Mülheim. Mitarbeiter der Arbeitsagentur Mülheim gehen vor Ort in die Unterkünfte der Flüchtlinge und loten mit ihnen gemeinsam Job-Perspektiven aus.
In diesem Jahr werden die Arbeitslosenzahlen steigen, sagt Jürgen Koch, Leiter der Arbeitsagentur voraus. Das liegt vor allem an der Zuwanderung, die er aber auch als Chance sieht. Er selbst hat schon viele Flüchtlingseinrichtungen besucht und ist davon überzeugt, dass die ganz überwiegende Mehrzahl motiviert ist. Wichtig sei, dass schnell etwas passiere. Zum Stichtag 30. November lebten in der Stadt knapp 2000 Menschen, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz bezogen.
Flüchtlinge„Besonders wichtig ist es, die einzelnen Talente der Menschen zu entdecken, sie zu fördern und für die Wirtschaft nutzbar zu machen“, betont Koch, der davon überzeugt ist, dass jeder Mensch gute Talente und Fähigkeiten mitbringt. Deshalb setzt die Arbeitsagentur Talentscouts ein, die das Potenzial der Flüchtlinge ausloten und mit ihnen überlegen, was sie für die Zukunft brauchen. Für diese Beratung, die erst vor wenigen Wochen angelaufen ist, werden die Flüchtlingsunterkünfte und Sprachkurse aufgesucht. In Mülheim sind damit zwei Mitarbeiter betraut, die auch über Fremdsprachenkompetenz verfügen. Da die Flüchtlinge in Mülheim noch überwiegend dezentral untergebracht sind, ist das ein mühsameres Geschäft als in Oberhausen, wo die Menschen in größeren Unterkünften leben.
Die Sprache ist der Schlüssel
Im Arbeitsamtsbezirk wurden bereits 500 Flüchtlinge beraten, für über 300 wurden Sprachkurse des Arbeitsamtes eingerichtet, drei haben Aussicht auf eine Arbeit, einer eine Ausbildung erhalten sowie zehn können sich auf Probe bewähren, eine Einstiegsqualifizierung wurde vermittelt. Nach zwei Monaten sei bereits viel erreicht, „aber wir werden jetzt erst ordentlich Fahrt aufnehmen“, so Koch. Ziel sei, Mitte des Jahres die Hälfte der Flüchtlinge erreicht zu haben. Koch hofft, dass viele Betriebe Flüchtlingen eine Chance geben, was auch finanziell gefördert werde. Die Wirtschaft profitiere von den Flüchtlingen. Alleine das DRK habe 100 Stellen gemeldet, aber auch der Bau und die Ausstattung der Unterkünfte schaffe oder sichere Beschäftigung.
Zukünftig strebt Koch gemeinsam mit der Stadt einen „Integration Point“ an, wie er jüngst in Oberhausen als zentrale Anlaufstelle für die Flüchtlinge eröffnet wurde, damit sie zentral aus einer Hand beraten werden können. Junge Menschen sind die Zielgruppe für ein geplantes Sommercamp. In den Ferien sollen dann Flüchtlinge Einblicke in die Berufswelt erfahren, aber auch die Region kennenlernen. Nach einem Vorbild aus Gladbeck sollen so praktische Erfahrung und Kontakte vermittelt werden, der Spaß aber nicht zu kurz kommen. Bei Flüchtlingsprojekten wird die Agentur auch mit der Berufsbildungswerkstatt kooperieren. „Wenn wir es gut machen und wir uns Zeit nehmen, steckt da ein Potenzial“, ist sich Koch sicher.
Mit dem Tag ihrer Registrierung ist die Agentur für Flüchtlinge zuständig, auch wenn diese für die ersten drei Monate nicht arbeiten dürfen. Das hält Koch auch für wichtig, schließlich müssen die Menschen erst einmal ankommen und sich in der Stadt zurechtfinden. Oberste Priorität habe immer der Spracherwerb, mit dem könne schon während der Sperre begonnen werden.