Stadtmitte. . Die Flüchtlingsinitiative WiM professionalisiert sich, ohne die familiäre Atmosphäre und die Spontanität einzubüßen. Bei der Flüchtlingsinitiative knüpft Stephanie Tapp ein dichtes Netz zu anderen Hilfsorganisationen.
Die Flüchtlingsinitiative WiM professionalisiert sich, ohne die familiäre Atmosphäre und die Spontanität einzubüßen. Die Energie, die von rund 80 ehrenamtlichen Helfern für ihre Arbeit aufgewendet wird, soll schließlich nicht verpuffen, sondern zielgerichtet sein.
Es sind auch erste Ergebnisse zu erkennen: Die Kleidung im Warenlager wird nach neuen Prinzipien geordnet, es gibt nun ein eigenes WiM-Büro mit festen Sprechzeiten und ein Organigramm existiert jetzt auch. Die WiM hatte Glück, dass im Sommer Stephanie Tapp zu ihnen gestoßen ist. Die 39-jährige Geografin und Betriebswirtin hat sowohl berufliche Erfahrungen in der Wirtschaft als auch in einer Elterninitiative einer Kita gesammelt. Und am wichtigsten: Sie hat Spaß daran, Projekte zu managen. „Ich habe damals gleich gesagt, dass ich solche Organisationsaufgaben übernehmen kann“, sagt sie. Da sagte WiM-Initiator Reinhard Jehles gerne Ja.
Jetzt verbringt Stephanie Tapp jeden Tag mehrere Stunden am Vormittag im WiM-Büro. Einige Projekte sind für die nächsten zwölf Monate geplant. Da ist zum Beispiel die bessere Vernetzung mit anderen Hilfsorganisationen. Mit dem Roten Kreuz und den Johannitern läuft es jetzt schon optimal. Dabei geht es vor allem darum, Spenden, die die WiM selbst nicht verwenden kann, schnellstmöglich weiterzugeben. So dass dann andere Stellen davon profitieren können.
Gemeinsame Karnevalsfeier geplant
Ein zweiter Bereich, der ausgebaut werden soll: die Arbeit mit Kindern – kurz: WiM-Kids. „Wir machen die Erfahrung, dass man über die Kinder am besten den Kontakt zu Familien herstellen kann. Sie lernen die Sprache schneller als die Erwachsenen und dolmetschen oft“, berichtet Stephanie Tapp. Im Sommer soll es ein großes Kinderfest geben. Schon jetzt sucht sie nach möglichen Sponsoren. Bisher hat sie bei Kontaktaufnahmen zu Firmen nur gute Erfahrungen gemacht – etwa bei der Nikolaus-Aktion im vergangenen Jahr: „Die Firmen sind meistens froh, wenn man ihnen einen konkreten Anlass nennt. Und spenden dann gerne.“ Zur Zeit laufen auch die Vorbereitungen dafür, die WiM in einen eingetragenen Verein zu verwandeln. Dann können auch leichter Spendenquittungen ausgestellt werden. Schließlich sollen auch die Hilfstransporte in Flüchtlingslager ausgebaut werden.
Ist das nicht vielleicht manchmal zu viel für ein ehrenamtliches Engagement? Stephanie Tapp ist verheiratet und Mutter von drei Kindern. „Ich habe meine Kinder schon oft mitgenommen. Sie haben die Menschen hier kennengelernt. Sie kennen vor allem auch die Flüchtlinge. Dieses Konkrete ist es, was mich von Anfang an der WiM begeistert hat.“ Dieser spezielle Charakter soll auch durch eine Professionalisierung der Arbeit nicht verloren gehen. Ganz im Gegenteil: Er bildet die Basis dafür.
Der nächste Höhepunkt steht am heutigen Rosenmontag bevor: Dann werden Aktive und Flüchtlinge am WiM-Kaufhaus an der Friedrich-Ebert-Stiftung gemeinsam Karneval feiern. Und Polonaise, Schunkeln und Helau-Rufen wird mit den Flüchtlingen auch schon seit Tagen geübt. Das Interesse am deutschen Brauchtum war bei vielen Flüchtlingen schon im Vorjahr groß.
WiM-Initiator Reinhard Jehles findet: „Die Berichterstattung hat sich geändert.“ Er hat nichts dagegen, dass Probleme benannt werden. Ihm ist aber die Ausgewogenheit wichtig. Es laufe vieles gut.
Das Spendenaufkommen bei Bekleidung ist inzwischen zurückgegangen, aber irgendwann sind die Schränke auch mal leer. Spenden von Unternehmen seien dagegen weiterhin stabil, so Jehles.