Mülheim. . Am Freitag startet eine Aktionswoche anlässlich des Tages der Muttersprache. 28 Kooperationspartner laden zu mehr als 20 Veranstaltungen ein.
Zum Internationalen Tag der Muttersprache – einem von der Unesco ausgerufenen Gedenktag zur Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit – finden erstmals auch in Mülheim verschiedene Aktionen statt. Unter dem Titel „Mülheim spricht viele Sprachen“ haben sich 28 Partner zusammengetan, darunter Kitas, Schulen, Vereine, Migrantenorganisationen sowie die Bildungsnetzwerke Eppinghofen und Styrum. Zwischen dem 19. und 23. Februar laden sie zu über 20 Aktionen ein.
Am Freitag etwa tritt Senay Duzcu um 20 Uhr in der Feldmann-Stiftung auf, mit Ethno-Standup-Comedy. Unter dem Titel: „Ich bleib’ dann mal hier“ versuche sie, „aus dem Blickwinkel einer türkischen, in Deutschland aufgewachsenen Frau“ davon zu erzählen, „wie ihre Eltern sich auf die deutschen Gepflogenheiten einstellen mussten“, heißt es in der Ankündigung.
Poetry-Workshop an der Willy-Brandt-Schule
In einer 10. Klasse der Willy-Brandt-Schule führt Lyrikerin Lütfiye Güzel am Montag einen Poetry-Workshop durch. Diese Aktion ist, im Gegensatz zu anderen, nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.
Nicht nur um klassisch gesprochene Sprachen geht es, das zeigt ein Angebot vom Dienstag: Ab 18 Uhr dreht sich im Geni-Bildungsinstitut, Oberhausener Straße 127, alles um die Gebärdensprache.
Und auch Dagmar Mühlenfeld mischt mit: Mit anderen liest die Ex-OB am Dienstag, 11 Uhr, in der Stadtteilbibliothek Heißen vor: „Aladin und die Wunderlampe“.
Um Grundzüge der Sprachentwicklung bei Mehrsprachigkeit geht es am Dienstag, 9.30 Uhr, im Familienzentrum Karlchen, Friedrich-Karl-Straße 45. Anhand von Türkisch und Deutsch will Logopädin Özlem Önder Eltern informieren. Am Samstag ab 16 Uhr gibt es in der Stadtbibliothek u.a. mehrsprachige Geschichten und Gesänge sowie ein internationales Büfett.
Menschen mit Staatsangehörigkeiten aus rund 150 Ländern leben in der Stadt
Laut Bildungs- und Sozialdezernent Ulrich Ernst sollen die Aktionen zum einen die grundsätzliche Sprachen-Vielfalt in der Stadt aufzeigen – Menschen mit Staatsangehörigkeiten aus rund 150 Ländern leben hier. Zum anderen sollen sie die Augen dafür öffnen, wie wertvoll die Vielfalt eigentlich ist. „Wir müssen das schätzen lernen und zum Beispiel nicht in gute und vermeintlich weniger gute Sprachen unterteilen.“ Für jedes Kind, das mehrsprachig aufwachse, sei dies eine Bereicherung, so Ernst. Anders, als mancher vielleicht glaube, könnten Kinder sehr gut mit mehreren Sprachen nebeneinander zurecht kommen, „das stört oder hemmt sie nicht“. Die Potenziale, die sich durch gute Beherrschung der Muttersprache(n) ergeben, müssten endlich höhere Anerkennung in der Gesellschaft erfahren.
Den Kindern beim Spracherwerb helfen
Mit 1700 Euro fördert RWE die Aktionen; 1500 Euro kommen aus dem Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds hinzu.
Ab Klasse eins können Kinder Herkunftssprachenunterricht nehmen: eine Stunde wöchentlich in Arabisch, Albanisch, Bosnisch, Italienisch, Kroatisch, Polnisch, Portugiesisch, Spanisch, Russisch oder Türkisch.
Mitorganisatorin Elena Reifenröther (Bildungsnetzwerk Eppinghofen) ist gebürtige Russin, spricht vier Sprachen und hat oft Kontakt zu Kindern mit Migrationshintergrund. Es sei wissenschaftliche erwiesen, sagt sie, „dass Eltern von Anfang an Wert darauf legen sollten, auch die eigene Muttersprache gut beizubringen“. Auf diesem Fundament ließe sich die deutsche Sprache dann viel leichter lernen.