Mülheim.. Am mölmschen Stammtisch im Broicher Café „Mölmsche Leckereien“ wird auf Mülheimer Platt geplaudert. Rund 20 Gäste kamen zur Premiere. Sie tauschten auch viele Erinnerungen aus und plauderten munter in der alten Mundart.

Wer hätte das gedacht? „Dat Huus is vol“ beim ersten mölmschen Stammtisch im Café „Mölmsche Leckereien“ - und die Stimmung gut. „Opfréesche“ (auffrischen) wollen 20 muntere Gäste ihre Kenntnisse im Mülheimer Platt, „wier Mölmsch kallen“ (wieder Mölmsch sprechen). Einige plaudern locker in Mundart drauf los, andere fangen erstmal mit Hochdeutsch an.

Hildegard Breil (Dümpten) trägt zur Erheiterung ihrer Tischnachbarn einen mölmschen Spruch vor: „Sot en Äpken up dat Treppken for Großmudda sinne Dör - hatt en Löksken in sin Röksken, do kikt dat Hemdsklepken för.“ (Saß ein Äffchen auf dem Treppchen vor Großmutters Tür, hatte ein Loch im Röckchen, da schaute sein Hemd hervor).

Zu Hause ging es mehrsprachig zu

Vom Vater hat die „Deern“ das Platt gelernt, ebenso wie Horst Steins. „Mein Vater sprach Mölmsch, meine Mutter Aachener Platt - bei uns zu Hause ging es mehrsprachig zu“, berichtet er lachend und weiß auch noch: „Mein Bruder ging in Saarn in die Lehre und musste mit seinem Lehrmeister Mölmsch sprechen.“

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Steins selbst versteht viel, beim Formulieren hakt es etwas. Viele Begriffe sind ihm, aber auch anderen hier dennoch vertraut. So kennen fast alle noch den „Schmiedeskurasch“, können aufzählen, was in dem Eintopf drin war - „weiße Bohnen, Möhren, Porree“.

„Ich finde es schön, wenn man Heimatliches pflegt“

Die Idee, einen mölmschen Stammtisch einzurichten, hatte Café-Inhaberin Brigitte Ruß schon lange im Kopf, jetzt hat sie sie verwirklicht. „Ich finde es schön, wenn man Heimatliches pflegt“, sagt sie. Unter den Besuchern ist auch Ulrich Rädeker, der Baas der Bürgergesellschaft Mausefalle. „Ich schätze, dass ein Viertel der Mülheimer Bevölkerung das Mölmsche noch versteht. Es ließen sich sicher noch mehr Leute für den Stammtisch rekrutieren“, glaubt er. Hier und heute haben die meisten festgestellt: „Auch wenn man lange nicht Mölmsch gesprochen hat, man kommt schnell wieder rein.“ Einige Gäste üben ohnehin regelmäßig, sie lernen die heimische Mundart in der VHS.

Von welchem „mölmschen Blättsche“ wir Zeitungsleute kommen, will Helmut Becker im fehlerfreien Platt von uns wissen und erzählt dann, dass seine „Äules“ (Eltern) und sein Onkel immer in die Mundart verfielen, wenn er als Junge etwas nicht mitbekommen sollte. Aber wer mit „Ruurwaater chedöppt“ (getauft) sei, der lasse sich nicht so leicht betuppen.

Richtig fließend beherrscht Vera Rüb das Mölmsche und sie hat ihre Freude an der heimischen Sprache wohl weitervererbt. „Meine Tochter hat mir kürzlich vorgeschlagen, wir sollten doch an einem Tag in der Woche einfach mal Mölmsch sprechen“, berichtet sie. So etwas könnte zur weiteren Überlieferung der Mundart beitragen. An Ende wünschen alle sich alles Gute: „Lootend et ink chutt chonn!“