Mülheim. . Sechs Monate dauerten Bohrungen, Hohlraumsuche und Stabilisierungsarbeiten. Heute wird die Langzeitbaustelle abgeräumt .

Exakt ein halbes Jahr haben die Bohr- und Verfüllarbeiten auf einem Grundstück an der Aktienstraße 229/31 gedauert. Heute wird die Baustelle abgeräumt und der Garagenhof freigegeben. Mitarbeiter des Oberbergamtes und der beteiligten Spezialfirma haben ihre Arbeit erledigt. Der Bergschaden ist beseitigt. die Kosten für den Steuerzahler betragen nach ersten Berechnungen 630 .000 Euro.

Gestern Vormittag haben sich Ingenieure der für Bergschäden zuständigen Bezirksregierung Arnsberg und Bauleute vor Ort zur Abschlussbesprechung getroffen. Ihre Bilanz: Bei etwa 80 Bohrungen – teilweise 45 Meter tief – auf der Suche nach Hohlräumen haben sie mehr als 3285 Meter Bohrstrecke erreicht. Mit vielen Lastwagenladungen an Baustoff (2420 Kubikmeter) haben sie die ermittelten Hohlräume nun verfüllt. Im Garagenhof klafft kein Loch mehr.

Erste Lücke im Juli 2015

Als dort der Boden im Juli 2015 zum ersten Mal absackt, wird die Lücke aufgefüllt. Als im August ein tieferes Loch an gleicher Stelle entsteht, greifen die Experten der Bezirksregierung Arnsberg und Spezialfirmen ein, um den Tagesbruch zu sanieren. Rainer Scherbeck (Sachverständiger), Nicole Reinersmann (Bezirksregierung Arnsberg) und Rolf Sommer (Bauleiter), haben bei der Auswertung von Bodenproben ermittelt: „Die Deckschicht über den gefundenen Hohlräumen ist 25 bis 35 Meter mächtig. Wir haben nun alles behutsam mit einer speziellen Emulsion verfüllt“, betont die Projektleiterin Altbergbau. Die Sicherheit für Nachbarn habe stets Vorrang.

Nach Analyse der Bohrkerne gehen die Bergbauexperten davon aus, dass im Bereich der heutigen Aktienstraße 227 bis 233 Menschen um 1800 und später Kohle abgebaut haben. „Die wussten, dass dort Kohle zu holen war. Also haben sie mit Holzstützen einen Schacht in die Tiefe getrieben, bis sie die Karbonschicht erreichten“, sagt Rainer Scherbeck. „Wir haben die Holzreste entdeckt.“

Da hölzerne Wände und Stützen des Schachtes nicht ewig halten, sind sie irgendwann zusammengebrochen. Danach rutscht das Gestein in den Hohlraum des ehemaligen Schachtes, und es entstehen an anderen Stellen Hohlräume. Erdbewegungen tun ihr Übriges, um das Deckgebirge über ausgebeuteten Flözen einbrechen zu lassen. Das setzt sich fort bis an die Oberfläche, wo sich dann unerwartet Löcher auftun. Diese heißen Tagesbruch.

Anwohnerin entdeckte Risse in der Hauswand

„Erst nach 1865 war es nach dem preußischen Berggesetz Pflicht, Schächte, Stollen und Flöze zu kartieren“, ergänzt Andreas Nörthen Sprecher der Bergbauabteilung beim Regierungspräsidium Arnsberg. „Die Grabungsstätte an der Aktienstraße war davor – und folglich nicht bekannt. In der Nähe haben wir auch die Flöze Kreftenscheer 1 und 2.“

„Man weiß nicht, wie lange das Bohren und Verfüllen dauert“, hatte Nörthen im August vorausgesagt. Eigentlich wollte die Mannschaft vor Weihnachten fertig sein. Daraus wurden zwei Monate mehr.

Ursula Fehlings, die mit ihrer Familie an der Aktienstraße wohnt, hat in ihrer Hauswand kürzlich Risse entdeckt und fragt, ob das mit dem Bergschaden in der Nähe zusammenhängt. „Das können nur unsere Fachleute prüfen und beantworten“, sagt Andreas Nörthen.

Kontaktstelle bei Bergbauschäden

Mitarbeiter der Bergbauabteilung bei der Bezirksregierung Arnsberg kümmern sich um Bergschäden. Sollte sich plötzlich irgendwo ein Loch auftun, sollten unvorhersehbar Risse in Hauswänden entstehen, sind sie dafür Ansprechpartner.

In der Nähe des Tagesbruchs an der Aktienstraße hat eine Familie kürzlich Risse in ihrer Hauswand entdeckt. Sie kann bei der Bezirksregierung eine Prüfung anmelden. Kontakt: Tel. 02931/ 82-0; Fax: 02931/ 82-2520; E-Mail: poststelle@bezreg-arnsberg.nrw.de