Mülheim.. Um schnell in Arbeit zu kommen, müssen Flüchtlinge zunächst Deutsch lernen. Mittel und Personal für Sprachkurse werden daher dringend benötigt.
Seit sechs Monaten lebt Mohammad Ayham Tarsha nun in Mülheim. Seitdem hat der 23-Jährige schon gut Deutsch gelernt, erst übers Internet, nun besucht er seit kurzem einen Sprachkurs in der Volkshochschule. Dort finden derzeit zahlreiche Integrations- und Sprachseminare statt. Drei dieser Kurse werden von der Bundesagentur für Arbeit (BA) finanziert. Denn die Sprache ist die Basis, um Flüchtlinge wie Mohammad schnell in Arbeit, Ausbildung oder Studium zu vermitteln. Sogenannte Talentscouts der Arbeitsagentur beraten die Sprachschüler in der VHS und auch in der Willy-Brandt-Schule.
Mittlerweile kann Mohammad schon einfache Gespräche auf Deutsch führen und sich gut verständigen. Der Rest läuft auf Englisch oder mit Händen und Füßen. So auch im Gespräch mit Nina Ferger, die als Talentscout die Flüchtlinge berät. Mohammad breitet seine Abschlusszeugnisse aus Syrien vor sich auf dem Tisch aus. „Ich habe einen Bachelor im Bauingenieurswesen und den Master angefangen“, erklärt er. „Dann musste ich mein Studium abbrechen und aus Syrien fliehen.“ Nun wünsche er sich, schnell wieder in diesem Bereich Arbeit zu finden und den Master abschließen zu können. Welche zusätzlichen Qualifikationen er dafür braucht, erklärt ihm Nina Ferger. Sie notiert alle Daten, die dann bei der Agentur ins System eingepflegt werden. Die Arbeitsvermittler können dann einen Praktikumsplatz für Mohammad suchen und eine Hochschule kontaktieren.
Jeden Zehnten in Arbeit bringen
„Wichtig ist, dass alle Kompetenzen zusammenlaufen“, erklärt Jürgen Koch, Leiter der Arbeitsagentur Mülheim/Oberhausen. Das Ziel: „Im kommenden Jahr wollen wir jeden zehnten Flüchtling in Arbeit bringen.“ Dafür will die Agentur möglichst viele Asylsuchende beraten und verstärkt in Betrieben werben, sich für Flüchtlinge zu öffnen. „Zurzeit haben wir Zusagen von 35 Betrieben in Mülheim und Oberhausen.“ Nun heißt es also, Vertrauen bei Unternehmern zu schaffen, zu informieren und zu beraten.
„Das sind erste Ansätze, die Mammutaufgabe der Integration zu stemmen“, sagt Sozialdezernent Ulrich Ernst. Rund 100 Menschen sind zurzeit in offiziellen Sprachkursen untergebracht, wenngleich viele privat von Ehrenamtlichen unterrichtet werden. „Ansonsten gibt es keine öffentlich finanzierten Sprachförderungen“, mahnt Ernst. „Da muss mehr passieren.“ Zwar leisten viele Ehrenamtliche gute Arbeit, wichtig sei dennoch, die Sprachförderung auf eine professionelle Ebene zu heben – schließlich geht es darum, offizielle Abschlüsse zu erlangen. „Wir brauchen rund 500 000 Euro für 2016, um den Spracheinstieg zu gewährleisten.“ Immerhin rechnet die Stadt im kommenden Jahr mit ca. 2000 Menschen, die eine Sprachförderung benötigen. „Wir müssen dringend mehr investieren, wenn nötig aus kommunalen Mitteln.“ Denn gerade von den Anstrengungen am Anfang hänge ab, ob das Potenzial genutzt werden kann, „ob aus einem Menschen ein Leistungsträger oder -empfänger wird“, so Ernst.