meisten Teilnehmer hier in der Stadt vertrauen den Johannitern: Rund 1080 seien es derzeit, berichtet Volker Niemann, der den Hausnotrufdienst für Essen, Mülheim und Bottrop leitet, „eine deutlich zweistellige Zahl kommt jedes Jahr hinzu“. Weil die Menschen, auch die allein lebenden, im Durchschnitt immer älter werden. Das DRK hat momentan 830 Kunden für den Hausnotruf: „Wir wachsen stetig“, sagt die zuständige Mitarbeiterin Andrea Abel. Geleistet wird der Rund-um-die-Uhr-Service von 30 bis 40 Ehrenamtlern sowie FSJlern, die eine Rettungshelferausbildung haben.
Von der kleinen Schnittverletzung bis zum akuten Herzinfarkt
Geleitet wird der Dienst von Nils Bergmann, der ebenfalls zu den Freiwilligen des DRK gehört und die Bandbreite der Situationen skizziert, die er bei Einsätzen erlebt: „Das reicht von Lappalien wie kleinen Schnittverletzungen bis zum akuten Herzinfarkt.“ Letzteres sind medizinische Notfälle, in denen alle Hilfsorganisationen die 112 rufen. „Meist aber“, so Bergmann, „sind es Personen, die zu Hause gestürzt sind und nicht mehr alleine aufstehen können.“
Auch der Malteser Hilfsdienst bietet alten oder behinderten Menschen Hilfe auf Knopfdruck: Aktuell würden in Mülheim 162 Haushalte auf diese Weise versorgt, erklärt Abteilungsleiter Thorsten Schildt, im Vorjahr gab es ein Plus von 19 Prozent. Zu 219 Einsätzen in Wohnungen kamen die Malteser, „meist wegen sozialer Hilfeleistungen oder Aufstehhilfen“, nur selten waren Rettungsdienste gefragt. Die monatlichen Kosten für den Hausnotruf liegen generell bei etwa 18 Euro für den Basisdienst und ca.45 Euro für umfassenderen Service. Sie werden, sofern eine Pflegestufe besteht, meist von den Kassen getragen.
Nicht nur Hilfe bei körperlichen Notlagen
Im Gegensatz zu den genannten Hilfsorganisationen bietet das Caritaszentrum Marienhof einen Hausnotruf durch Pflegefachkräfte an. Etwa 80 Menschen, die ambulant betreut werden, sind an dieses System angeschlossen, berichtet Violetta Kwapisz, Leiterin der Sozialstation.
Vom roten Druckknopf um Hals oder Handgelenk versprechen sich die Nutzernicht nur Hilfe bei körperlichen Notlagen, sondern auch, „wenn sie sich bedroht fühlen“, so Volker Niemann von den Johannitern, etwa von Fremden an der offenen Wohnungstür. „Sobald sich die Stimme aus dem Gerät meldet, sind die ganz schnell weg...“
Rauchmelder als zusätzlicher Service
Bei den Hausnotrufdiensten von DRK, Johannitern und Maltesern werden auch junge Leute eingesetzt, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolvieren. Alle drei Hilfsorganisationen melden noch freie Plätze.
Die Hilfsorganisationen bieten als Zusatzservice Rauchmelder in Verbindung mit dem Hausnotruf an, über die automatisch die Zentrale alarmiert wird, notfalls die Feuerwehr.