Mülheim. . Beim WAZ-Lesercafé in Mölleckens Altem Zollhaus machten die Besucher ihrem Ärger über zu viele Autos in ihrem Stadtteil Luft und lieferten Lösungsvorschläge.
Im WAZ-Lesercafé, das Station in Speldorf gemacht hat, kristallisierte sich einmal mehr heraus: Die Duisburger Straße bleibt vielen Speldorfern ein Dorn im Auge. Zu viel Verkehr rausche durch ihr Ortzentrum, vor allem viel zu viele Lkw. Oft gebe es wegen Überlastung Staus „bis rauf zum Raffelberg“. Zudem werde gerast. „Der ganze Durchgangsverkehr sollte über die Weseler Straße fließen“, finden die Besucher. Mancher hat auch einen Lösungsvorschlag parat. „Man sollte die Duisburger von der Karlsruher Straße aus in Richtung Stadt bis zur Heerstraße sperren und den Verkehr nur stadtauswärts zulassen – einfach mal probeweise“, findet Ulrich Kühn, erntet jedoch auch Widerspruch. Andere Leser regen ein Lkw-Durchfahrtsverbot an – oder eine Geschwindigkeitsbegrenzung. „Zwischen der Unterführung und der neuen Hochschule in Broich gilt ja schon Tempo 30. Warum nicht auch hier vor den Speldorfer Geschäften?“
Die entsprechende Anfrage habe die Interessengemeinschaft Speldorf Anfang Januar im Rathaus gestellt, berichtet Ladeninhaber Andreas Uhlmann. Mit wenig Erfolg. „Die Duisburger Straße ist eine Hauptverkehrsachse und hat die Funktion, Duisburg und Mülheim zu verbinden“, erklärt auf WAZ-Anfrage Peter Rödel (Ordnungsamt). Sie gehöre zu den wichtigen Verbindungsstraßen. Daher könne man dort keine Tempo-30-Zone einrichten. Auch die punktuelle Herabsetzung der Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h sei abzulehnen, weil „keine Gefahrensituation erkennbar ist“. Anders sei das im unfallträchtigeren Bereich der Unterführung sowie vor der neuen Hochschule mit (künftig) vermehrt querenden Fußgängern.
Ähnlich äußert sich Helmut Voß (Amt für Verkehrswesen), erinnert daran, dass es zudem große bauliche Hürden gebe. Er erklärt jedoch, dass es laut Beschluss der Verkehrsminister wohl künftig weitergehende Ausnahmen zur Tempo 50-Regel geben soll. Wenn dazu genauerer Ausführungen erfolgten, könne das Thema Tempo 30 in Speldorf erneut geprüft werden. Auch ein Lkw-Durchfahrtsverbot auf der Duisburger hält Peter Rödel für unsinnig. „Wie sollten denn dann beispielsweise die Geschäfte und Firmen beliefert werden?“, fragt er. Zudem sei das Lkw-Aufkommen gar nicht so groß.
Vorfreude auf das neue Depot
Ein Ärgernis ist für viele Anlieger zudem die unklare Verkehrssituation im Gebiet Am Halbach, einer Stichstraße von der Saarner Straße, in der vor rund sieben Jahren das Seniorenheim Marienhof, ein Ärztehaus sowie eine Siedlung mit Eigenheimen angesiedelt wurde. Anwohner Heribert Becker beklagt wildes Parken: „Die Autos stehen komplett auf dem Bürgersteig, so dass die alten Leute mit ihren Rollatoren auf die Fahrbahn ausweichen müssen.“ Hinweisschilder auf Parkverbote suche man vergebens. Auch Heinz Heisterkamp, ebenfalls Anwohner, klagt: „Bei uns ist ständig alles zugeparkt, so dass ich nicht auf meinen Stellplatz komme.“ Die Stadt sieht keine Handlungsmöglichkeit für diesen Bereich, denn die Fläche gehöre offiziell noch dem Bauträger. Der Schritt, sie der Stadt zu übergeben, damit sie als öffentliche Verkehrsfläche umgewidmet werden könne, sei noch nicht vollzogen, berichtet Stadtsprecher Volker Wiebels. „Rechtlich ist das noch eine Privatstraße.“ Damit seien der Stadt die Hände gebunden.
Mit viel Vorfreude erwarten die Besucher des WAZ-Leser-Cafés die Eröffnung des Rewe-Marktes im Depot, die für Mitte April geplant ist. „Problemtisch könne es allerdings mit der Zufahrt an der Karlsruher Straße werden“, glauben einige. Möglicherweise könne es da zu Staus kommen.
Das Einzelhandelsangebot im Stadtteil sei ansonsten „nicht so doll“, immer wieder müssten Geschäfte zumachen, es gebe auch einige Leerstände. Einer davon ärgert die Speldorfer seit Jahren. Es handelt sich um das ehemalige Accos-Gebäude an der Duisburger Straße, das zudem hässlich sei. „Vor einem Jahr wollten wir eine Verschönerungsaktion starten und die großen leeren Schaufenster mit schönen Bildern bekleben lassen“, berichtet Andreas Uhlmann von der Speldorfer IG. Die Eigentümerin habe das aber nicht gewollt. Sie sage seit Jahren, dass sie das Haus verkaufen wolle, aber das geschehe nicht. Ute Möhlig vom Speldorfer Bürger- und Kurverein gab den WAZ-Café-Besuchern am Ende Folgendes mit auf den Weg: „Wir sollten nicht woanders hinfahren, sondern Speldorfer Läden nutzen, damit sie auch bestehen bleiben.“