Noch im Dezember ging die Stadtverwaltung davon aus, dass die Notunterkunft für Flüchtlinge in der Sporthalle an der Lehnerstraße Ende März wieder freigegeben wird. Doch daraus wird nichts: „Wir werden diese Notunterkunft voraussichtlich nicht mehr in diesem Jahr auflösen“, erklärte Sozialdezernent Ulrich Ernst jetzt bei einem Rundgang mit dem Polizeipräsidenten durch das Flüchtlingsdorf in Saarn.
180 Flüchtlinge sind derzeit in der Erstaufnahmestelle des Landes an der Lehnerstraße untergebracht. Plätze gibt es für 300 Menschen. „Wir brauchen die Halle weiterhin als Puffer“, begründet Ernst. Denn noch sind die geplanten neuen Unterkünfte im Bau. Würde Mülheim die Erstaufnahmestelle des Landes aufgeben, müsste sie 300 weitere kommunale Plätze anbieten. „Und die haben wir derzeit nicht“, so Ernst.
Ladendiebstähle und Streitigkeiten
Rund 2650 Flüchtlinge leben derzeit in Mülheim, davon 426 im Flüchtlingsdorf in Saarn – ohne große Probleme. Anders als in Essen gibt es bislang in Mülheim keine Meldungen von Massenschlägereien. Zwar ist auch hier die Polizeipräsenz vor Flüchtlingsunterkünften „nicht weniger geworden. Das ist aber normal“, sagt Polizeipräsident Frank Richter. Häufig werde eines in der Bevölkerung verwechselt: „Hinter jedem Einsatz steckt nicht auch eine Straftat.“ Die Polizei werde oft wegen Streitigkeiten zwischen Personen gerufen, die schon in ihrem Kulturkreis nicht zusammenpassten. Sie fahre auch verstärkt Streife, „um zu sehen, dass vor dem Zaun nichts passiert“, erklärt Frank Richter. Er will nichts beschönigen, „aber ich halte auch nichts davon, zu dramatisieren“. Es gebe Körperverletzungen, „meist Familienangelegenheiten“, Ladendiebstähle und auch Delikte wie Schwarzfahren. Zwei Fälle von Widerständen gegen Polizeibeamte fallen ebenfalls in die Statistik. „Aber das ist nicht beunruhigend“, sagt Frank Richter.
Konkrete Zahlen zu Straftaten von Flüchtlingen konnte die Polizei noch nicht nennen. Die Kriminalitätsstatistik wird im März veröffentlicht. Sozialdezernent Ulrich Ernst betonte, „dass die Zusammenarbeit mit der Polizei hervorragend klappt. Wir haben einen sehr kurzen Weg. Uns war von Anfang an wichtig, dass wir hier vor Ort ziviles Personal einsetzen“, erklärt Ernst. Natürlich fahre öfter ein Polizeiwagen vor, aber zunächst deshalb: „Weil man da ist.“
Die Polizei versucht Vertrauen zu den Flüchtlingen aufzubauen. „Die Menschen aus Syrien und dem Irak haben ein gestörtes Verhältnis zur Polizei. In diesen Ländern ruft niemand die Polizei. Aus Angst“, sagt der Polizeipräsident. Diese Angst wollen die Beamten durch Aufklärungsarbeit in den Unterkünften nehmen. Manchmal reiche schon ein freundliches „Hallo“. Auch deshalb steht der Polizeiwagen vor dem Dorf.