Die Kriminalität ist erneut gestiegen. Zugleich kann die Polizei mehr Aufklärungserfolge verkünden. Die Einbruchszahlen bereiten nach wie vor Sorge.
Die Kriminalitätsbelastung ist in Mülheim erneut gestiegen: Mit insgesamt 14.518 Fällen haben die Straftaten in 2015 gegenüber dem Vorjahr um 948 Taten zugenommen. Das ist der zweithöchste Anstieg seit 1990, nachdem 2012 schon einmal 15.147 Straftaten registriert wurden und die Fallzahlen in 2013 auf 13.249 zurückgegangen sind. Trotz der ernüchternden Zahlen, einer höheren Belastung und engen Personaldecke konnte die Polizei aber ihre Aufklärungsquote in einigen Bereichen verbessern – insgesamt um 2,34 Prozentpunkte auf 53,74 Prozent.
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Das spreche für die „Qualität der Polizeiarbeit“, sagte Polizeipräsident Frank Richter bei der Präsentation der Kriminalstatistik. Jedoch hat sich die „gute Arbeit“ noch nicht auf den Bereich der Einbrüche niedergeschlagen. „Die Wohnungseinbrüche bereiten uns große Sorgen“, sagt Frank Richter. In Mülheim ist ihre Zahl um 178 von 596 (in 2014) auf 774 (in 2015) gestiegen. Das macht ein Plus von 29,87 Prozent. In rund 47 Prozent der Fälle lag ein Versuch vor, was die höchste Versuchsquote seit 2004 ist und zeigt, dass es Einbrecher immer schwerer haben, in Wohnungen einzudringen. 89 Taten konnten geklärt und 71 Tatverdächtige ermittelt werden. Mehr als jeder Zweite war Nichtdeutscher. Die Aufklärungsquote ging um 0,92 Prozentpunkte auf 11,5 Prozent zurück. Der wirtschaftliche Schaden belief sich insgesamt auf rund 2,1 Millionen Euro oder im Durchschnitt auf 5134 Euro je Tat.
Die Polizei will weiterhin mit einem „ausgeschärften Konzept“, so Martina Thon, gegen die Täter vorgehen. Dabei setzt sie auf die Zusammenarbeit aller Direktionen – auch mit dem Verkehrsdienst. 2015 wurden in Essen/Mülheim 11.000 Fahrzeuge und 15.000 Personen kontrolliert. Intensiv verfolgt werden weiterhin Serieneinbrecher. Von 38 identifizierten mobilen Tätern, darunter drei Frauen, sitzen derzeit zwölf in U-Haft, elf wohnen in Essen, einer in Mülheim und „der Rest irgendwo“, so Thon.
Jugendkriminalität stagniert
Der Einbruchradar, der ab April landesweit eingeführt wird, sei zwar ein Mittel der Transparenz. Aber: „Er wird die Ermittlung bei Einbrüchen nicht revolutionieren und die Bekämpfung des Einbruchs nicht nach vorne bringen“, schätzt Martina Thon. Trotz der Tendenz zu höheren Kriminalitätsraten, „sehen wir im Vergleich zu anderen Städten in Essen und Mülheim deutlich besser aus“, sagt die Kripo-Chefin. Die Gefahr für jeden einzelnen Bürger, Opfer einer Straftat zu werden, sei in vergleichbaren Städten deutlich höher. Dennoch ist Thon bewusst: „Wir können mit den Zahlen nicht gegen die Furcht der Menschen anreden.“
Ein Lichtblick: „Es gibt Gott sei Dank keine großen Steigerungen bei der Jugendkriminalität“, so Frank Richter. Von insgesamt 5537 ermittelten Tatverdächtigen in Mülheim waren 117 Kinder, 442 Jugendliche und 517 Heranwachsende. Der Polizeipräsident bemüht sich um die Aufnahme der Behörde Essen/Mülheim in das landesweite Präventionsprogramm „Kurve kriegen“, bei dem sich die Polizei und zusätzliche Pädagogen gemeinsam darum kümmern, Jugendliche von der schiefen Bahn zu bekommen. „Wir müssen“, so Richter, „Hand in Hand mit anderen Trägern arbeiten.“