Mülheim. . Es kriselt: Bei Europipe und MGB bereiten sich die Betriebsräte mit externen Beratern auf schwierige Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite vor.

200 Stellen beim Großrohrproduzenten Europipe stehen zur Disposition, 183 Stellen sind bei Salzgitter Mannesmann Grobblech weiter auf der Streichliste, obwohl zuletzt zumindest einige Aufträge dafür gesorgt haben, dass aktuell in beiden Werken keine akute Beschäftigungsmisere vorherrscht.

Europipe konnte in den vergangen Monaten Aufträge etwa aus Ägypten und für die Trans-Adria-Pipeline hinzubuchen, die laut dem Betriebsratsvorsitzenden Frank Schulz erst einmal bis Ende September dafür sorgen, dass der Betrieb im Zwei-Schicht-System ausgelastet ist. Gleichwohl, so Schulz, halte die Geschäftsführung weiter an ihrem Ziel fest, 200 Stellen abzubauen, um im stark schwankenden Projektgeschäft nur noch die Grundauslastung mit einer Stammbelegschaft zu fahren, darüber hinausgehende Produktion solle mit Leiharbeitnehmern angegangen werden.

Der Betriebsrat ist mit der IG Metall auf der Suche nach Lösungen, wie mehr Stammbelegschaft gehalten werden kann, das Werk aber trotzdem an Flexibilität für Zeiten der Auftragsflaute gewinnen kann. Eine externe Beratung ist beauftragt, hier Gestaltungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Die Personalstärke derart drastisch herunterzufahren, berge Risiken für Zeiten mit vollen Auftragsbüchern, so Schulz.

Zeitdruck hat etwas nachgelassen

„Das Ei des Kolumbus haben wir noch nicht gefunden“, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Immerhin sorge die aktuelle Auftragslage dafür, dass der Zeitdruck für die Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite etwas nachgelassen habe. Er erwartet aber „schwierige Gespräche“. Die Salzgitter AG als anteilige Europipe-Mutter sieht weiter Unwägbarkeiten am Weltmarkt. Geopolitische Interessen und der niedrige Öl- und Gaspreis hemmten weiter die Investitionsbereitschaft potenzieller Europipe-Kunden.

Für MGB, als Vorlieferant weiter wesentlich abhängig von Europipe-Aufträgen, sieht die Salzgitter AG als Konzernmutter aufgrund des ruinösen Preisverfalls durch Billigimporte aus China unverändert den Bedarf an Stellenabbau. In der kommenden Woche wird dort der neue Betriebsrat gewählt. Er wird in die Verhandlungen mit dem Arbeitgeber eintreten müssen, um dessen Pläne, 81 Stellen wegzurationalisieren und 102 auszugliedern, zumindest abzumildern.

Leichte Besserung für Blechwalzwerk

Auch der MGB-Betriebsrat hat eine Beraterfirma eingeschaltet, um den Konzernplänen etwas entgegenzusetzen. Ziel sei es, dass es zu keinen betriebsbedingten Kündigungen komme und das Outsourcing von Stammbelegschaft verhindert werde – so umschreibt der bisherige Betriebsratvorsitzende Wolfgang Lorenz die Marschrichtung. Er weiß aber auch, dass der neuen Arbeitnehmervertretung schwierige Verhandlungen bevorstehen. „Der Vorstand wird sich die roten Zahlen nicht mehr lange ansehen.“

Im Blechwalzwerk von MGB hat sich die Beschäftigungssituation leicht verbessert. Zumindest bis Ende April gibt es dort laut Lorenz Arbeit. Das Rohrbiegewerk könne bis Jahresmitte drei Schichten fahren, bis Jahresende seien die Auftragsbücher zu zwei Dritteln gefüllt.