Altstadt. . Seit sechs Wochen gilt in der Altstadt das Bewohnerparken.Während Anlieger die Regelung loben, fühlen sich Arbeitnehmer ausgesperrt

Das Bewohnerparken hat tagsüber das Straßenbild in der Altstadt verändert. Dort, wo sich bis November viel Blech aneinanderreihte, haben Fußgänger jetzt Bewegungsfreiheit. Anlieger benachbarter Straßen klagen jedoch darüber, dass sie vor der Haustür am Tag keinen Parkplatz mehr finden, sie viel Zeit mit der Suche einer freien Fläche im Viertel vergeuden. „Begünstigen wir eine Seite, wird die andere benachteiligt“, hatte Verkehrsplaner Roland Jansen bereits bei der Vorstellung des Bewohnerparkens gesagt. Bis Ostern wollen seine Kollegen die Situation beobachten und Daten auswerten.

„Es tut wirklich gut, zum Einkaufen zu fahren und bei der Rückkehr in der Nähe des Hauses einen freien Parkplatz zu haben“, sagt ein Anwohner des Hagdorns. Die Bewohnerparkregelung in der Altstadt empfindet er als Segen. „Früher ist alles nach dem Motto: ,Weggefahren, Parkplatz zugefahren’ gelaufen.“ Er betrachtet die 30 Euro für den Anwohnerparkschein als gute Investition in stressfreies Nach-Hause-Kommen.

Krankenschwester fühlt sich ausgesperrt

Eine Krankenschwester, die im Schichtdienst im Marienhospital arbeitet, fühlt sich dagegen ausgesperrt. „Ich muss mir jetzt mühsam einen Parkplatz suchen, obwohl das mit einem Mini leichter ist als mit einem großen Auto. Nach Dienstschluss weiß ich allerdings manchmal nicht sofort, wo mein Wagen steht, weil es täglich eine andere Stelle ist“, sagt sie. Es bleibe ihr keine andere Wahl, weil sie aus Dinslaken nicht mit der Bahn anreisen will. „Da verliere ich wertvolle Stunden meiner Freizeit.“

Erstes Testgebiet in der Stadt

Der Kirchenhügel ist der erste Siedlungsbereich der Stadt, in dem es Anwohnerparken gibt. In anderen Städten bestehen solche Regelungen dagegen schon seit vielen Jahren. Rund 400 Parkplätze, die einst Dauerparker nutzten, kosten jetzt Gebühren (in der Karte rot). Bewohner können diese Stellplätze mit Ausweis hinter der Windschutzscheibe fast kostenlos nutzen.

Im Technischen Rathaus beantragen immer noch einzelne Anlieger ihren Bewohnerparkausweis. Es gibt auch Straßen, auf denen ausschließlich Anlieger parken dürfen (in der Karte blau).

649 öffentliche Stellplätze sowie 450 private Flächen und Garagen haben die städtischen Verkehrsplaner insgesamt bei Zählungen im Testgebiet ermittelt. Demnächst wollen sie erneut zählen und beobachten, wie sich das Bewohnerparken entwickelt, wie hoch der Parkdruck in angrenzenden Vierteln ist.

Verlieren könnte ein Betrieb in der Altstadt vielleicht auch Mitarbeiter, weil diese jetzt keinen freien Parkplatz mehr neben der Tür der Firma haben. Das hat Roland Jansen bereits gehört. „Natürlich drängen Parkplatzsucher nun in die Nachbarstraßen des Geltungsbereiches für das Bewohnerparken. Es gibt immer ein Für und Wider bei einer Regelung.“

Belastbares Zahlenmaterial haben die städtischen Verkehrsplaner bisher nicht. Erst im Februar wollen sie erneut zählen, welches Auto wie lange wo parkt. Nach Auswertung dieser Daten und der Vorschläge der Bewohner des Kirchenhügels, werden sie – wie versprochen – notwendige Korrekturen vornehmen. Ob es mehr oder weniger Anwohnerparkplätze gibt, ist daher noch völlig offen.

Während am Lohscheidt vor der Häuserzeile Bewohner heute schnell einen Parkplatz finden, sind Anlieger der Dimbeck frustriert, weil dort nun auch Schüler vom Berufkolleg Kluse parken. „Können die nicht mit der Bahn kommen und mal ein paar Meter laufen?“, fragt eine Anliegerin.