Mintard. . Das Gastronomenduo René Birkmann und Georg Vollenbruck hat mit der Sanierung des Komplexes begonnen. Im August wollen sie die ersten Gäste begrüßen.
„Wir haben hier noch eine Menge zu tun. Im August wollen wir fertig sein und unsere ersten Gäste auf der Terrasse und im Saal begrüßen.“ René Birkmann und Georg Vollenbruck haben sich viel vorgenommen: Sie wollen mit etlichen Handwerkern den Mintarder Wasserbahnhof aus dem Dornröschenschlaf wecken und dauerhaft wiederbeleben. Ein Ausflugsziel am Ruhrufer, das Mintarder und viele Mülheimer gern wieder ansteuern, wenn das junge Gastronomenduo Türen und Küche für sie öffnet.
Bis vor wenigen Jahren ist das Haus auf der halben Strecke von Mülheim nach Kettwig ein beliebter Treffpunkt. Es erlebt viele Wochenenden, an denen auf der Terrasse kein Sitzplatz zu bekommen ist. Immer wenn ein Schiff der Weißen Flotte am Anleger „Mintarder Wasserbahnhof“ festmacht, steigen Besucher aus. Andere Gäste fahren mit dem Schiff weiter oder sie laufen nach Saarn. Beliebt ist bis Mai 1968 auch die Runde von Broich oder Saarn mit dem roten Schienenbus nach Mintard, dort im Wasserbahnhof einkehren und mit der Weißen Flotte über die Ruhr nach Hause.
Daran wollen René Birkmann und Georg Vollenbruck wieder anknüpfen. Aber das ist nicht so einfach. Die Zugstrecke ist längst abgebaut, Teile des Bahndamms bilden heute einen Wanderweg. Dafür hält der rote Bahnbus (Linie 132) vor der Tür auf der August-Thyssen-Straße. Die Weiße Flotte fährt seit 2011 vorbei. Auch das wollen die jungen Unternehmer wieder ändern.
Der Charme der 70er Jahre kommt raus
Seit wenigen Tagen geben sich im Mintarder Wasserbahnhof Entrümpler und Handwerker die Klinken in die Hand. „Der Charme der siebziger Jahre muss raus, das reißt keinen mehr vom Hocker“, erklärt Rolf Birkmann. Renés Vater ist Mintarder und mit Mülheims jüngstem Stadtteil verwachsen. Und er ist bodenständig, will mit seiner Familie und dem Partner was im Dorf und für Mintard bewegen. „Was im Mülheimer Wasserbahnhof geklappt hat, geht auch im Mintarder Wasserbahnhof. Wir sind gut erreichbar, wenn wieder alle Anschlüsse betriebsbereit sind“, betont Birkmann.
Während draußen auf der Terrasse Gärtner die „Ela“-Schäden absägen und beseitigen, sind im Haus kräftige Männer dabei, altes Mobiliar auszuräumen. Auf den Fensterbänken im Saal türmen sich Teller. Die ehemalige Restaurantküche hat länger keine Gerichte mehr produziert, die Klimatechnik zeigt eher Schrottwert. Selbst das noch gut erhaltene Tanzparkett fliegt raus, „damit wir überall einen ordentlichen und zeitgemäßen Fußboden bekommen“, erklärt Rolf Birkmann.
Auf der Terrasse wird es ab Spätsommer einen Bereich mit Service und einen zweiten mit Selbstbedienung geben. Der neue Eingang wird direkt vom Parkplatz aus erreichbar sein. Nebenan entsteht ein Frühstückscafé für die Nahversorgung und zum Mitnehmen. Das Restaurant wird räumlich neu geordnet mit bodentiefen Fenstern zur Ruhr. Die Toiletten erhalten behindertengerechte Zugänge, auch auf die Terrasse. „Wir sind offen für Familien und Ausflügler, wir können Feiern und Seminare ausrichten“, kündigen die Gastronomen an.
Hotelbetrieb läuft während des Umbaus weiter
Während des kompletten Umbaus im Mintarder Wasserbahnhof läuft der Hotelbetrieb weiter. 23, meist Einzelzimmer, sind an der August-Thyssen-Straße zu buchen. „Oft übernachten bei uns Handwerker, die in der Umgebung arbeiten“, erläutert Rolf Birkmann. Die Zimmer befinden sich im Obergeschoss. Dort ist jetzt auch vorübergehend der Frühstücksraum eingerichtet.
Im Garagentrakt, der im Lauf der Jahre stückweise erweitert wurde, entsteht das neue Frühstückscafé. Auf die Wiederbelebung des Mintarder Wasserbahnhofs warten auch schon die benachbarten Gastrobetriebe „Artemis“ am Staader Loch und Landhaus Höppeler. „Wir werden uns mit unseren Angeboten ergänzen“, sagt Birkmann. „Wir haben darüber gesprochen.“
Kamerateam begleitet junge Gastronomen
René Birkmann und Georg Vollenbruck sind in der Gastro-Szene bereits bekannt. Vor zwei Jahren haben sie im Fernsehen bei Kabel 1 um die Wurst gekämpft und in der Doku-Serie „Wer wird Würstchenmillionär“ am Ende gewonnen. Vor allem die Mintarder haben damals im Dorf mitgefiebert.
Nun steht ihr zweites Fernsehprojekt an: Fast alle Schritte, die sie in ihrem neuen Betrieb machen, halten Fernsehkameras ebenfalls fest. „Das Produktionsteam ist immer dann vor Ort, wenn sich hier Entscheidendes bewegt“, erläutern Vollenbruck und Birkmann. Seit drei Monaten begleitet ein Kamerateam des gleichen Senders Gastronomen, Handwerker und Baufortschritte. So entsteht eine achtteilige Dokumentation über den Mintarder Wasserbahnhof – von der Übernahme durch die neuen Eigentümer bis zur Eröffnung im August. Ausgestrahlt wird die Doku vom Wasserbahnhof Mintard dann im Herbst
Mintarder Wasserbahnhof ist immer noch ein beliebtes Auflugsziel
Das idyllische Dorf im Mülheimer Süden ist nach wie vor ein beliebtes Ausflugsziel. Viele fahren mit dem Fahrrad durch die Felder von Saarn nach Mintard. Andere gehen zu Fuß über den Auberg und erreichen unter der Ruhrtalbrücke die Dorfstraße. Im Café des Reiterhofes und an der August-Thyssen-Straße befinden sich Lokale zur Einkehr. „Haus Deppe“ – im Dorf nahe der ehemaligen Bahntrasse – hat schon vor Jahren den Zapfhahn zugedreht. Im Mintarder Wasserbahnhof soll im Spätsommer wieder Bier in die Gläser schäumen.
Die Federführung für den Umbau des Restaurants auf der großen grünen Ruhrwiese hat der Architekt Burkhard Bergmann aus Dortmund übernommen. Er und das Mintarder Gastroduo erwarten in den nächsten Wochen die Freigabe der Bauaufsicht. Siebenstellig ist die Investitionssumme. Der Schriftzug zur Straße wird als Erkennungszeichen bleiben – übrigens der gleiche wie auf der Schleuseninsel.
Seit der Eingemeindung Mintards 1975 hat Mülheim zwei Wasserbahnhöfe. Der kleinere ist zur Zeit von seiner Funktion entbunden. Das könnte sich bei wachsender Ausflüglerschar wieder ändern.
Für einen neuen Anleger fehlt der Stadt das Geld
Am Wasserbahnhof macht die Weiße Flotte fest. Auf Mülheim trifft das zu. An der Schleuseninsel starten die nach wie vor beliebten Schiffstouren. In Mintard existiert – nur wenige Meter vom Ruhrufer entfernt – seit den 1930er Jahren ein zweiter Wasserbahnhof. Dort legten die Ausflugsschiffe bis 2011 an. Seitdem ist Durchfahren an der Ruhrtalbrücke angesagt.
„Das Passagieraufkommen war nicht mehr so groß, weshalb wir aus wirtschaftlichen Gründen den Anleger aufgegeben haben“, erläutert Joachim Exner, Leiter der städtischen Betriebe. Das Haushaltssicherungskonzept habe schon damals der Weißen Flotte die Daumenschrauben angelegt. Das habe sich leider bis heute nicht geändert, fügt Joachim Exner hinzu.
Wenn es mit der Wiedereröffnung des Mintarder Wasserbahnhofs dort auch wieder eine Anlegestelle geben soll, dann könne das nur über eine private Initiative laufen. „Bei den Betrieben haben wir dafür kein Geld“, erklärt Exner. Es habe bereits Gespräche mit den neuen Eigentümern gegeben. „Aber leider sprechen die Bücher jetzt nicht für die Finanzierung eines Anlegers von unserer Seite aus.“ Die Fraktionen von Grünen, CDU und SPD haben den Anleger Mintard auf die Tagesordnung der Bezirksvertretung 3 gesetzt. Um die 2500 Euro plus Wartung soll das Projekt kosten.