Mülheim. Im Dauerstreit mit Naturschützern. Der neue Vorsitzende der Fischervereine wünscht sich einen barrierefreien Steg und sucht dafür Sponsoren.
Frühester Frühling: Für die Fischfänger unten am Fluss hat die Saison 2016 noch nicht richtig begonnen. Warmgelaufen haben sie sich aber schon am vorletzten Samstag, beim alljährlichen Müllsammeln „Sauberes Ruhrufer“, das bereits zum 46. Mal stattfand und von den Aktiven als „älteste Umweltaktion“ in Mülheim beworben wird.
Weniger Abfall meldeten sie diesmal, Kritik kam postwendend von zwei ehrenamtlichen Landschaftswächtern, mit denen die Angler über Kreuz liegen. Der Dauerstreit dreht sich um Störungen von Flora und Fauna, umweltverschmutzende Hinterlassenschaften.
„Diese beiden Leute wollen uns immer in die Suppe spucken“, sagt Michael Raspel, der Ende Februar zum neuen Vorsitzenden der Interessengemeinschaft (IG) der Fischervereine Untere Ruhr e.V. gewählt wurde. Die Organisation ist etwa so alt wie er: 48 Jahre. Sein Vorgänger Jochen Keienburg zog sich mit 76 aus dem Amt zurück, „aus gesundheitlichen Gründen und altersbedingt“, wie er erklärt.
Michael Raspel möchte nun gemeinsam mit seinen Vereinskollegen erreichen, „dass das beschädigte Bild, was Angler in Mülheim haben, gerade gerückt wird“. Man lebe nun mal in einem Ballungsgebiet. Daher sein Wunsch: „Naturnutzer und Naturschützer sollten sich in der Mitte treffen. Natürlich ist das keine Sache, die man in zwölf Monaten hinbekommt.“
Die neue Vereinsführung
Zum neu gewählten Vorstand der Interessengemeinschaft der Fischervereine Untere Ruhr e.V. gehören: Michael Raspel (Vorsitzender), Rolf Landscheidt (stellv. Vorsitzender), Heinz Techtmeyer (Geschäftsführer), Dieter Grzenia (stellv. Geschäftsführer), Volker Karsch (Kassierer), Gerd Fichtner (Gewässerwart), Jürgen Kuhny (stellv. Gewässerwart), Marcus Rau (Organisationswart) und Carsten Verl (stellv. Organisationswart).
Ehrenvorsitzender des Vereins ist Jochen Keienburg, Ehrenmitglied Jürgen Klingenberg.
Ein anderes, konkretes Vorhaben, das er gerne schon in diesem Jahr umsetzen würde, ist der Bau eines barrierefreien Steges, „auf dem auch Angler mit Behinderung ihr Hobby ausüben können, zur Not im Rollstuhl“. Eine geeignete Stelle scheint ihm an der Saarner Ruhr zu liegen, am Kassenberg, wo der Fossilienweg über eine Holzbrücke führt. Sponsoren zur Finanzierung eines solchen Steges würden gerade gesucht.
21 Vereine mit rund 3500 Mitgliedern aus mehreren Städten gehören der Interessengemeinschaft an, deren Revier sich von Essen-Kettwig bis Duisburg zieht. Nachwuchsmangel hätten sie nicht, erklärt Keienburg: „Einige Vereine verzeichnen großen Zulauf, denn der Erwerb eines Scheines ist für Mitglieder billiger als für Nicht-Organisierte.“ Rund 1300 Angelscheine, dazu noch Tagesscheine, hätten sie im vergangenen Jahr ausgestellt, ergänzt Geschäftsführer Dieter Grzenia. „Die Zahlen gehen leicht zurück.“ Was die neue Saison bringt, werde man sehen.
Tendenziell aufwärts bewege sich der Anteil weiblicher Mitglieder, meint Raspel. In seinem Heimatclub, dem Verein für Angelfreunde Mülheim Ruhr, seien derzeit 15 Frauen aktiv, bei gut 350 Leuten insgesamt. „Angeln ist keine Männerdomäne“, sagt Raspel. Auch das ist wohl Ansichtssache.