Mülheim. Auch mit 74 ist der Mülheimer Dietmar Bruker noch ein reger Erfinder. Manche seiner Artikel verkauften sich „wie verrückt“.
Mit 13 oder 14 hat Dietmar Bruker sein erstes Moped zerlegt. Nicht auf der Straße, in der Werkstatt. „Wenn sich ein Motor gedreht hat, musste ich einfach wissen, warum“, so der 74-Jährige. Beim Zusammenbau vergaß er, die Unterlegscheiben wieder einzulegen. Ein Fehler, der ihm zeigte, „wie wichtig es ist, im Detail genau zu sein“. Aus dem unbedarften Schrauber wurde in 60 Jahren ein präziser Erfinder.
Auf der PSI in Düsseldorf, der laut Veranstalter größten Werbeartikel-Messe Europas, hatte Bruker gerade erst wieder einen erfolgreichen Auftritt: Er stellte seinen Carry-Handler vor: einen aus Polyamid hergestellten Griff, der das Tragen schwerer Einkaufstüten leichter machen soll. „Das ist ein Boom-Artikel“, so der Tüftler, „vor allem als Werbeträger.“ Vertreter von mehr als 120 Firmen hätten sich für die Erfindung made in Mülheim interessiert. Kugelschreiber mit Werbelogos, so habe er immer wieder gehört, hätten die Kunden ja längst genug – aber der Carry-Handler, „der gehöre in die Handtasche einer jeden Frau“.
Ausbildung auf einer Schiffswerft
Die Technikbegeisterung brachte Bruker als Teenager auf eine Schiffswerft in Ruhrort. Er ließ sich zum Maschinenbauer ausbilden, sammelte später Erfahrung im Flugzeugbau. 1995 machte er sich selbstständig im Rohrleitungsbau, war weltweit auf Montage. Auch als Außendienstler in der Wasseraufbereitung war er zwischenzeitlich zugange. „Nebenher aber hatte ich immer Zeit für Erfindungen.“ 1963 trat er erstmals damit auf, bei einer Messe in Wien. Obwohl überzeugter Nichtraucher, hatte er einen Zigarettenspender erdacht, der sich gut machte auf einem Schreibtisch im Büro der damaligen Zeit. Schon dieser fand guten Absatz als Werbeträger; „ich habe die Idee für 2000 Mark verkauft“.
Auch an eine Erfindung aus 1976 erinnert sich der Mülheimer gern: Über eine halbe Million Mal habe er den „Kfz-Düsenreiniger“ an den Mann gebracht, eine Nadel, mit der sich Spritzwasserdüsen von Autos säubern ließen. Dieser Coup habe ihm sogar einen Fernsehauftritt eingebracht: in Hans-Joachim Kulenkampffs Sendung „Wie hätten Sie’s denn gern?“.
Partner für Herstellung und Vertrieb zu finden ist nicht immer einfach
Seit zehn Jahren ist Bruker Rentner; die Kreativität aber kennt keinen Ruhestand. „Die Ideen sprudeln nur so.“ Das nehme fast überhand, und seine Frau beschwere sich schon manchmal. Neben dem Carry-Handler ist kürzlich etwa die Fensterbremse entstanden, die gekippte Fenster offen hält, oder die Tischklemme, die Decken fixiert. Auch diese führte ihn ins Fernsehen, mit einem schönen Gag: Im Format „Einfach genial“ des MDR habe die Feuerwehr mit Spezialgerät Windstärke neun simuliert – „und meine Klammern hielten“.
Sie verkauften sich seither „wie verrückt“. Reich sei er trotzdem nie geworden, „ich hatte ja auch mal Flops“. Es sei nicht immer leicht, Partner für Herstellung und Vertrieb zu finden. Trotzdem hoffe er, dass er ganz bald jemanden findet, der die Lust am Erfinden teilt oder ein guter Kaufmann ist. „Es ist mein Herzenswunsch, das Geschäft langsam zu übergeben.“
Wer Kontakt zu Dietmar Bruker aufnehmen möchte, erreicht ihn unter d-bruker@gmx.de. Dort erfahren Interessierte zum Beispiel, wie sie an seine Erfindungen kommen, und was diese kosten.
Brukers Ideen entstehen zumeist am Schreibtisch und in seiner Werkstatt im Gewerbegebiet Langekamp. Dort hat er ein Lager mit über 10 000 Produkten.
In seiner Freizeit ist er für den Senior Experten Service im Einsatz, reist um die Erde, um Erfahrungen weiterzugeben, Menschen an Technik heranzuführen. In Namibia etwa zeigte er Schlossern, wie sie Rollstühle bauen.