Mülheim. . Winterhilfe für Flüchtlinge aus Übersee: Wie 500 warme Jacken aus einer Großspende eines australischen Multimillionärs bei der WiM in Mülheim landeten.
Nur im Märchen fallen die Goldtaler vom Himmel – aber ein bisschen so kam sich Reinhard Jehles von der Flüchtlings-Initiative WiM in der Nacht zum Dienstag wohl auch vor. Es waren zwar keine Geldstücke, sondern 500 warme Herren-Winterjacken, und sie kamen auch nicht von oben, sondern eher von ganz unten. Von „Down Under“, aus Australien. Spät in der Nacht, gegen halb eins, hatte sich Arnd Boekhoff von der Hamburger Initiative Hanseatic Help per Mail bei Jehles gemeldet und ihm die 500 Jacken für die Mülheimer Flüchtlinge offeriert.
Die ersten Jacken dürften schon am Dienstagabend ihre Träger bei Minusgraden gewärmt haben. „Das ist kein Zufall mehr, das ist schon Fügung“, kommentiert Jehles. Man könnte auch sagen: Viele Menschen haben für das Ziel, anderen schnell und unbürokratisch zu helfen, an einem Strang gezogen.
Ehrenamtliche sammeln Kleiderspenden
Aber von vorn: Hanseatic Help macht in Hamburg und Umgebung das, was Willkommen in Mülheim (WiM) an der Ruhr macht: Ehrenamtliche Männer und Frauen sammeln Kleider- und andere Spenden und verteilen sie an jene, die es nötig haben. In größerem Maßstab, denn in Hamburg kamen 2015 rund 70.000 Flüchtlinge an.
Nun beherrscht das Thema ja nicht nur hierzulande die Schlagzeilen, ein Bericht der im Spätsommer am Münchener Hauptbahnhof gestrandeten Flüchtlinge erreichte auch die Nachrichten in Australien. So, berichtet Arnd Boekhoff, habe Henry Ngai davon erfahren, dem das Papierunternehmen ABC Tissue gehört. Diese Firma ist bekannt für ihr Toilettenpapier, und Multimillionär Ngai für sein großes Herz. Er hatte wohl den deutschen Winter vor Augen, als er sich zur Spende von 106 100 Jacken für Deutschland entschloss.
Absprache per nächtlichem Telefonat
40.000 Winterjacken gingen an das Deutsche Rote Kreuz, doch der weitaus größte Teil, über 60 000 Stück, verteilte Hanseatic Help gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen übers ganze Land aus großen Seecontainern, die in Berlin, München, Heidelberg angeliefert wurden – und für NRW eben in Köln. Die gebürtige Mülheimerin Janina Alff lebt in Hamburg, hilft bei Hanseatic Help mit und kennt WiM: So kontaktierte Arnd Boekhoff noch aus Köln Reinhard Jehles, und in einem nächtlichen Telefonat wurde alles besprochen.
Als der Laster am Dienstagmittag auf den Hof der WiM-Spendenannahme in Saarn rollte, hatte Reinhard Jehles das Schild „Thank you Mr. Ngai“ samt Australischer Flagge schon fertig. „Im Improvisieren sind wir groß“, lachte er. Was wieder mal bewiesen wurde. Der größte Teil der Jacken wurde übrigens schon am Nachmittag von DRK- und Johanniter-Helfern abgeholt und in die Flüchtlingseinrichtungen an der Holzstraße und am Kirmesplatz gebracht.