Dümpten. 180 Kinder besuchen die Astrid-Lindgren-Schule, etliche haben ausländische Wurzeln. Im Unterricht reden sie Deutsch, auf dem Pausenhof einen Mix
Sabir ist neun Jahre alt und spricht drei Sprachen. Zweimal ist er in seinem Leben bislang umgezogen. Von Marokko ging es über Spanien nach Deutschland. Die Landessprache hat er immer gelernt. Sabir spricht Spanisch, Arabisch und Deutsch. Viele der 180 Schüler der Astrid Lindgren-Schule weisen eine ähnliche Biografie auf, alle sprechen sie mehrere Sprachen. Was sie zudem eint: Im Unterricht sprechen sie nur Deutsch.
Safouan, Taha und Sabir stehen auf dem Schulhof und scherzen auf Arabisch. Sobald ein Kind dazu kommt, dass der Sprache nicht mächtig ist, wechseln sie ins Deutsche. „Das machen wir immer so. Sonst verstehen die anderen Kinder ja nicht, was wir meinen und denken, wir machen uns über sie lustig“, erklärt Safouan, der mit seinen Eltern ebenfalls arabisch spricht. „Das ist für sie einfacher und so verlerne ich es auch nicht“, sagt der Schüler. Seine Klassenkameraden mischen zu Hause zwischen der Sprache ihrer Eltern und dem Deutschen. „Mit meinen Geschwistern unterhalte ich mich aber auf Deutsch. Ständig zu wechseln ist kein Problem“, sagt Sabir.
Starthilfe auf Italienisch
Als Hafsa (9) aus Italien nach Mülheim kam, war Melany die einzige Ansprechpartnerin für die Seiteneineinsteigerin der Grundschule, denn auch die Neunjährige kann Italienisch. „Ich habe ihr vieles übersetzt. So waren wir immer viel zusammen und sind Freundinnen geworden. Wenn wir alleine sind, sprechen wir immer noch Italienisch miteinander. Wenn mehrere Mädchen dabei sind, unterhalten wir uns jetzt aber auf Deutsch“, erzählt Melany.
Laras Eltern stammen aus der Türkei, die Neunjährige ist allerdings in Deutschland geboren. Und auch zu Hause wird Deutsch gesprochen. „Nur wenn ich wütend bin, fluche ich auf Türkisch“, gesteht Lara. Auch Emilia (8) unterhält sich im Kreise der Familie nur auf Deutsch, obwohl ihre Eltern eigentlich aus Polen kommen. Bei Miracle (10) ist es ein wilder Mix aus Ghanaisch, Englisch und Deutsch. „Auf eine Sprache konnten wir uns noch nicht einigen“, berichtet sie. So unterschiedlich die internationale Schülerschar den Sprachgebrauch im Privaten handhabt, so einheitlich sind die Richtlinien in der Schule: Im Unterricht wird nur Deutsch gesprochen. „Das finde ich auch gut so“, unterstreicht Sabir. Beim gestrigen Bilderbuchkino durften die Schüler dann aber die Geschichte von der Spinne Otto in ihren Sprachen vortragen. „Wir glauben, dass so das Gemeinschaftsgefühl gestärkt wird. Wichtig ist Toleranz dafür zu haben, dass wir nicht alle gleich sind. Unsere Sprache ist ein großer Teil von uns“, erläutert Schul-Sozialpädagogin Kirsten Heer.